Friedberger Allgemeine

Die Polizei setzt auf Videoüberw­achung am Kö

Seit Monaten wird darüber debattiert, nun zeichnet sich eine Entscheidu­ng ab. Das Polizeiprä­sidium will die Situation am Königsplat­z künftig auch mit Kameras beobachten. Wie das in der Praxis ablaufen könnte

- VON JÖRG HEINZLE

Sie sollen dazu beitragen, dass sich die Menschen am Königsplat­z sicher fühlen können: Nach Informatio­nen unserer Redaktion will die Polizei den zentralen Platz künftig mit Kameras überwachen. Die Debatte darüber läuft seit rund einem Jahr. Die Polizei wollte den Sommer abwarten und auswerten, wie sich die Zahl der Straftaten entwickelt hat. Das ist inzwischen geschehen. Demnach bewerten die Verantwort­lichen im Polizeiprä­sidium die Situation am Kö so, dass sie eine Videoüberw­achung dort für sinnvoll erachten.

Wann die Kameras aufgehängt werden sollen, ist noch nicht bekannt. Es hängt unter anderem auch davon ab, wie schnell das Ausschreib­ungsverfah­ren für die Anschaffun­g der Technik durchgefüh­rt werden kann. In diesem Jahr wird das nicht mehr passieren. Die Diskussion um die Sicherheit am Königsplat­z ist entbrannt, nachdem es dort vermehrt zu Streiterei­en in der Trinkersze­ne und unter jungen Flüchtling­en kam. Im Frühjahr gab es deswegen einige größere Polizeiein­sätze. Es gab dabei auch Fälle, in denen Unbeteilig­te betroffen waren. Im Mai war eine 22-jährige Trinkerin während einer Polizeikon­trolle ausgeraste­t. Sie hatte auch einen Passanten geohrfeigt und angespuckt. Im März hatte ein Betrunkene­r einen Radfahrer umgestoßen.

Für Augsburg ist die geplante Videoüberw­achung am Kö eine Premiere. Bisher gibt es auf keinem öffentlich­en

Private Bereiche dürfen nicht gefilmt werden

Platz entspreche­nde Kameras. Es sind bislang Privatfirm­en wie die City-Galerie, die ihre Räumlichke­iten filmen. Überwacht werden zudem die Wagen der Straßenbah­nen. Stadt und Stadtwerke betreiben zwar eine Vielzahl von Kameras an Kreuzungen und Haltestell­en. Sie sind aber aus Datenschut­zgründen so eingestell­t, dass Details wie Gesichter oder Kennzeiche­n nicht erkennbar sind. Die Kameras dienen vor allem dazu, die Verkehrssi­tuation zu beobachten. Das Material wird nicht gespeicher­t. Die Polizei hat Zugriff auf die LiveBilder. So können sich die Beamten ein Bild von der Lage machen, wenn zum Beispiel eine Schlägerei an einer Haltestell­e gemeldet wird. Die Aufnahmen eigenen sich aber nicht dafür, Beteiligte zu identifizi­eren.

Bei den Kameras am Kö soll das anders sein. Sie sollen auch Details wie Gesichter erfassen, um bei Straftaten ein zusätzlich­es Mittel zu haben, die Täter zu ermitteln. Geplant ist, die Aufnahmen über einen gewissen Zeitraum zu speichern. Zudem sollen die Bilder live zur Polizei übertragen werden, sodass die Beamten jederzeit die Situation in den Blick nehmen können. Dass ständig ein Polizist die Bilder beobachtet – also 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche – ist nach Informatio­nen unserer Redaktion aber nicht vorgesehen. Dafür wäre der personelle Aufwand wohl zu groß.

Anwohner sollen von der Überwachun­g möglichst wenig betroffen sein. So schreibt das Gesetz zum Beispiel vor, dass nur öffentlich zugänglich­e Bereiche überwacht werden dürfen. Das heißt, die Polizei muss unter anderem darauf achten, dass sie nicht in Wohnungen oder Hauseingän­ge hineinfilm­t. Polizeilic­he Videoüberw­achung gibt es bisher schon in München, Nürnberg, Regensburg und Schweinfur­t. Dort ist es so geregelt, dass die aufgezeich­neten Bilder, die nicht als Beweismate­rial länger benötigt werden, spätestens nach drei Wochen die automatisc­h gelöscht werden. Die Kameras sollen potenziell­e Täter von Straftaten abhalten und bei der Aufklärung helfen. Gleichzeit­ig soll aber auch die Polizeiprä­senz am Kö nicht reduziert werden.

Polizeiprä­sident Michael Schwald hatte sich bereits im Sommer offen für eine Videoüberw­achung am Kö gezeigt. Bestätigen will das Präsidium den geplanten Einsatz von Kameras aber noch nicht. Die Entscheidu­ng befinde sich in der Abstimmung, teilt die Polizei auf Anfrage mit. Sprecher Thomas Rieger sagt: „Neben einsatz- und kriminalta­ktischen Fragestell­ungen werden derzeit noch rechtliche und technische Aspekte erörtert.“Die Entscheidu­ng werde jedoch „zeitnah unter größtmögli­cher Transparen­z und enger Beteiligun­g der Stadt Augsburg“bekannt gegeben.

Der städtische Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD) hat sich in der Debatte zurückhalt­end zum Thema Videokamer­as geäußert. Er zeigte sich nicht überzeugt davon, dass damit viel erreicht werden kann. Klar ist aber auch, dass die Stadt der Polizei keine Steine in den Weg legen wird, wenn sie – wie jetzt vorgesehen – die Kameras in Eigenregie betreiben wird.

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