Friedberger Allgemeine

Stoß am Bahngleis: Täter kommt frei

Warum der 30-Jährige schuldunfä­hig ist und wie weitere Vorfälle verhindert werden sollen

-

Der Mann, der im März am Hauptbahnh­of versucht hat, einen Reisenden vor den einfahrend­en Zug zu stoßen, ist psychisch krank und daher schuldunfä­hig. Das am Freitag verkündete Urteil fiel für den angeklagte­n Augsburger dennoch erfreulich aus. Der 30-Jährige, seit seiner Festnahme in Kaufbeuren in der Psychiatri­e untergebra­cht, ist wieder frei. Gestützt auf Aussagen der behandelnd­en Ärzte und des Gerichtsgu­tachters hat die 8. Strafkamme­r am Landgerich­t seine Einweisung gegen Auflagen zur Bewährung aufgehoben.

Der Verurteilt­e, der an Wahnvorste­llungen leidet, muss die nächsten fünf Jahre regelmäßig die psychiatri­sche Ambulanz am Augsburger Bezirkskra­nkenhaus aufsuchen. Ärzte sollen kontrollie­ren, ob er seine Medikament­e einnimmt. Außerdem bekommt er einen Bewährungs­helfer an die Seite gestellt. Ohne diese Medikament­e, ist der Psychiater Richard Gruber sich sicher, könnte der Angeklagte im Wahn erneut Menschen umbringen wollen. Zum Prozessend­e sagte der Angeklagte, er werde „alles tun, damit die Krankheit wegbleibt“. Eine Krankheit, die, so Richterin Susanne Riedel-Mitterwies­er, „jeden von uns über Nacht anfallen kann“. Das Gericht sah die Tat als Mordversuc­h. Von Mitreisend­en beobachtet, hatte der Angeklagte bei Einfahrt eines ICE Anlauf genommen und einen der Wartenden in Richtung Gleisbett gestoßen. Der 33-Jährige, mit Gepäck schwer beladen, geriet ins Taumeln, verlor jedoch nicht das Gleichgewi­cht. Ohne sich um den Täter zu kümmern, war der Geschädigt­e in den ICE gestiegen und losgefahre­n. In Nürnberg wurde er von der Kripo aus dem Zug geholt und vernommen. Eine der Reisenden, auf dem Bahnsteig Zeugin des Stoßes, hatte die Polizei gerufen. Im Prozess berichtete der Angeklagte, wie sich seine Ängste vor der Tat immer mehr gesteigert hatten. Er hatte sich von Salafisten verfolgt gefühlt. Auf Drängen seiner Eltern hatte er sich im Bezirkskra­nkenhaus aufnehmen lassen, nahm jedoch am gleichen Tag wieder Reißaus. Als er das Opfer am Bahnsteig sah, habe er wieder Angst bekommen: Der 33-Jährige trug da noch einen langen Bart, erinnerte den Angeklagte­n an Salafisten.

 ?? Foto: Annette Zoepf ?? Am 6. Dezember ist Nikolausta­g. Termi ne mit dem Heiligen können ab Montag über die Agentur für Arbeit ausgemacht werden.
Foto: Annette Zoepf Am 6. Dezember ist Nikolausta­g. Termi ne mit dem Heiligen können ab Montag über die Agentur für Arbeit ausgemacht werden.
 ?? Archivfoto: Anne Wall ?? Am Bahnhof stieß ein Mann ei nen Reisenden in Richtung Glei se.
Archivfoto: Anne Wall Am Bahnhof stieß ein Mann ei nen Reisenden in Richtung Glei se.

Newspapers in German

Newspapers from Germany