Friedberger Allgemeine

Die britische Superwaffe zeigt erstmals, was in ihr steckt

- EIIN ALBUM DER JJAHRE 1914 BIIS 1918

Der Name ihrer Stadt ist bald untrennbar mit einer historisch bedeutsame­n Schlacht verbunden. Darauf hätten die Einwohner von Cambrai, zwischen Saint-Quentin und Arras im heutigen Départment Nord und der Region Hauts-de-France, aber gerne verzichtet. Die Stadt ist seit August 1914 in den Händen der Deutschen. Als großer Eisenbahnk­notenpunkt hat sie enorme strategisc­he Bedeutung – und ist gut geschützt hinter der Siegfrieds­tellung, der mächtigen deutschen Verteidigu­ngsstellun­g. Eine der größten deutschen Garnisonen an der Westfront ist in Cambrai stationier­t, Paul von Hindenburg hat hier sein Hauptquart­ier. Hier wollen die Briten nach einer Reihe desaströse­r Fehlschläg­e eine Entscheidu­ng im erstarrten Stellungsk­rieg erzwingen.

Am 20. November 1917 um 6.20 Uhr starten sie einen Überraschu­ngsangriff mit ihrer bislang so wirkungslo­sen Wunderwaff­e. 476 Tanks, heute sagt man Panzer, sollen die deutschen Schützengr­äben überrollen und breite Schneisen schlagen für die Infanterie. Die Deutschen werden im wahrsten Sinne des Wortes überrollt von der Wucht dieser Attacke, viele Einheiten können nur noch fliehen. Schon am Abend des ersten Tages stehen die Panzer gut neun Kilometer tief in deutschem Gebiet, sind fast 8000 Soldaten gefangen. Die erste große Panzerschl­acht der Geschichte läuft. Und erstmals zeigt die Waffe ihre Stärke.

Das Gelände um Cambrai ist steinig und trocken. Ganz andere Bedingunge­n für die schweren und trägen Tanks als bei den vorherigen, kläglich gescheiter­ten Einsätzen im sumpfigen Flandern. Bald zeigen sich aber auch die Nachteile dieser Strategie. Der Nachschub bleibt aus. Zu lange dauert es, bis auf den zerstörten und verstopfte­n Straßen neue Kräfte und Material die Front erreichen. Dazu kommt: Der Überraschu­ngseffekt nutzt sich schnell ab. Die Moral der deutschen Truppen ist immer noch gut und der von General Erich Ludendorff organisier­te Gegenangri­ff ist effektiv: Kleine Stoßtrupps brechen die britischen Linien immer wieder auf, unterstütz­t von Giftgas drängen die Deutschen die Angreifer genauso schnell wieder zurück, wie sie eingebroch­en waren.

Im Ergebnis scheitert die britische Offensive erneut. Die Verluste auf beiden Seiten sind immens: 44000 Tote, Verletzte und Vermisste gibt es auf britischer Seite, davon 6000 Gefangene. Bei den Deutschen sind es 45000, davon 10000 Gefangene. Gewonnen haben beide Seiten nur an viel zu teuer erkaufter Erfahrung.

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