Schloss erst im Herbst fertig
Mehrheit im Stadtrat stimmt auf Empfehlung des Gutachters für einen Austausch des Bodens. Bei der Suche nach einem neuen Termin spielt auch die Landespolitik eine Rolle
Der Stadtrat stimmt auf Empfehlung des Gutachters für einen Austausch des Bodens im Schlosshof. Folge: Die Einweihung ist erst im Herbst.
Friedberg Ein Festakt mit prominenten Gästen, der städtische Sommerempfang und Tage der offenen Tür für die Friedbergerinnen und Friedberger – in der Stadtverwaltung arbeitet man bereits am Programm für die Einweihung des Wittelsbacher Schlosses im kommenden Jahr. Eigentlich sollte sie im Juli stattfinden, doch dieser Termin ist nicht mehr zu halten. Eine Mehrheit des Stadtrats hat sich dafür entschieden, den Boden im Schlosshof komplett austauschen zu lassen, wie es der Gutachter empfiehlt.
Im Rahmen der Sanierungsarbeiten erhält der Schlosshof ein neues Pflaster im sogenannten römischen Verbund, der auch gehbehinderten Menschen einen barrierefreien Zugang ermöglichen soll. Ursprünglich war geplant, aus Gründen des Denkmalschutzes und der schwierigen Bausituation das Pflaster auf den bestehenden Untergrund aufzubringen. Auch die Erdarbeiten für die Betonfundamente des Krans, der viele Monate im Schlosshof stand, gaben keinen Hinweis darauf, dass es mit dem Boden Probleme geben könnte.
Erste Zweifel an der Eignung tauchten erst jetzt auf, als die Kanalrohre verlegt wurden. Der hinzugezogene Gutachter stellte fest: Die Tragfähigkeit ist zwar gegeben, der Boden entspricht jedoch in Sachen Frostschutz nicht den aktuell gültigen Normen. Darum könnte es zu Schäden kommen, für die die Pflasterfirma keine Gewährleistung übernimmt.
Der Gutachter rät darum zum Austausch des Bodenmaterials und zum Einbau einer neuen Tragschicht. Nur im Bereich der Arkaden, wo Witterungseinflüsse keine so große Rolle spielen, soll die vorhandene Tragschicht erhalten bleiben. Eine Empfehlung mit Folgen: Zum einen entstehen Mehrkosten von rund 60000 Euro, zumal der Boden eine extrem hohe natürliche Arsenbelastung aufweist und das eigens entsorgt werden muss. Zum anderen verlängert sich die Bauzeit um mindestens sechs bis acht Wochen, da das Material nur in Kleinmengen über die Brücke transportiert werden kann. Alternativ könnte aus Sicht des Baureferats auf den Austausch verzichtet werden, weil es auch bisher keine gravierenden Setzungen im Schlosshof gegeben hat. Im Fall des Falles der Bauhof die Reparatur vornehmen.
Für dieses Vorgehen sprachen sich unter anderem die Grünen aus. Man solle das Risiko tragen, dass an einigen Stellen eventuell nachgearbeitet werden müsse, sagte Marion Brülls. Auch Cornelia Böhm plädierte dafür, angesichts der Kosten für den Schlossumbau möglichst schnell fertig zu werden und das GeMaterial bäude zu nutzen. Eine breite Mehrheit von CSU und SPD plädierte jedoch für den Austausch des Materials – und damit für einen neuen Einweihungstermin.
Wann der stattfinden kann, ist völlig offen. Bei einer Verzögerung von sechs bis acht Wochen käme zwar der September infrage, doch da finden auch die bayerischen Landtagswahlen statt. Bürgermeiskönnte ter Roland Eichmann (SPD) berichtete im Gespräch mit unserer Zeitung von ersten Kontakten mit der Staatskanzlei, um den Ministerpräsidenten zum Festakt nach Friedberg zu holen. Er bezweifelt, dass dies mitten im Wahlkampf gelingt. Und falls es zu einer schwierigen Regierungsbildung im Freistaat kommt, könnte auch der Oktober ausscheiden.