Pfarrer Schwartz und sein Doppelgänger
Warum Merings Seelsorger kein Hohlkopf ist und was er auf der Bühne des Marionettentheaters zu suchen hat
Mering Da hat der Pfarrer überrascht aus der Wäsche geschaut oder wohl eher aus der Soutane, als er zur Premiere des Meringer Marionettentheaters kam und plötzlich seinem Doppelgänger gegenüberstand. Im aktuellen Stück „Der Fischer und seine Frau“bittet der Pfarrer die neue Kaiserin um eine Spende für die Bedürftigen. Sie verweigert ihm die milden Gaben und will stattdessen Päpstin werden. Und die Marionette des Pfarrers sieht dem Meringer Seelsorger zum Verwechseln ähnlich.
Puppenspielerin Viktoria Hartmuth hat zehn Stunden lang an dem Kopf gearbeitet und gibt zu, dass ein Foto von Thomas Schwartz die Vorlage lieferte: „Der Hohlkopf wurde mit einer Holzmodelliermasse gefertigt, die markanten Stirnfalten wurden nachträglich geschnitzt.“Die Soutane mit Kollar und Cingulum nähte Sylvia Hartmann. Pfarrer Schwartz findet „sich“gelungen: „Wobei ich Wert darauf lege, dass ich bei allen Gemeinsamkeiten mit meinem Doppelgänger keinen Hohlkopf habe“, sagt er und lacht. Der 53-Jährige lehrt seit Jahren als Honorarprofessor für Wirtschaftsethik an der Uni Augsburg. Sein
Buch „Auch Jesus hatte schlechte Laune – Überraschungen in der Bibel“mauserte sich innerhalb weniger Wochen zum Bestseller. Es gibt kaum ein Jahr, in dem er nicht mindestens ein Buch veröffentlicht. Das jüngste lautet „Segen voller Leben. Gute Worte für alle Tage“.
Die Kinder im Zuschauerraum der Volksbühne hatten gleich erkannt, wer da auf der Bühne steht: „Das ist doch unser Pfarrer.“Das freut Schwartz, der in Augsburg viele Jahre Pfarrer der katholischen Hochschulgemeinde war. „Ich finde es schön, dass Person und Amt hier eine Einheit bilden“, sagt er, „das zeigt, dass ich in meiner Gemeinde mitten im Leben stehe.“
Das Marionettentheater ist seit 23 Jahren aktiv und über die Grenzen der 15 000-Einwohner-Gemeinde bekannt. Gegründet wurde es von Martin Schallermeir, der bis zu seinem Tod 2015 als Ehrenvorsitzender eng mit „seiner“Volksbühne verbunden war. Zunächst waren im ehemaligen Schulhaus Stücke für Erwachsene, wie der „Boarische Hiasl“oder „Der letzte Graf von Möring“, zu sehen. 1994 entdeckte Schallermeir seine Liebe zu den Marionetten und führte bis 2011 selbst Regie, malte Kulissen und schrieb Textbücher. Vor allem klassische Märchen wollte man den Kindern auch in Zeiten von Smartphone und Spielkonsolen vermitteln. Und das Konzept geht noch immer auf. Allein im letzten Jahr kamen 2500 Besucher und sahen „Das tapfere Schneiderlein“. Heuer sind es der Fischer und seine Frau Ilsebill, die nie genug bekommen kann und ihren Mann fast in den Ruin treibt...
OTermine Weitere Vorstellungen in der Volksbühne (Luitpoldstr. 3) gibt es am 25. und 26. November jeweils um 15 Uhr. Unter der Woche spielt das Team bis 1. Dezember täglich mit Ausnahme des Mitt wochs um 9 und um 10.30 Uhr ohne Pause. Karten fürs Wochenende bei Chris tine Hieke, Telefon 08233/789141 oder über www.volksbuehne mering.de, für Vormittagsvorstellungen bei Vikto ria Hartmuth unter 01522/9722439.