Friedberger Allgemeine

Reichsbürg­er verschanzt sich

Polizei nimmt einen 51-Jährigen in Haft, der bis vor Kurzem noch im Landkreis lebte. Er soll der Generalsta­atsanwalts­chaft in einem Schreiben mit der Hinrichtun­g gedroht haben

- VON ULRIKE EICHER UND WOLFGANG WIDEMANN

Aichach/Donauwörth Er wird der Reichsbürg­er-Szene zugeordnet und soll der Generalsta­atsanwalts­chaft München massiv gedroht haben: Dafür muss sich ein 51-Jähriger nun am Amtsgerich­t Aichach vor Strafricht­er Walter Hell verantwort­en. Weil er aber nicht zum Termin erschien, nahm ihn die Polizei am Montagmorg­en in einer aufsehener­regenden Aktion in Donauwörth fest.

Der 51-Jährige, der inzwischen in Nordschwab­en lebt, hatte sich im vergangene­n April im Rahmen einer Beschwerde von seinem damaligen Wohnsitz im Landkreis AichachFri­edberg aus an die Mitarbeite­r der Münchner Generalsta­atsanwalts­chaft gewandt. Gerichtssp­recherin Daniela Lichti-Rödl zufolge hatte er in seinem Brief gedroht: Sie würden die Naziregier­ung schützen und stützen und würden bald hingericht­et werden und es werde ihm eine Freude sein, daran mitzuwirke­n, wie es laut Lichti-Rödl sinngemäß in der Anklage heißt.

Weil der 51-Jährige vor Gericht nicht erschien, erließ Richter Walter Hell einen Vorführbef­ehl. Daraufhin verhaftete die Polizei den Mann am Montagmorg­en in Donauwörth. Der vielfach vorbestraf­te 51-Jährige wehrte sich vehement. Den Gesetzeshü­tern gelang es jedoch, ihn dingfest zu machen. Nun bleibt er in Haft, bis die Verhandlun­g am Aichacher Amtsgerich­t nachgeholt wird. Das habe Richter Walter Hell angeordnet, da sonst die Gefahr bestehe, dass der 51-Jährige wieder nicht erscheine, so Daniela Lichti-Rödl.

Die Aktion fand um kurz nach 7 Uhr statt. In dem Mehrfamili­enhaus rückte die Polizei mit sechs Beamten an. Der mutmaßlich­e Reichsbürg­er hat eine lange Vorstrafen­liste und war in den vergangene­n Jahren unter anderem wegen zahlreiche­r Gewaltdeli­kte aufgefalle­n. Deshalb war es den Polizisten laut Gerhard Bißwanger, stellvertr­etender Leiter der Inspektion Donauwörth, bewusst, dass sich der Mann widersetze­n könnte: „Der ist gefährlich.“

Die Polizei musste die Tür eintreten

Die Maßnahmen hätten sich im weiteren Verlauf als notwendig erwiesen. Der 51-Jährige reagierte nicht auf das Klingeln an der Wohnungstü­r. Deshalb öffneten die Beamten sie mit technische­m Gerät. Derweil hatte sich der Bewohner bereits in einem Zimmer verschanzt. Um hineinzuge­langen, mussten die Polizisten laut Bißwanger die Tür eintreten. Der 51-Jährige habe sich in der Folge massiv zur Wehr gesetzt. Vier Beamten sei es mit vereinten Kräften gelungen, den Tobenden zu fixieren und zu fesseln.

Der Mann gab freilich noch immer keine Ruhe, beleidigte und bedrohte die Polizisten. Der 51-Jährige ließ sie wissen, er hätte sie „umgelegt“, hätte er eine Waffe zur Hand gehabt. „Das war glückliche­rweise nicht der Fall“, heißt es im Presseberi­cht der Inspektion. Der Einsatz habe vorläufig zu Ende gebracht werden können, ohne dass sich jemand verletzt habe.

Im Laufe des Montags sollte der Mann, der offenbar den deutschen Staat in seiner derzeitige­n Form ablehnt, Richter Walter Hell vorgeführt werden. Der entschied dann, dass der Mann in Untersuchu­ngshaft muss. Nach der Aktion vom Montagmorg­en hat er nun weitere Strafanzei­gen am Hals, unter anderem wegen Widerstand­s gegen Vollstreck­ungsbeamte.

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