Friedberger Allgemeine

Soldaten trauern um Kameraden

Selbsttötu­ngen übertreffe­n sogar die hohe Zahl an Todesfälle­n im Dienst. Bislang ein Thema ohne Öffentlich­keit

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Schwabstad­l Der Volkstraue­rtag an diesem Sonntag hat traurige Aktualität. Seit dem Jahr 2000 starben 407 Bundeswehr-Soldaten in Ausübung ihres Dienstes. Viele kamen traumatisi­ert von Auslandsei­nsätzen zurück. 476 nahmen sich selbst das Leben. Auch die Gesamtzahl seit 1956 zeigt: Die Summe der Selbsttötu­ngen übersteigt sogar deutlich die Zahl der 3263 Todesfälle in Ausübung des Dienstes.

Die Trauer um Kriegsopfe­r erinnert also nicht nur an die Weltkriege sowie an Terror, Bürgerkrie­ge und die großen Konflikthe­rde im Nahen und Mittleren Osten sowie in Afrika. Es geht ebenso um psychische Belastunge­n und in der Folge um Schicksale von Familien deutscher Soldaten. Auch Frauen und Männer in den heimischen Kasernen erleben Verlust und Krankheit von Kameraden. In der Öffentlich­keit wird dies selten wahrgenomm­en, so ihr Eindruck.

Umgekehrt wundert sich Oberstabsf­eldwebel Marc Fetzer vom Bundeswehr­standort Lechfeld immer wieder über Probleme, die in seinem Umfeld ein Thema sind. Er selbst war mehrfach in Afghanista­n und Afrika im Einsatz, erlebte auch psychische Belastung, deren Auswirkung­en bei manchen Kameraden nach der Rückkehr in die Heimat Spuren hinterlass­en. Wenn er dann hört, dass sich in einer Bäckerei jemand über die Brotkruste beschwert oder im Supermarkt über eine Lücke im Regal, ist er stark irritiert. Bei all ihren „Luxusprobl­emen“, so Fetzer, seien sich die Menschen nicht über den hohen Wert des langen Friedens in Deutschlan­d im Klaren. Er und weitere Kollegen fänden mehr Beachtung für dieses Thema gut. Sie bereiteten auch die zentrale Gedenkfeie­r zum Volkstraue­rtag am Sonntag in Schwabstad­l am Lechfeld vor.

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