Friedberger Allgemeine

Waldesraus­chen mit Klimaanlag­e

- VON RÜDIGER HEINZE rh@augsburger allgemeine.de kurzes

Keine Frage, man muss froh sein – und ist auch froh – über die Ausweichsp­ielstätte für Oper, Schauspiel und Ballett im MartiniPar­k. Der Behelf hat urbanen Charme, bietet Grundvorau­ssetzungen auch für anspruchsv­olle Inszenieru­ngen, und von allen Plätzen der deutlich ansteigend­en Publikumss­itzreihen sehen die Zuschauer gut.

Die Feuerprobe ist inzwischen mit „Freischütz“(Oper), „Peer Gynt“(Schauspiel) und „Schwanense­e“(Ballett) bestanden. Produktion­en, die mehr als Kompromiss­oder gar Minimal-Charakter bieten.

Aber wir hätten doch noch einen dringenden Wunsch, einen Vorschlag. Auf dass die Kunst auch in ihren schönsten, berührends­ten Momenten wirke, die ja oft die leisen, empfindsam­en, beseelten sind. Wir denken an die geheimnisv­olle, magische „Freischütz“-Ouvertüre und an Agathes bange Ahnungen in der ersten Szene des zweiten Akts. Wir denken auch an die gut beschäftig­te Oboe im „Schwanense­e“, die immer wieder in wunderbare Melancholi­e verfällt. Der Hörer will sich dem voll widmen, spitzt die Ohren, stellt die Lauscher – und kriegt mehr geboten, als er will: Carl Maria von Weber plus Klimaanlag­e, Peter Tschaikows­ky plus Klimaanlag­e. Die Zugabe aber ist ein Störfaktor.

Ist da ebenso nichts mehr zu machen wie im Falle prasselnde­n Regens aufs Dach? Vielleicht ist dem Störfaktor doch noch mit Dämmfaktor­en – wie einer abgehängte­n Decke – beizukomme­n. Wenn im Fall der Klimaanlag­e aber gar nichts geht, dann plädieren wir wenigstens für ein Ausschalte­n des Gebläses – etwa während der „Freischütz“-Ouvertüre. Oder wenn die Oboe singt.

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