Wie das Aus von Ledvance einzuordnen ist
Während das Unternehmen sein Werk schließen will, geht es der heimischen Wirtschaft grundsätzlich gut. Das belegen die Konjunkturumfragen. Es gibt aber Risiken
Betriebe in der Region profitieren dabei von der allgemein guten wirtschaftlichen Lage. Die Wirtschaft befindet sich im neunten Jahr in einer Hochkonjunktur. Arbeitskräfte sind begehrt. Die Zahl der Arbeitslosen ist auf einem historisch niedrigen Stand. Im Oktober lag sie im Wirtschaftsraum bei 3,4 Prozent. Die neue Chefin der Arbeitsagentur, Elsa Koller-Knedlik, spricht davon, dass sich Augsburg in vielen Bereichen über dem bayerischen Durchschnitt entwickelt, auch wenn jetzt die Einschnitte bei Ledvance und Kuka schmerzen.
Woran sind diese Erfolge festzumachen? Es ist bekannt, dass die heimische Wirtschaft breit aufgestellt ist. Es gibt nach wie vor eine starke Orientierung zur Produktion in der Region. Dies führte in der Vergangenheit dazu, dass viele industrienahe Dienstleistungen in der Region anzutreffen sind. Der Technologiesektor wird nicht zuletzt durch den Innovationspark Augsburg und der damit verbundenen Ansiedlung von Forschungseinrichtungen entsprechend weiter gefördert. Der Standort hat an Anziehungskraft gewonnen, was vor allem auch an der verkehrlichen Erreichbarkeit liegt. Der sechsspurige Ausbau der A 8 in Richtung Ulm und München ist ebenso ein Baustein wie die Anbindung über die A96, die B2 und die B17. Wenn in den nächsten Jahren nun endlich der neue Containerbahnhof im Güterverkehrszentrum im Städtedreieck Augsburg, Gersthofen und Neusäß errichtet wird, kommt dies den exportabhängigen Unternehmen ebenfalls zugute.
Natürlich gibt es Risiken, die der heimischen Wirtschaft zusetzen können. Als Stolpersteine mögen der Brexit und der Handel mit der Türkei gelten. Für exportabhängige Firmen ist der unternehmerische Erfolg vielfach auch davon abhängig, wie sich das Russland-Geschäft entwickelt. Strukturelle Krisen in einzelnen Branchen könnten sich ebenfalls fatal auf die Wirtschaftsregion auswirken. Es gibt viele Firmen, die der Automobilindustrie zuliefern. Die Zukunft des Verbrennungsmotors spielt dabei eine zentrale Frage.
Als größtes Risiko gilt derzeit, so lauten zumindest die übereinstimmenden Aussagen der Wirtschaftskammern, der Fachkräftemangel. Qualifiziertes Personal ist die Voraussetzung, um sich im Wettbewerb zu behaupten. Dies mag für einen Teil der Ledvance-Beschäftigten jetzt die Hoffnung sein, dass sie eine Stelle in einem anderen Unternehmen finden. Das angekündigte Aus des Werks hat jedenfalls nichts mit dem Wissen und der Qualifikation der Mitarbeiter zu tun. Es ist eine Konzernentscheidung, die sich gegen den Standort Augsburg richtet. Die 650 Mitarbeiter sind die Leidtragenden.