Einbrecher gehen in Südeuropa ins Netz
Wenn Täter in Wohnungen eindringen, hat das für die Opfer oft traumatische Folgen. In der Region gibt es deutlich mehr Fälle als vor einigen Jahren. Nun vermeldet die Augsburger Kriminalpolizei einen Ermittlungserfolg
Region Für die Opfer ist es oft ein Albtraum. Wenn Einbrecher in Wohnungen einsteigen und in Privathaushalten Beute stehlen, hinterlassen sie nicht nur materiellen Schaden. Betroffene müssen oft genug auch mit psychischen Langzeitfolgen kämpfen. Es gibt Experten, die sagen, dass zehn Prozent aller Menschen, bei denen eingebrochen wurde, eine behandlungsbedürftige psychische Erkrankung erleiden.
Keine kleine Zahl – insbesondere dann nicht, wenn man sich vor Augen führt, wie oft es zu Wohnungseinbrüchen kommt. Jede Woche meldet die Polizei mehrfach Einbrüche in der Region. Zwei Beispiele der letzten Wochen: Ein Unbekannter drang in der Augsburger Innenstadt in ein Einfamilienhaus ein. Vermutlich gelangte er über ein geöffnetes Fenster im ersten Stock hinein und durchsuchte die Räume. Der Täter stahl einen Rucksack und eine Flasche Wodka, das war’s. Die Situation hätte schlimm ausgehen können, denn der Hausherr war während des Einbruchs anwesend. Er schlief, während der Fremde durch seine Wohnung schlich. Beispiel zwei: Ein Anwohner in der Firnhaberau bemerkte, wie jemand im Haus nebenan das Licht anknipste und im Obergeschoss umherging. Die Nachbarin ist wohl aus dem Urlaub zurück, dachte der Mann. Stattdessen hatte ein Einbrecher ein Fenster aufgebrochen und war so in das Gebäude eingedrungen.
Die Zahl der Wohnungseinbrüche in der Region ist in den vergangenen Jahren generell deutlich gestiegen, zuletzt allerdings nahm sie ab: 641 solcher Fälle zählte das Polizeipräsidium Schwaben Nord noch im Jahr 2015, ein Jahr später waren es 550. Zugleich erhöhte sich die Quote der Fälle, die die Polizei als aufgeklärt verbucht: Sie lag in der Region zuletzt bei 28,5 Prozent – und damit deutlich höher als im Bundesdurchschnitt. Nun vermeldet die Polizei einen Ermittlungser- Elf mutmaßliche Mitglieder von vier international tätigen Einbrecherbanden sitzen nach umfangreichen Ermittlungen der Kriminalpolizei Augsburg in Untersuchungshaft. Sie sollen für fast 80 Einbrüche verantwortlich sein, die meisten davon im Großraum Augsburg. Nach Erkenntnissen der Kripo haben die vier eigenständig agierenden Tätergruppierungen bei ihren Einbruchsserien Beute in Gesamthöhe von 260 000 Euro gemacht.
Die Ermittlungen reichten dabei über die deutschen Bundesgrenzen hinaus: Einer der mutmaßlichen Einbrecher, ein 29-jährigen Rumäne, wurde in der spanischen Hafenstadt Alicante festgenommen. Er wurde Ende August durch die spanischen Behörden ausgeliefert. Der Mann soll Mitglied einer vierköpfigen rumänischen Gruppierung sein, die für insgesamt 26 Wohnungseinbrüche von Dezember 2015 bis Sep- tember 2016 in der Region und Rottweil (Baden-Württemberg) verantwortlich gemacht wird.
Ebenfalls in Spanien wurde im September 2017 ein 23-jähriger Albaner festgenommen. Ihm wird vorgeworfen, als Mitglied einer albanisch-rumänischen Gruppierung im Januar und Februar 2017 an mehreren Einbrüchen im süddeutschen Raum beteiligt gewesen zu sein, darunter 16 in der Region.
Im Frühjahr und Sommer 2017 verübten Unbekannte insgesamt 19 Wohnungseinbrüche im südlichen Landkreis Augsburg sowie im Raum Dachau. Diese Taten werden von den Ermittlern einer fünfköpfigen moldawischen Tätergruppierung zugeordnet. Ein 26-jähriges Mitglied wurde im September 2017 im portugiesischen Lissabon festgenommen und ausgeliefert. Bei der vierten Gruppierung handelt es sich um albanische Staatsangehörige, defolg: nen die Polizei in der Region um Augsburg in den Jahren 2016 und 2017 insgesamt 15 Wohnungseinbrüche zuordnet. Im Oktober nahm die Augsburger Polizei zwei Männer im Alter von 26 und 29 Jahren fest.
Um einige der Verdächtigen zu fassen, wurden auch Zielfahnder des Bayerischen Landeskriminalamtes eingesetzt. In anderen Fällen waren auch die Kripos aus München, Rosenheim und Waiblingen beteiligt. Es seien aufwendige Ermittlungen gewesen, sagt Polizeisprecher Michael Jakob. Abgeschlossen seien sie indes noch nicht.
Seit Oktober 2015 ist bei der Augsburger Kriminalpolizei die „Arbeitsgruppe Wohnungseinbruchsdiebstahl“angegliedert, die momentan neun Beamte umfasst. Bereits 2016 hatte diese Arbeitsgruppe nach Auskunft der Polizei 26 Banden mit insgesamt 45 Beschuldigten ermittelt.