So lief die Debatte um den Süchtigen-Treff
Ist der vorgesehene Standort in der Dinglerstraße 10 der richtige? Es ist eine Art Glaubensfrage, wie sich bei den städtischen Informationsabenden zeigt. Welche Argumente angeführt werden
Die Diskussion über einen Süchtigen-Treff, der in einem Wohngebiet in Oberhausen untergebracht werden soll, bleibt ein kontrovers diskutiertes Thema. Dies zeigt sich gerade jetzt bei den städtischen Informationsabenden. Es prallen die Auffassungen von Befürwortern und Gegnern aufeinander, ob der vorgesehene Standort in der Dinglerstraße 10 der richtige ist. Dass Drogensüchtigen und Alkoholikern geholfen werden soll, darüber ist man sich einig. Diskutiert wird aber weiterhin, wie das geschehen soll und welcher Ort der passende dafür ist.
● Die Ausgangslage Der HelmutHaller-Platz am Oberhauser Bahnhof ist seit Jahren ein Treffpunkt der Drogen- und Alkoholikerszene. Bis zu 50 Personen halten sich hier tagsüber auf. Viele Oberhauser meiden den großflächigen Platz, fühlen sich an dieser Stelle nicht wohl. Es kommt immer wieder zu Polizeiund Rettungseinsätzen. Die Zustände am Bahnhof alarmieren die Politik, nicht zuletzt wegen der Klagen aus Oberhausen.
● Die Herausforderung Es geht darum, eine Lösung zu finden, die den Beteiligten gerecht werden kann. Süchtigen soll geholfen werden, andererseits soll der zentrale Platz vor dem Bahnhof auch wieder für die Bürger attraktiver werden. „Die Zustände können so nicht bleiben“, sagt Oberbürgermeister Kurt Gribl.
● Die Idee Ein Gesamtkonzept soll helfen, die Situation in Oberhausen zu verbessern. Zu diesem Konzept gehören bauliche Maßnahmen, die die Aufenthaltsqualität am HelmutHaller-Platz erhöhen. Bänke und mehr Grün sollen für eine Verschönerung des Areals sorgen. Um das Sicherheitsgefühl der Bürger zu erhöhen, sollen Polizei und städtischer Ordnungsdienst präsent sein und kontrollieren. Dies passiert bereits jetzt. Der Platz soll mit Veranstaltungen belebt werden. Zur Betreuung der Süchtigenszene gilt ein „Betreuter Treff für Menschen in besonderen sozialen Lebenslagen“, wie ihn die Stadt nennt, als zentraler Baustein im Konzept.
● Der Süchtigen Treff Süchtige sollen eine alternative Aufenthaltsmöglichkeit erhalten. Zwei Sozialarbeiter, die immer da sind, kümmern sich um die Süchtigen. Unter der Woche soll der Treff von mittags bis nachmittags geöffnet sein.
● Der Standort Die Stadt hat 20 Objekte in Oberhausen geprüft. Zwei kamen in die engere Wahl. Die Wahl fiel auf die Räume in einem ehemaligen Lokal in der Dinglerstraße 10. Der zweite Standort war in der Anton-Bruckner-Straße.
● Die Dinglerstraße 10 Das Gebäude liegt inmitten eines Wohngebiets. Zum Oberhauser Bahnhof sind es 550 Meter. In der Nähe der Dinglerstraße liegt an der Wertach eine andere Anlaufstation für die Drogenszene, wobei sich hier allerdings weniger Personen aufhalten als am Bahnhof.
● Die Informationsabende Über das geplante Projekt informieren die Stadt und die beiden Trägerinstitutionen, Drogenhilfe Schwaben und SKM Augsburg (Katholischer Verband für soziale Dienste). Am heutigen Freitag ist um 18 Uhr die letzte von drei Veranstaltungen. Der Ablauf ist stets gleich: Ordnungsreferent Dirk Wurm moderiert den Abend. Auf einem Podium sitzen Hannelore Köppl (Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Oberhauser Vereine), Carina Filser (SKM), Uwe Schmidt (Drogenhilfe) und Stefan Lanzinger (Polizei). In der Aussprache können die Bürger ihre Sicht vortragen und Fragen stellen.
● Das Meinungsbild Bereits am ersten Abend hat sich gezeigt, dass die Oberhauser Bürger, die gekommen waren, gern in ihrem Stadtteil leben. Sie sehen jedoch wegen der Situation am Bahnhof Handlungsbedarf.
● Was für die Dinglerstraße spricht Die Befürworter argumentieren, dass dieser Standort die Situation am Oberhauser Bahnhof entlasten werde. Polizei und Ordnungsdienst kündigen bereits an, dass sie auch im Wohnviertel starke Präsenz zeigen werden, um auch schnell auf mögliche Anwohnerbeschwerden zu reagieren. Stadt und Sozialverbände wollen ein enges Miteinander mit der Nachbarschaft, es sind regelmäßige runde Tische geplant. Es handelt sich um eine zweijährige Testphase. Wegen der eingeschränkten Öffnungszeiten des Treffs seien die Beeinträchtigungen für die Anwohner deutlich geringer als bei einem Lokal, das bis nachts geöffnet wäre.
● Contra Dinglerstraße Der Süchtigen-Treff in einem Wohngebiet ist die falsche Adresse, heißt es vonseiten der Anwohner. Da der geplante Standort zwischen Bahnhof und Wertach (Seitzsteg) liegt, muss damit gerechnet werden, dass sehr viele Drogenabhängige das Viertel durchqueren. Es wird andererseits die Skepsis geäußert, ob das Angebot wegen der Entfernung zum Bahnhof überhaupt angenommen werde. Insofern wäre aus Sicht von Anwohnern ein Hilfsangebot für die Süchtigen in Bahnhofsnähe deutlich günstiger gelegen.
● Container Lösung Diskutiert wird auch über die Idee, einen Container als Anlaufstation für die Süchtigen direkt am Bahnhof aufzustellen. Damit wäre die Möglichkeit gegeben, den Süchtigen direkt am Ort eine Hilfe anzubieten, an dem sie sich ohnehin aufhalten. Die Gegner der Container-Lösung sagen, dass damit der Helmut-Haller-Platz noch „attraktiver“für die Drogenszene wäre. Mit mehr Personen, die sich dort aufhielten, würde die Situation noch schlechter als gegenwärtig.
● Die politische Entscheidung Die Erkenntnisse aus den Informationsabenden spielen eine wichtige Rolle. Wurm wird zunächst im zuständigen Ausschuss darüber informieren. Der Stadtrat entscheidet am 21. Dezember über die Dinglerstraße.
Offene Diskussion mit den Bürgern