Orgel in St. Radegundis ist 30 Jahre alt
Fünf Organisten spielen zu diesem Ehrentag. Das Konzert birgt eine Überraschung
Wulfertshausen Seit dem Konzert am Wochenende wissen die Bürger in Wulfertshausen, warum sie für die Orgel in St. Radegundis gespendet haben. Alle im Publikum waren überrascht, was auf diesem Instrument, von der Orgelbaufirma Deininger und Renner gebaut, feinfühlig gespielt werden kann. Dieses Mal waren keine gewaltigen liturgischen Orgelstücke zu hören: Nein, dieses Konzert zeigte die ganze Bandbreite der Orgelliteratur und ihre Finessen. Begrüßt wurde das Publikum durch Sigrid Haberl vom Pfarrgemeinderat. Es spielten Markus Guth, Peter Hader, Lucia Kerscher, Andrea Wagner und Ludwig Wieser.
Schon das erste Stück von Francois Couperin, „Offertoire sur le Grand Jeux“, spiegelte den majes- tätischen Raumklang vieler benutzter Register wider, forderte auch eine virtuose Technik von dem Organisten Markus Guth. Daneben mussten die fünf Organisten aber auch ein Talent zur schnellen, passenden Registrierung aller Stücke in ihren sehr unterschiedlichen Stimmungen und Ausdrucksformen mitbringen. Guth spielte später noch das Präludium in G-Moll von Dietrich Buxtehude.
Am Ende des 18. Jahrhunderts waren Händels Orgelkonzerte die am häufigsten gedruckten Werke überhaupt. Der Organist Ludwig Wieser spielte den 1. Satz aus dem B-Dur Konzert op. 4, Nr. 6, ursprünglich ein Stück mit Orchester. Johann Sebastian Bachs Choralvorspiel „Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ“lässt niemanden unberührt. Voller Innigkeit und Inbrunst klingt diese Bitte, die jeder Hörende mitfühlt. Am Ende des frühen Abends noch „Komm Gott, Schöpfer, heilger Geist“aus Bachs Leipziger Chorälen.
Mit Felix Mendelssohn-Bartholdys sechs Sonaten für die Orgel op. 65 begann eine neue Epoche der Orgelmusik. Ihre Vorbildfunktion haben sie fast über ein Jahrhundert bewahrt, Lucia Kerscher intonierte zwei Sätze aus der Sonate Nr. 4 – für seine Zeit ein äußerst konzertantes Stück, obwohl als Andante religioso betitelt. Später spielte die Organis- ten noch eine Cantilene von Josef Gabriel Rheinberger.
Jacques-Nicolas Lemmens gilt als Vorbild und Vermittler in der Geschichte der Orgelmusik. Die Fanfare D-dur, eines der bekanntesten Stücke des belgischen Organisten, gab Peter Hader. Auch eine Toccata von Charles-Marie Widor brachte der Organist zu Gehör.
Von Gustav Adolf Merkel bot Andrea Wagner ein Larghetto dar, um später noch ein sehr modernes Stück von Michael Schütz zu Gehör zu bringen. Deutlich war in dem Werk „Community“zu hören, wie manche Diskussionen in einem Stimmengewirr enden können. Zuvor gab es noch das „Merifield“von der zeitgenössischen New Yorker Organistin und Komponistin Janet Correll. Langer Applaus nach einem anspruchsvollen und abwechslungsreiches Konzert.