Friedberger Allgemeine

Mering will eine Bürgerstif­tung gründen

Die Einrichtun­g soll für soziale und kulturelle Zwecke einspringe­n, wenn die kommunalen Mittel nicht reichen

- VON GÖNÜL FREY

Mering Für viele Investitio­nen, die im sozialen oder kulturelle­n Bereich wünschensw­ert wären, reicht in Mering das Geld nicht. Hier könnte eine Bürgerstif­tung einspringe­n. Experte Christoph Beuter von der DZ Privatbank schilderte in der jüngsten Gemeindera­tssitzung die vielfältig­en Möglichkei­ten.

Wie Bürgermeis­ter Hans-Dieter Kandler erklärte, ging es um eine erste Vorinforma­tion. Der Markt Mering hat bereits zwei eigene Stiftungen, nämlich die Rosa-MariaKügle-Stiftung und die GregorAsam-Stiftung. Bei beiden ist jedoch der Zweck sehr stark eingegrenz­t.

Referent Beuter beschäftig­t sich eigenen Worten nach seit zwölf Jahren beruflich ausschließ­lich mit Stiftungen. Er beobachtet, dass sich das Stiftungsw­esen in Deutschlan­d in jüngerer Zeit stark entwickelt. So gibt es in der Bundesrepu­blik insgesamt 22 000 rechtsfähi­ge Stifungen – die Hälfte davon wurde in den vergangene­n zehn Jahren gegründet. Die Bürgerstif­tungen seien in Deutschlan­d ein relativ junges Phänomen, über 400 gebe es derzeit, so Beuter. Sie verwalten insgesamt ein Vermögen von 360 Millionen Euro und haben im Jahr 2016 insgesamt 18 Millionen Euro für Projekte ausgegeben.

Die Bürgerstif­tung hat einige Vorteile gegenüber herkömmlic­hen Stiftungen. So können diese beispielsw­eise nur ihre Erträge für ihre Zwecke einsetzen, während das Stiftungsv­ermögen unberührt bleibt. In Zeiten niedriger Zinsen steht daher oft wenig freies Geld zur Verfügung. Wie Beuter erläuterte, setzt die Bürgerstif­tung auf sogenannte Zustiftung­en. Dabei stellen Unterstütz­er Summen zur Verfügung, die auch zweckgebun­den sein können.

Sein Beispiel: Jemand gibt eine Summe von 40000 Euro für den Ausbau von Kinderspie­lplätzen – dann werden von diesem Geld entspreche­nde Vorhaben unterstütz­t, bis es aufgebrauc­ht ist. Diese Möglichkei­t macht es für Geldgeber attraktive­r, als wenn der Stiftungsz­weck eng festgesetz­t ist. „Die Bürgerstif­tung lebt von vielen Stiftern. Das Kapital soll in unterschie­dliche Projekte vor Ort fließen“, sagt Beuter. Ein weiterer Anreiz hierzu ist, dass bestimmte Summen zusätzlich zu den üblichen Spendenbet­rägen von der Steuer abgesetzt werden können.

Formal gibt es eine Hürde. Für die Gründung ist ein Mindestver­mögen nötig. „Früher galt hier ein Richtwert von 50 000 Euro, mittlerwei­le ist die Verwaltung­spraxis, dass 200000 Euro da sein müssen“, sagte Beuter.

Bürgermeis­ter Kandler erläuterte, dass die Gemeinde zwei Sparbücher mit insgesamt rund 60 000 Euro vorliegen habe, die für solche gemeinnütz­ige Zwecke gedacht sind. Außerdem habe sich bei ihm eine Frau gemeldet, die der Gemeinde einen Betrag zur Verfügung stellen möchte, der sogar noch größer als diese Summe sei. Gerade auf solche Geldgeber hofft der Bürgermeis­ter: „Wir haben sehr viele Leute, die alleinsteh­end sind und keine Verwandtsc­haft mehr haben“, sagt er. Wenn diese in die Jahre kommen, überlegen sie, was aus ihrem Vermögen werden soll. „Und das möchte ich mit dem Angebot der Bürgerstif­tung aufgreifen“, sagt Kandler.

Die Resonanz im Gemeindera­t war positiv. Dritter Bürgermeis­ter Reiner Heinrich (SPD), der selbst seit 13 Jahren im Vorstand einer Sitzung sitzt, bot an, dem Gremium eine Beispielsa­tzung zur Verfügung zu stellen. CSU-Fraktionss­precher Georg Resch wollte wissen, wie eine solche Bürgerstif­tung organisier­t ist. Beuter erläuterte, dass es auf alle Fälle einen Vorstand gibt, in dem die Gemeinde auch in irgendeine­r Weise vertreten sein sollte. Möglich sei zusätzlich ein Stiftungsr­at. Wie genau dies gestaltet und personell besetzt sein soll, entscheide der Gemeindera­t bei der Gründung der Bürgerstif­tung. Barbara Häberle (Grüne) wollte wissen, ob es geplant ist, die beiden bestehende­n Stiftungen in die neue Bürgerstif­tung zu überführen. Das verneinte Kandler, diese sollen wie bisher beibehalte­n werden. Einstimmig sprach sich der Gemeindera­t dafür aus, die Idee einer Bürgerstif­tung für Mering weiterzuve­rfolgen. Nun soll die Verwaltung einen Satzungsen­twurf ausarbeite­n.

Es gibt sehr viele Leute, die alleinsteh­end sind und keine Verwandtsc­haft mehr haben

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Foto: imago stock&people

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