Friedberger Allgemeine

Einbrecher gehen in Südeuropa ins Netz

Wenn Täter in Wohnungen eindringen, hat das für die Opfer oft traumatisc­he Folgen. In der Region gibt es deutlich mehr Fälle als vor einigen Jahren. Nun vermeldet die Augsburger Kriminalpo­lizei einen Ermittlung­serfolg

- VON JAN KANDZORA

Region Für die Opfer ist es oft ein Albtraum. Wenn Einbrecher in Wohnungen einsteigen und in Privathaus­halten Beute stehlen, hinterlass­en sie nicht nur materielle­n Schaden. Betroffene müssen oft genug auch mit psychische­n Langzeitfo­lgen kämpfen. Es gibt Experten, die sagen, dass zehn Prozent aller Menschen, bei denen eingebroch­en wurde, eine behandlung­sbedürftig­e psychische Erkrankung erleiden.

Keine kleine Zahl – insbesonde­re dann nicht, wenn man sich vor Augen führt, wie oft es zu Wohnungsei­nbrüchen kommt. Jede Woche meldet die Polizei mehrfach Einbrüche in der Region. Zwei Beispiele der letzten Wochen: Ein Unbekannte­r drang in der Augsburger Innenstadt in ein Einfamilie­nhaus ein. Vermutlich gelangte er über ein geöffnetes Fenster im ersten Stock hinein und durchsucht­e die Räume. Der Täter stahl einen Rucksack und eine Flasche Wodka, das war’s. Die Situation hätte schlimm ausgehen können, denn der Hausherr war während des Einbruchs anwesend. Er schlief, während der Fremde durch seine Wohnung schlich. Beispiel zwei: Ein Anwohner in der Firnhabera­u bemerkte, wie jemand im Haus nebenan das Licht anknipste und im Obergescho­ss umherging. Die Nachbarin ist wohl aus dem Urlaub zurück, dachte der Mann. Stattdesse­n hatte ein Einbrecher ein Fenster aufgebroch­en und war so in das Gebäude eingedrung­en.

Die Zahl der Wohnungsei­nbrüche in der Region ist in den vergangene­n Jahren generell deutlich gestiegen, zuletzt allerdings nahm sie ab: 641 solcher Fälle zählte das Polizeiprä­sidium Schwaben Nord noch im Jahr 2015, ein Jahr später waren es 550. Zugleich erhöhte sich die Quote der Fälle, die die Polizei als aufgeklärt verbucht: Sie lag in der Region zuletzt bei 28,5 Prozent – und damit deutlich höher als im Bundesdurc­hschnitt. Nun vermeldet die Polizei einen Ermittlung­ser- Elf mutmaßlich­e Mitglieder von vier internatio­nal tätigen Einbrecher­banden sitzen nach umfangreic­hen Ermittlung­en der Kriminalpo­lizei Augsburg in Untersuchu­ngshaft. Sie sollen für fast 80 Einbrüche verantwort­lich sein, die meisten davon im Großraum Augsburg. Nach Erkenntnis­sen der Kripo haben die vier eigenständ­ig agierenden Tätergrupp­ierungen bei ihren Einbruchss­erien Beute in Gesamthöhe von 260 000 Euro gemacht.

Die Ermittlung­en reichten dabei über die deutschen Bundesgren­zen hinaus: Einer der mutmaßlich­en Einbrecher, ein 29-jährigen Rumäne, wurde in der spanischen Hafenstadt Alicante festgenomm­en. Er wurde Ende August durch die spanischen Behörden ausgeliefe­rt. Der Mann soll Mitglied einer vierköpfig­en rumänische­n Gruppierun­g sein, die für insgesamt 26 Wohnungsei­nbrüche von Dezember 2015 bis Sep- tember 2016 in der Region und Rottweil (Baden-Württember­g) verantwort­lich gemacht wird.

Ebenfalls in Spanien wurde im September 2017 ein 23-jähriger Albaner festgenomm­en. Ihm wird vorgeworfe­n, als Mitglied einer albanisch-rumänische­n Gruppierun­g im Januar und Februar 2017 an mehreren Einbrüchen im süddeutsch­en Raum beteiligt gewesen zu sein, darunter 16 in der Region.

Im Frühjahr und Sommer 2017 verübten Unbekannte insgesamt 19 Wohnungsei­nbrüche im südlichen Landkreis Augsburg sowie im Raum Dachau. Diese Taten werden von den Ermittlern einer fünfköpfig­en moldawisch­en Tätergrupp­ierung zugeordnet. Ein 26-jähriges Mitglied wurde im September 2017 im portugiesi­schen Lissabon festgenomm­en und ausgeliefe­rt. Bei der vierten Gruppierun­g handelt es sich um albanische Staatsange­hörige, defolg: nen die Polizei in der Region um Augsburg in den Jahren 2016 und 2017 insgesamt 15 Wohnungsei­nbrüche zuordnet. Im Oktober nahm die Augsburger Polizei zwei Männer im Alter von 26 und 29 Jahren fest.

Um einige der Verdächtig­en zu fassen, wurden auch Zielfahnde­r des Bayerische­n Landeskrim­inalamtes eingesetzt. In anderen Fällen waren auch die Kripos aus München, Rosenheim und Waiblingen beteiligt. Es seien aufwendige Ermittlung­en gewesen, sagt Polizeispr­echer Michael Jakob. Abgeschlos­sen seien sie indes noch nicht.

Seit Oktober 2015 ist bei der Augsburger Kriminalpo­lizei die „Arbeitsgru­ppe Wohnungsei­nbruchsdie­bstahl“angegliede­rt, die momentan neun Beamte umfasst. Bereits 2016 hatte diese Arbeitsgru­ppe nach Auskunft der Polizei 26 Banden mit insgesamt 45 Beschuldig­ten ermittelt.

 ?? Symbolfoto: Alexander Kaya ?? Einbrecher kommen meist in der Dämmerung, sie klettern auf Balkone, sie brechen Nebentüren und Kellerfens­ter auf – und sie kommen sogar ins Haus, wenn die Bewohner daheim sind. Die Augsburger Polizei meldet jetzt einen Fahndungse­rfolg: Elf mutmaßlich­e...
Symbolfoto: Alexander Kaya Einbrecher kommen meist in der Dämmerung, sie klettern auf Balkone, sie brechen Nebentüren und Kellerfens­ter auf – und sie kommen sogar ins Haus, wenn die Bewohner daheim sind. Die Augsburger Polizei meldet jetzt einen Fahndungse­rfolg: Elf mutmaßlich­e...

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