Was Ledvance von Kuka unterscheidet
Beide Unternehmen haben angekündigt, 650 beziehungsweise 250 Arbeitsplätze abbauen zu wollen. Die Ausgangslage aber ist völlig unterschiedlich. Das hat auch Folgen für die Mitarbeiter
Die Nachricht, das Ledvance das Werk in Augsburg schließen und damit rund 650 Arbeitsplätze abbauen werde, schlug vergangene Woche ein wie eine Bombe. Nur wenige Tage später folgte die nächste Hiobsbotschaft: Auch Kuka baut 250 Stellen ab. In naher Zukunft sollen damit in Augsburg 900 Arbeitsplätze wegfallen. Was mit den Ledvance-Angestellten in der Logistik passieren wird, steht dabei noch nicht fest.
Was beiden Fällen gemeinsam ist, ist das Schicksal der Mitarbeiter. Für sie kam die Nachricht über den Arbeitsplatzverlust völlig überraschend. Während die Angestellten bei Ledvance schockiert über die Alternativlosigkeit der Ankündigung waren, konnte man bei Kuka die Ausmaße des Stellenabbaus kaum fassen. „Dass es in der Sparte Anlagenbau Probleme mit der Struktur gibt, wussten wir. Aber dass ein Arbeitsplatzabbau in dieser Dimension kommt, das war uns nicht klar“, sagt Armin Kolb, Betriebsratsvorsitzender bei Kuka. „Erschrecken pur“, so beschreibt er die Stimmung bei den Mitarbeitern, als sie davon erfahren hatten. Was Kolb der Geschäftsführung der Kuka-Sparte Systems (Anlagenbau) ankreidet, ist, nicht rechtzeitig auf Probleme reagiert zu haben. Mit dem chinesischen Mehrheitseigner Midea habe die Entscheidung jedoch nichts zu tun. Hier gelte nach wie vor die Investorenvereinbarung. Das betont auch Kuka-Pressesprecherin Katrin Stuber-Koeppe. „Das war eine rein strategische Entscheidung von Kuka selbst.“
Ein Aspekt, der aufzeigt, warum sich die beiden Fälle unter anderem unterscheiden. Die handelnden Personen sind andere, aber auch die Ausgangslage war bei beiden Unter- nehmenverschieden.„Bei Ledvance wurde schon zu Osram-Zeiten der Wandel in die Zukunft verpasst. Kuka dagegen hat seine Produkte immer weiter entwickelt, neue Geschäftsfelder aufgetan und hat sich mit seinen verschiedenen Sparten breit aufgestellt“, fasst Michael Leppek, Erster Bevollmächtigter der IG Metall, zusammen. Während bei Ledvance wegen der versäumten Modernisierungen bis 2019 ein ganzer Standort und damit ein Teil Augsburger Geschichte verloren gehen werde, müsse bei Kuka ein strategisches Problem in einer einzelnen Sparte gelöst werden – in einem Un-
„Bei Kuka haben wir mehr Handlungsspielraum“
ternehmen, das ansonsten erfolgreich ist und gute Umsätze liefert.
Für die Mitarbeiter hat diese Ausgangslage damit völlig unterschiedliche Konsequenzen. Schlagen die Bemühungen der IG Metall, der Vertreter aus Politik und Kammern fehl, den Ledvance-Standort zu erhalten, sind bis zu 650 Menschen ohne Job. Bei Kuka, so Leppek, bestehe weitaus größerer Handlungsspielraum, die Mitarbeiter hausintern oder in anderen sozialverträglichen Lösungen zu versorgen. „Bei einer Standortschließung können wir nur noch über Abfindungen sprechen. Mehr nicht. Im Fall von Kuka sieht das ganz anders aus“, sagt er.