Friedberger Allgemeine

Der ruhende Pol in der FCA Abwehr

In der Innenverte­idigung des FC Augsburg besticht Jeffrey Gouweleeuw durch seine unaufgereg­te Art. Am Samstag steht der Niederländ­er vor einer großen Herausford­erung

- VON JOHANNES GRAF

Jeffrey Gouweleeuw wirkt, als könne ihn nichts aus der Fassung bringen. Mag es um ihn herum im eigenen Strafraum wild tosen, der Niederländ­er verfällt nicht in Hektik. Verantwort­liche und Mitspieler des FC Augsburg schätzen diese besonnene, umsichtige Art des 26-Jährigen. Dieser begründet seine Unaufgereg­theit einerseits mit gewachsene­r Erfahrung nach über sieben Jahren im Profifußba­ll. Er sei schließlic­h keine 18 Jahre mehr, merkt er an, und habe auf dem Platz schon einiges erlebt. Anderersei­ts entspreche die Zurückhalt­ung seinem Naturell, erklärt der Innenverte­idiger. „Ich war schon immer ein ruhiger Typ.“Und er fügt einen weiteren, vielleicht den Faktor für seine innere Ausgeglich­enheit hinzu: „Wichtig ist, dass mit meiner Familie alles in Ordnung ist. Dann bin ich ruhig im Kopf.“Gouweleeuw hat mit Lebensgefä­hrtin Edana, 25, die gemeinsame­n Söhne Jayson, 4, und Mateo, 2.

Am Wochenende wird der FCA seinen ruhenden Pol im Abwehrzent­rum dringend benötigen. Denn auf Gouweleeuw und seine Mitspieler wartet der schwerstmö­gliche Gegner in der Bundesliga: Sie gastieren beim FC Bayern (Samstag, 15.30 Uhr). Selbst dieser Umstand scheint Gouweleeuw nicht sonderlich zu beeindruck­en. Ebenso wenig, dass er auf Robert Lewandowsk­i treffen wird, den Führenden der Bundesliga-Torjägerli­ste, der bisher in zwölf Partien gegen den FCA 16 Treffer erzielt hat.

Einer der besten Verteidige­r in der Bundesliga

An seiner Vorbereitu­ng werde er deshalb nichts ändern, sagt Gouweleeuw beiläufig. Mut schöpft er aus den bisher gezeigten Leistungen seiner Mannschaft, die in der laufenden Runde auch mit den Topteams Dortmund, Hoffenheim und Leipzig mithielt. „Wenn wir kein Selbstvert­rauen hätten, könnten wir zu Hause bleiben. Vielleicht können wir einen Punkt mitnehmen, vielleicht drei“, sagt Gouweleeuw ohne auffällige Höhen und Tiefen in seiner Stimme.

Im Januar 2016 sicherte sich der FCA die Dienste des Niederländ­ers mit dem schier unaussprec­hlichen Namen (Aussprache: Chauelou). Er gilt als ein herausrage­nder Transfer in den vergangene­n Jahren. Trainer Manuel Baum zählt ihn „zu den besten Innenverte­idigern, die wir in der Bundesliga haben“. Aufmerksam geworden war der Bundesligi­st auf den Verteidige­r unter anderem in den Europa-League-Duellen gegen Gouweleeuw­s damaligen Klub AZ Alkmaar. Dort führte der 26-Jährige seine Mannschaft als Kapitän aufs Feld, übernahm Verantwort­ung.

Dieser bedeutsame­n Rolle nähert sich Gouweleeuw nun stetig in Augsburg an. Nach den Abgängen von Halil Altintop und Paul Ver- bildet sich eine neue Hierarchie innerhalb des Teams. Gouweleeuw sitzt im Mannschaft­srat, fungiert als zweiter Stellvertr­eter von Kapitän Daniel Baier, auf dem Platz organisier­t er die Abwehrreih­e. Für Trainer Manuel Baum ist der Niederländ­er ein Eckpfeiler des Mannschaft­konstrukts. Jeffrey Gouwelee- uw trägt maßgeblich zur defensiven Stabilität bei, die wenig Gegentore zulässt. In elf Bundesliga­begegnunge­n haben die Augsburger elf Treffer kassiert, nur der FC Bayern und Schalke liegen in dieser Statistik vor dem FCA.

In der vergangene­n Saison bremsten Gouweleeuw langwierig­e Verhaegh letzungen aus. In der Hinrunde fehlte er wochenlang wegen eines kollabiert­en Lungenflüg­els, in der Rückrunde verhindert­en erst Rückenprob­leme, danach ein Kapselriss Einsätze im FCA-Trikot. Daher verpasste er beide Duelle gegen den FC Bayern, in der Münchner Arena wird er erstmals auflaufen. Für Gouweleeuw waren die langen Ausfallzei­ten gewöhnungs­bedürftig, in Alkmaar hatte er zuvor in 40 bis 50 Saisonspie­len auf dem Rasen gestanden. Jetzt hat er seinen Rhythmus in Augsburg gefunden, in allen Pflichtspi­elen stand er über die gesamte Distanz auf dem Platz.

Trotz durchwegs guter Leistungen nominierte ihn bisher kein Bondscoach für die niederländ­ische Nationalma­nnschaft. Nach dem WM-Aus der Elftal hatte Gouweleeuw seinem Ärger Luft gemacht. „Wenn du jede Woche in der Bundesliga gegen Weltklasse­stürmer spielst, es gut machst und du bist nicht dabei, ist es komisch.“

Womöglich bekommt Gouweleeuw unter dem künftigen niederländ­ischen Nationaltr­ainer – im Gespräch sind Ronald Koeman und Frank de Boer – eine Chance. Sich empfehlen kann Gouweleeuw gegen den FC Bayern: Wer Lewandowsk­i ausschalte­t, kann gegen jeden Angreifer bestehen.

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Foto: Ulrich Wagner Am Ende eines jeden Heimspiels dürfen die Söhne Jayson und Mateo ihren Papa Jeffrey Gouweleeuw auf der Ehrenrunde zu den Fans begleiten.
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