Waldesrauschen mit Klimaanlage
Keine Frage, man muss froh sein – und ist auch froh – über die Ausweichspielstätte für Oper, Schauspiel und Ballett im MartiniPark. Der Behelf hat urbanen Charme, bietet Grundvoraussetzungen auch für anspruchsvolle Inszenierungen, und von allen Plätzen der deutlich ansteigenden Publikumssitzreihen sehen die Zuschauer gut.
Die Feuerprobe ist inzwischen mit „Freischütz“(Oper), „Peer Gynt“(Schauspiel) und „Schwanensee“(Ballett) bestanden. Produktionen, die mehr als Kompromissoder gar Minimal-Charakter bieten.
Aber wir hätten doch noch einen dringenden Wunsch, einen Vorschlag. Auf dass die Kunst auch in ihren schönsten, berührendsten Momenten wirke, die ja oft die leisen, empfindsamen, beseelten sind. Wir denken an die geheimnisvolle, magische „Freischütz“-Ouvertüre und an Agathes bange Ahnungen in der ersten Szene des zweiten Akts. Wir denken auch an die gut beschäftigte Oboe im „Schwanensee“, die immer wieder in wunderbare Melancholie verfällt. Der Hörer will sich dem voll widmen, spitzt die Ohren, stellt die Lauscher – und kriegt mehr geboten, als er will: Carl Maria von Weber plus Klimaanlage, Peter Tschaikowsky plus Klimaanlage. Die Zugabe aber ist ein Störfaktor.
Ist da ebenso nichts mehr zu machen wie im Falle prasselnden Regens aufs Dach? Vielleicht ist dem Störfaktor doch noch mit Dämmfaktoren – wie einer abgehängten Decke – beizukommen. Wenn im Fall der Klimaanlage aber gar nichts geht, dann plädieren wir wenigstens für ein Ausschalten des Gebläses – etwa während der „Freischütz“-Ouvertüre. Oder wenn die Oboe singt.