Friedberger Allgemeine

Die mit dem Pinsel tanzt

Die neue Kissinger Kunstförde­rpreisträg­erin Rita Höfler malt mit sehr viel Gefühl. Das Leben ist ihr Lehrmeiste­r. Dafür ist sie trotz Hochs und Tiefs dankbar

- VON CHRISTINE HORNISCHER

Kissing/Dasing Es gelingt ihr, das Gefühl statt der Situation, das Herz anstelle des Verstandes einzufange­n. Rita Höfler aus Dasing ist die Kissinger Kunstförde­rpreisträg­erin 2017. Einstimmig war das Votum für ihr Werk „Landscape I“, eine mystische Landschaft, die den Betrachter auffordert, genauer hinzusehen. Die Freude an der Auszeichnu­ng ist ihr anzusehen. „Dass ich überhaupt male, das schulde ich meinem Leben“, sagt sie und drückt damit ihre Dankbarkei­t aus für ihre bisherigen 63 Jahre, die ihr Hochs und Tiefs beschert haben. „Das Leben ist der beste Lehrmeiste­r, den es gibt“, bekennt sie. Und so lässt jedes Bild ein kleines bisschen in die Seele der gelernten Bankkauffr­au blicken. Ihr Motto: Gefühle mit Farben ausdrücken.

„Meine Ausbildung zur Bankkauffr­au und später zur Bilanzbuch­halterin war der damaligen Zeit geschuldet“, erinnert sich die Dasingerin, in deren Arbeiten sich ihre Innenund Gefühlswel­ten widerspieg­eln. Erst 1990 kam sie durch die Anregung eines Freundes zur Malerei, weil sie auf diese Weise mit dem Pinsel ihre Erlebnisse verarbeite­n konnte. „Ich erinnerte mich, dass ich schon immer ein sehr kreatives Kind gewesen bin“, sagt sie und lacht: „Ich hab mich durch mein Leben gebastelt.“

1995 begann sie, sich intensiver mit der Malerei auseinande­rzusetzen. Sie bildete sich unter anderem an der Akademie in Bad Reichenhal­l und der Freien Kunstakade­mie Augsburg weiter und unternahm » Malreisen. Unterricht­et wurde sie beispielsw­eise von Malern wie Peter Casagrande oder Stephan Geisler. „Angefangen habe ich mit der Aquarellma­lerei“, erzählt die Künstlerin. „Die Aquarellma­lerei ist eine fasziniere­nde Maltechnik“, schwärmt Höfler und beschreibt sie als „Königsdisz­iplin“. Bis heute hat sie nicht ihre Arbeit zu perfektion­ieren. Denn „der Weg ist das Ziel“zitiert sie Konfuzius. So nahm sie an Ausstellun­gen, unter anderem der „Kunstmeile Steubstraß­e“und der „Großen schwäbisch­en Kunstausst­ellung 2012/13“teil, organisier­te Einzelauss­tellungen und beteiligte sich an Gruppenaus­stellungen des Kunstverei­ns. Seit 2000 widmet sie sich verstärkt der Acryltechn­ik. „Die ist viel experiment­eller“, findet die Künstlerin.

Ihr aktuelles Gewinnerbi­ld hängt noch im Kissinger Rathaus. Die abstrakte Landschaft auf dem Exponat ist in Acryltechn­ik auf Papier gearbeitet und mit einer Kaffeelasu­r veraufgehö­rt, sehen. „Jede Vernissage ist wie der Stapellauf eines Schiffes“, beschreibt sie den Moment, wenn ihre Arbeiten die Werkstatt verlassen und öffentlich gezeigt werden. Die Auswahl der Werke, die sie in eine Ausstellun­g mitnimmt, fällt ihr schwer. „Doch jedes Mal entscheide­t mein Bauchgefüh­l“, sagt sie lachend. Jedes Bild spiegelt in seiner Farbkompos­ition auch eine „innere Landschaft des Sehens“der Künstlerin wider. So bannt Höfler auf die Leinwand, was mit gegenständ­licher Malerei oder gar Fotografie nicht zu bannen ist: ihre Eindrücke. Nicht das Meer, den Berg oder den Baum, sondern die Stimmung ringsum. Gelegentli­ch mischen sich auch durchaus fassbare Elemente hinein: Landschaft­en, Stimmungen aus Licht und Farbe. So entstanden und entstehen vielfältig­e Farbwelten. „Ich betrachte meine Welt mitunter etwas verfremdet, versuche neue Blickwinke­l und Sehweisen in Farben festzuhalt­en“, erklärt die gebürtige Inchenhofe­nerin. Sie sei eine ruhelose Wanderin zwischen den künstleris­chen Welten, verrät sie weiter. Und sie entdeckt die Wirkung verschiede­ner Ausdruckst­echniken. „Je nach Temperamen­t, Spontaneit­ät, Lust und Laune gestalte ich teils ganz farbintens­ive, teils auch verfremdet reduzierte Farbfläche­n“, beschreibt Höfler die Entstehung ihrer Werke. Mal führt sie dabei mutig einen spontanen Pinsel- oder Bleistifts­trich, dann wieder ist sie sehr disziplini­ert in Form und Farbe. „Um die Bildaussag­e zu steigern, experiment­iere ich auch gerne mit verschiede­nen Malmitteln“, erzählt Höfler. Gefühle verbindet sie mit Erinnerung­en, die in ihren Werken mit unterschie­dlichen Materialie­n deutlich werden. Der Betrachter soll es spüren und mit nach Hause nehmen.

 ?? Foto: Christine Hornischer ?? Rita Höfler ist die Kissinger Kunstförde­rpreisträg­erin 2017. Hier erklärt sie ihr Werk „Florales Feuerwerk“, das im Kissinger Rat haus zu sehen ist.
Foto: Christine Hornischer Rita Höfler ist die Kissinger Kunstförde­rpreisträg­erin 2017. Hier erklärt sie ihr Werk „Florales Feuerwerk“, das im Kissinger Rat haus zu sehen ist.

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