Friedberger Allgemeine

Viel Geld, aber längst nicht genug

Auch heuer nimmt Friedberg weniger Gewerbeste­uer ein als erwartet. Dass viele Projekte auf die Zeit nach 2021 verschoben werden, hat aber auch noch einen anderen Grund

- VON THOMAS GOSSNER

Friedberg Der Haushalt 2017 war kaum unter Dach und Fach, da musste die Friedberge­r Stadtkämme­rei schon nachbesser­n: Fast vier Millionen niedriger als geplant würden die Gewerbeste­uern ausfallen, hatte Finanzrefe­rent Wolfgang Schuß den Stadträten zu berichten. Schuld war nicht die schlechte Wirtschaft­slage, sondern die hohe Investitio­n einer großen Firma, die deren Steuerlast entspreche­nd drückte. Und diese Entwicklun­g setzt sich fort. Auch in den kommenden Jahren liegen die Einnahmen deutlich unter den Erwartunge­n.

„Das ist kein Desaster. Es bedeutet aber, dass gewisse Dinge, die bisher leicht möglich waren, künftig Achtsamkei­t benötigen“, sagte Schuß bei der Vorstellun­g des Haushalts 2018 im Friedberge­r Stadtrat. Im Entwurf des Zahlwerks übersteige­n die Ausgaben die Einnahmen noch deutlich; so muss sich der Stadtrat in zwei Sondersitz­ungen am Donnerstag, 23. November, und Mittwoch, 6. Dezember, jeweils um 19 Uhr mit der Frage beschäftig­en, wie ein Ausgleich möglich ist. Mit Kosmetik, so Schuß, werde es diesmal nicht getan sein. Er mahnte darum grundsätzl­iche strategisc­he Entscheidu­ngen an.

16,8 Millionen Euro – das war der Betrag, den die mittelfris­tige Finanzplan­ung der Stadt bislang für das Jahr 2018 an Gewerbeste­uern prognostiz­iert hatte. Nun zeigt sich, dass die Einnahmen, wie schon im laufenden Jahr, mit 12,6 Millionen spürbar geringer ausfallen. Etwa auf diesem Niveau sollen sie sich bis 2020 stabilisie­ren. „Wir sind immer noch in einer Situation, um die andere uns beneiden“, sagte Bürgermeis­ter Roland Eichmann (SPD).

Allerdings sind auch die laufenden Ausgaben der Stadt in den vergangene­n Jahren stark gestiegen. Betrug der Sachaufwan­d der Verwaltung 2014 noch 7,5 Millionen, so sind es 2018 bereits 9,3. Noch steiler ist die Kurve bei den Personalau­sgaben, die im selben Zeitraum von 10,5 auf fast 13 Millionen Euro wuchsen. Hauptgrund sind diverse Stellenmeh­rungen vom Schloss über den Bauhof und die innere Verwaltung bis zur Jugendarbe­it. Allein gegenüber dem laufenden Jahr bringt das ein Plus von 800000 Euro zuzüglich 220 000 für die regulären Tariferhöh­ungen. „Dieses Niveau wird wohl nur schwerlich abzusenken sein“, sagte der Finanzrefe­rent zu der Kostenentw­icklung.

So bleiben letztlich nur die Investitio­nen, bei denen die Politik auf die Bremse treten kann. Schon jetzt stehen so viele Vorhaben auf dem Wunschzett­el, dass eine Unterdecku­ng von 7,2 Millionen zu verzeichne­n ist. „Größere Einzelproj­ekte sind erst wieder ab 2021 leistbar“, stellte Finanzrefe­rent Schuß fest und forderte vom Stadtrat eine Prioritäte­nsetzung: Es müsse ernsthaft über den Umbau der Bahnhofstr­aße, den Ausbau der Kreisstraß­e AIC 25 alt zwischen Friedberg und Derching und den neuen Bauhof nachgedach­t werden. Verschiede­ne andere Pläne, wie das Parkdeck am Bahnhof, die Garage am Schloss, eine Mensa an der Grundschul­e Friedberg-Süd, das Jugendzent­rum oder die Sanierung diverser Immobilien, über die seit Langem diskutiert werde, seien nicht einmal enthalten.

Dass all das in absehbarer Zeit kaum umgesetzt werden kann, liegt freilich nicht nur am Geld, sondern auch an den Kapazitäte­n der Verwaltung. Der Vermögensh­aushalt, der die Investitio­nen auflistet, weist schon im Entwurf ein Volumen von 39,3 Millionen auf – fast das Doppelte dessen, was die Stadtverwa­ltung in einem Jahr normalerwe­ise stemmt. „Wir müssen rausnehmen, was wir eh nicht umsetzen können“, kündigte Bürgermeis­ter Eichmann an.

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