Friedberger Allgemeine

Beim „Arabischen Tanz“funkte es

Wenn Jiwon Kim Doede und Nikolaos Doede gemeinsam auf der Bühne stehen, herrscht ein tiefes Verständni­s, aber es kann auch schwierig werden

- VON BIRGIT MÜLLER BARDORFF

Der Intendante­nwechsel am Theater Augsburg hat nicht nur an der Spitze des Hauses, sondern auch im Ensemble für Wechsel gesorgt. In der Serie „Neu am Theater“präsentier­en wir bis Ende Dezember ein Mal in der Woche einige der „Neuen“. Diesmal das Tänzerpaar Jiwon Kim Doede und Nikolaos Doede. Jiwon Kim Doede und Nikolaos Doede sind ein eingespiel­tes Paar – auf der Bühne und im Leben. Im Ballett „Schwanense­e“stehen sie derzeit als Odile und als König auf der Bühne des Martinipar­ks. Die Südkoreane­rin und der Kalifornie­r lernten sich 2011 kennen, als sie beide am Theater in Kiel engagiert waren. Im „Nussknacke­r“tanzten sie zusammen den Arabischen Tanz und für Jiwon stand damals sofort fest: „Den Mann werde ich heiraten“. Doch dann folgte sie dem Angebot Robert Conns ans Augsburger Theater. Genau genommen ist Jiwon Kim Doede also keine „Neue“am Theater, sondern eine Rückkehrer­in. Zwei Spielzeite­n begeistert­e sie ab 2013 das Augsburger Publikum mit ihrer Anmut und Eleganz, war unter anderem als Julia in Young Soon Hues umjubeltem Bal- lett „Romeo und Julia“zu sehen. Der Choreograf­in, die ebenfalls aus Südkorea stammt, haben es Jiwon und Nikolaos letztendli­ch auch zu verdanken, dass sie seit mehreren Jahren ein Engagement am gleichen Theater haben, zuerst in Hagen und nun in Augsburg. Denn sie machte Ricardo Fernando, ehemals Ballettdir­ektor in Hagen und nun in Augsburg, auf die damals noch getrennt lebenden Tänzer aufmerksam. „Es gibt da ein Paar, das solltest Du Dir mal anschauen“, erinnert sich Fernando gut an die Worte Hues. Und auch daran erinnert er sich noch genau: „Sie waren beide so gut, dass ich sie unbedingt in meiner Compagnie haben wollte – nicht, weil sie ein Paar waren, sondern weil jeder für sich allein so überzeugen­d ist.“Und das ist auch der Grund, warum er sie nun aus Hagen mit nach Augsburg gebracht hat.

Für Jiwon und Nikolaos endete damals die Zeit, in der einer von ihnen sich in den Zug setzte, wenn einige Tage ohne Vorstellun­g, Proben oder Training in Aussicht standen. Immer wieder standen sie fortan auch als Paar auf der Bühne. „Das Verständni­s für den Partner ist ein anderes, es ist tiefer und ernsthafte­r als bei anderen“, charakteri­siert Nikolaos Doede diese Zusammenar- beit. „Es ist ein großes Glück, die Leidenscha­ft für einen gemeinsame­n Beruf zu teilen“, sagt Nikolaos Doede, der Deutsch spricht.

Der 27-Jährige studierte drei Jahre an der Ballettsch­ule des Hamburger Balletts und tanzte währenddes­sen schon auf der Bühne der Oper in der Hansestadt. Begonnen hatte er seine Ausbildung in seiner Heimatstad­t Los Angeles.

Mit sechs Jahren begann er mit dem ersten Unterricht.

„Meine Mutter und meine Schwester waren Tänzerinne­n, ich bin also mit Ballett aufgewachs­en“, erzählt der junge Mann und lacht: „Mir blieb gar nichts anderes übrig, als Tänzer zu werden.“In seine Heimat zieht es ihn derzeit nicht zurück, denn das hieße, die guten Bedingunge­n, die er in den subvention­ierten Theatern Deutschlan­ds vorfindet, aufzugeben. „In USA arbeitet man manchmal fünf Monate im Jahr und die restlichen sieben ist man auf der Suche nach einem neuen Engagement.“

Seine Frau absolviert­e die Ausbildung zur klassische­n Tänzerin in ihrer südkoreani­schen Heimat, tanzte in der Compagnie des koreanisch­en Staatsball­etts, bevor sie nach Europa kam und Solistin im Ensemble des Kieler Theaters wurde. Das Glück, dass sie nun gemeinsam mit ihrem Mann an die alte Wirkungsst­ätte zurückkehr­en konnte, ist ihr anzusehen. Aber sie weiß auch, dass die große Nähe im Beruf und im Leben, die Verschränk­ung der beiden Bereiche, schwierig sein kann. „Man erwartet mehr voneinande­r als von anderen Tanzpartne­rn, weil man sich so gut kennt“, hat sie festgestel­lt. In Hagen tanzten sie gerade im vergangene­n Jahr in vielen gemeinsame­n Stücken. „Da gab es viele Diskussion­en, die sich zu Hause fortgesetz­t haben“.

Ricardo Fernandos Choreograf­ie „Six Breaths“ist eine dieser Produktion­en, in denen das Paar in Hagen gemeinsam auf der Bühne stand. Auch in Augsburg wird es zu sehen sein, am Ballettabe­nd „Dimensions of Dance“, der im April Premiere hat. Ob dann auch Jiwon Kim Doede und Nikolaos Doede tanzen, steht noch nicht fest. Die Diskussion­en darüber, wie die Rollen zu interpreti­eren sind, hätten sie dann aber schon hinter sich. Nächste Vorstellun­gen von „Schwa nensee“am 24. und 26. November im Martinipar­k

 ?? Foto: Siegfried Kerpf ?? „Es ist ein großes Glück, die Leidenscha­ft für einen gemeinsame­n Beruf zu teilen“, sagen Nikolaos und Jiwon Doede. Derzeit stehen sie im Ballett „Schwanense­e“als König und Odette auf der Bühne.
Foto: Siegfried Kerpf „Es ist ein großes Glück, die Leidenscha­ft für einen gemeinsame­n Beruf zu teilen“, sagen Nikolaos und Jiwon Doede. Derzeit stehen sie im Ballett „Schwanense­e“als König und Odette auf der Bühne.

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