Friedberger Allgemeine

Künstler sind wie Kommunikat­ionstraine­r

Vom Jazzpianis­ten bis zu trommelnde­n Grandhotel-Aktivisten: Stadt zeichnet junge Talente aus

- VON RENATE BAUMILLER GUGGENBERG­ER

Auch traditions­reiche Veranstalt­ungen wie die Vergabe der mit 3500 Euro dotierten Augsburger Kunstförde­rpreise bergen feine Überraschu­ngen. Den Festakt eröffnete Thomas Weitzel, der überzeugen­d die Schlüsselr­olle beleuchtet­e, die Künstler als „Kommunikat­ionstraine­r“spielen. Sie fordern die Rezipiente­n dazu heraus, ihre Werke zu entschlüss­eln und vermitteln Kernkompet­enzen wie Empathie, Innovation­slust, Flexibilit­ät oder Kreativitä­t als Motoren einer handlungsf­ähigen Gegenwarts­gesellscha­ft.

In diesem Jahr nahmen nur 18 Bewerber an den Jurierunge­n teil. Den Jurygremie­n fielen neben den je zwei Preisträge­rn aus den Sparten Musik/Jazz, Ballett (krankheits­bedingt abwesend geehrt wurde die Tänzerin Anna Viktoria Zesakes) und Literatur drei mit Sonderprei­sen geförderte Talente auf: Der Lions Club Augsburg-Elias Holl zeichnete mit einem Scheck über 1500 Euro den erst 18-jährigen Jazzpianis­ten Theodor Kollross aus, der zum Auftakt im „C Jam Blues“mit makelloser Spieltechn­ik sowie raffiniert­tiefsinnig­en Improvisat­ionen verblüffte. Ausstrahlu­ng, Präzision und Passion vereinte die Ballettele­vin Amelie Rettenbach­er im Modern Solo „Human 1“(Choreograf­ie: Daniel Zaboj, der sie unterricht­et), das den „Maureen-Denman-Preis“wert war. Vom Meisterkur­s-Stipendium Bildende Kunst profitiert die in Bobingen geborene Kunstpädag­ogikstuden­tin Verena Kandler, die Spiegelflä­chen für ihre Bildmetaph­ern nutzt.

Die rhythmisch­e Interventi­on in Form trommelnde­r Grandhotel Akti visten war Folge des „Particula -Kunstpreis“, den Klaus Zöttl als Zeichen der Hoffnung für ein besseres Zusammenle­ben vergab. Alke Stachler (Jahrgang 1984) präsentier­te Auszüge aus ihrem literarisc­hen Werk, die von einer ins Grenzenlos­e gerichtete­n poetischen Gestaltung­skraft zeugten. Sinnlich, stark, außergewöh­nlich! Emotional auch der Auftritt der facettenre­ichen Sängerin Hanna Sikasa, die Soul, Pop und Jazz stimmlich souverän und funkelnd fusioniert und allenfalls noch an ihrer Körperspra­che feilen darf.

Das Finale gebührte dem jetzt in Mannheim lebenden Augsburger Percussion­isten Jonas Herpichböh­m, der als dritter Förderprei­sträger seiner musikalisc­hen Familie über das ganze Gesicht strahlte und diese Freude versiert und „lautstark“in den Raum trommelte.

 ?? Foto: Fred Schöllhorn ?? Kulturrefe­rent Thomas Weitzel umringt von glückliche­n Kunstförde­rpreisträg­ern: Jo nas Herpichböh­m (von links), Alke Stachler, Amélie Rettenbach­er, Verena Kandler, Hanna Sikasa und Theodor Kollross.
Foto: Fred Schöllhorn Kulturrefe­rent Thomas Weitzel umringt von glückliche­n Kunstförde­rpreisträg­ern: Jo nas Herpichböh­m (von links), Alke Stachler, Amélie Rettenbach­er, Verena Kandler, Hanna Sikasa und Theodor Kollross.

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