Führt eine Spur zu den Schmierern?
Unbekannte haben am Wochenende 14 Marktbuden und mehrere Hausfassaden verunstaltet. Die Polizei appelliert jetzt an Passanten und Anwohner. Was Betroffene dazu sagen
Die neuesten Schmierereien ziehen sich durch die Innen- und durch die Altstadt. Allein auf dem Rathausplatz haben Unbekannte am Wochenende 14 Buden des Christkindlesmarktes mit Graffiti beschädigt. Die Schausteller sind erbost. Im Marktamt wird bereits über mögliche Konsequenzen bei den Sicherheitsvorkehrungen gesprochen.
Dieter Held ist stinksauer. „Eine Unverschämtheit hoch drei ist das. Diese Kandidaten, die fremdes Eigentum beschädigen, gehören viel härter bestraft. Unsere Gesetzgebung ist da viel zu lasch“, wettert der Betreiber der Almhütte. Seinen Glühweinstand in der Mitte des Christkindlesmarktes hat es genauso erwischt wie die Pyramide nebenan und zwölf weitere Stände. Schriftzüge, die auch Tags genannt werden, prangen dort in blauer, roter oder schwarzer Farbe. Viele Schmierereien sind unleserlich. Die meisten Budenbesitzer hatten dabei Glück im Unglück, wie es Standbetreiberin Manuela Müller-Manz formuliert. Bei ihr, wie bei den meisten auch, wurden die Rollläden beschmiert. Mit Terpentin ließ sich das entfernen. Allerdings mit Aufwand. Allein an der Pyramide wurde zwei Stunden lang geschrubbt. Bruno Noli musste einen Teil seines Würstelstandes gar neu streichen. Der blaue Schriftzug eines Schmierfinks schimmert trotzdem noch leicht unter der weißen Deckfarbe auf dem Putz durch.
Bei der Polizei spricht man von einer regelrechten Spur an GraffitiSchmierereien, die seit dem Wochenende durch die Innenstadt führt. „25 beschädigte Objekte, wie die Buden und auch Hausfassaden, wurden bislang gezählt“, berichtet Polizeisprecher Michael Jakob am Montag. Der Gesamtschaden reiche sicherlich in den vierstelligen Bereich. Man gehe von mehreren Tätern aus. Von einem der Schmierfinken könnte es sogar eine detaillierte Personenbeschreibung geben.
Denn der Schriftzug „Jenny“, mit dem eine der Christkindlesmarkt- verunstaltet wurde, wurde schon am vergangenen Donnerstagabend von einem Unbekannten an einem Anwesen in der Schülestraße angebracht. Ein Anwohner hatte die Tat beobachtet und den Mann angesprochen. Dieser flüchtete mit einem weißen Rennrad in Richtung Rotes Tor. Der Täter wurde als 1,90 bis 1,95 Meter groß und als westeuropäischer Typ beschrieben. Er hatte lange blonde Haare zum Zopf gebunden, einen blonden Bart und war mit einem olivfarbenen Parka mit Deutschlandflagge am Oberarm bekleidet. Er hatte einen dunklen Rucksack bei sich. Auf diesem war ein rotes Abzeichen, vermutlich in V-Form, angebracht. Die Polizei hofft nun, den Verantwortlichen anhand der guten Beschreibung zu fin- den. „Wenn man mal einen erwischt, hängt meistens eine ganze Serie an Vorfällen daran. Wir sind immer massiv auf Zeugenhinweise angewiesen“, sagt Jakob. Der Polizeisprecher betont, dass die Polizeiinspektion Mitte rund um die Uhr unter Telefon 0821/323-2110 besetzt ist. Auch wenn Anwohner oder Passanten nachts etwas beobachten, sollen sie sofort anrufen. Im Marktamt der Stadt spricht man von einem Umfang von Beschädigungen, die es so auf dem Christkindlesmarkt noch nicht gegeben hat.
Auch schon die Woche zuvor gab es Ärger, erzählt Friedrich Wüst, der bei der Stadt für den Christkindlesmarkt zuständig ist. An drei Buden wurden die Planen aufgeschnitten, an einem Stand dann das WerkBuden zeug geklaut. „Die Herrschaften meinten wohl, dass die Stände schon mit Waren befüllt sind.“Eine Nachtwache gab es zwischen den Ständen auf dem Rathausplatz bislang nicht. „Die Buden werden erst ab Mittwoch bewacht“, sagt Wüst und fügt hinzu: „Aber in der Nachbesprechung wird es dann Thema sein, wie wir nächstes Jahr mit der Überwachung auf dem Christkindlesmarkt umgehen.“Eine Videoüberwachung sei bislang nicht so einfach möglich, da es sich um einen öffentlichen Platz handele (siehe auch Seite 36). Aber Gedankenspiele, ob man während des Aufbaus das Areal mit einem Bauzaun absperren und dann mit einer Videoüberwachung arbeiten könnte, gibt es jetzt nach dem Vorfall. „Man muss erst mal prüfen, was da rechtlich machbar wäre.“Eine Möglichkeit wäre auch, schon vorher die Buden zu bewachen, so Wüst. Am Rathausplatz gibt es derzeit nur eine Webcam, die in Echtzeit Bilder ins Internet unter www.augsburg.de/webcam überträgt. Einzelne Menschen sind darauf nicht identifizierbar, die Kamera zeichnet auch nicht auf.
Dieter Held, Wirt des Glühweinstandes Almhütte, hat die Kritzelei an seinem Stand noch gar nicht beseitigt. Bei ihm ist auch noch die Holzverkleidung betroffen. Mit Abschrubben wird es da nicht getan sein. „Vielleicht muss man es sogar wegschleifen“, meint er verärgert.
OZeugenhinweise nimmt die Polizei unter Tel. 0821/323 2110 entgegen.