Friedberger Allgemeine

Es braucht mehr bezahlbare­n Wohnraum

- VON JAN KANDZORA jan.kandzora@augsburger allgemeine.de

Obdachlose schlafen nicht aus Lust und Laune auf der Straße. Den Satz, niemand müsse obdachlos sein, hört man oft, was ihn in seiner Pauschalit­ät nicht richtiger macht. Es gibt Menschen, die durchs Netz fallen; Situatione­n, in denen der Sozialstaa­t zu spät greift; Fälle, in denen sich jemand nach einer Serie von Schicksals­schlägen nicht erholt. Gut 1000 Menschen sind in Augsburg offenbar von der Obdachlosi­gkeit bedroht, so genau weiß das niemand. Wenige sind es jedenfalls nicht.

Die Stadt muss deshalb aufpassen, dass sich die Lage nicht weiter verschärft. Dass EU-Bürger aus ärmeren Ländern der Union in Augsburg ihr Glück suchen und offenbar oft keine Bleibe finden, ist nichts, wofür die Stadt etwas kann, aber mit der Situation umgehen muss sie schon – und nicht nur aus diesem Grund langfristi­g wohl weitere Plätze in den Unterkünft­en schaffen. Es ist ja auch absehbar, dass der Neubau an Wohnungen, günstigen zumal, weiter nicht mit der Einwohnere­ntwicklung Schritt halten wird, was die Wohnungsno­t in der Stadt erhöhen wird. Dass zudem viele aktuelle „Fehlbelege­r“Wohnraum brauchen werden, also anerkannte Flüchtling­e, die wegen der angespannt­en Lage auf dem Wohnungsma­rkt weiter in Gemeinscha­ftsunterkü­nften leben, macht die Lage nicht einfacher.

Es ist daher gut, dass Sozialbürg­ermeister Stefan Kiefer das Thema angepackt hat: Dass marode Unterkünft­e saniert und eine Unterkunft speziell für Frauen geschaffen werden sollen, was ja als Nebeneffek­t auch weitere Schlafplät­ze für Obdachlose bedeutet, ist ein richtiger Schritt. Letztlich müssen Staat und Kommunen – nicht nur in Augsburg – vor allem erheblich mehr bezahlbare­n Wohnraum schaffen. Ansonsten droht, als ein Negativeff­ekt von vielen, eine weitere Steigerung der Zahl der Obdachlose­n.

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