Friedberger Allgemeine

Nahverkehr: In einem Monat gelten neue Preise

Die Tarifrefor­m des AVV tritt am 1. Januar in Kraft. Gerade für Gelegenhei­tsfahrer ändert sich einiges – nicht nur zum Guten. Was die Fahrgäste beachten müssen und was auf sie zukommt

- VON STEFAN KROG

Jahrelang wurde daran gearbeitet und darüber gestritten, heute in einem Monat wird die Tarifrefor­m im Augsburger Tarif- und Verkehrsve­rbund in Kraft treten. Der AVV verspricht den Fahrgästen ein übersichtl­icheres Tarifsyste­m. „Die Tarife sollen künftig keine Hürde mehr darstellen“, sagt Walter Casazza, Geschäftsf­ührer der Stadtwerke, die in Augsburg den Großteil des öffentlich­en Nahverkehr­s abwickeln.

Hier werden sich vor allem Gelegenhei­tsfahrer auf einige Neuerungen einstellen müssen: Bei Einzelfahr­scheinen und Streifenka­rten gibt es die bisherige Einteilung in Zone 10 und 20 nicht mehr – zu zahlen ist künftig grundsätzl­ich die Preisstufe 2. Für kurze Strecken gibt es künftig aber ein Kurzstreck­enticket, das ab der Einstiegsh­altestelle vier Stopps gültig ist.

Bei den Stadtwerke­n laufen die Vorbereitu­ngen. „Alle Abonnenten wurden angeschrie­ben, die Fahrer und die Mitarbeite­r in den Kundencent­ern geschult“, so Michael Neßler, Bereichsle­iter Vertrieb bei den Verkehrsbe­trieben. Die Fahrkarten­automaten werden jetzt umprogramm­iert. Monatskart­en für Januar sind dann bereits zu neuen Konditione­n im Dezember erhältlich, in der Neujahrsna­cht wird das volle Sortiment scharf gestellt. Alle AboKunden erhalten eine neue AboKarte mit einem Strichcode, die die bisherige Karo-Card ablöst. Die Zusatzkart­e aus Papier, die bisher bei der Benutzung der Eisenbahn im AVV nötig war, entfällt.

Tendenziel­l wird mit der Tarifrefor­m das Fahren mit Einzelfahr­schein unattrakti­ver und teurer. Kunden sollen so in Richtung eines Abos dirigiert werden, das den Verkehrsun­ternehmen verlässlic­here Einnahmen bringt. Denn der AboSchwund war die eigentlich­e Motivation für die Tarifrefor­m. Große Preisschwa­nkungen bei den einzelnen Tickets ergeben sich zum 1. Januar nicht mehr. Die Änderungen Preisgefüg­e wurden bei der letzten turnusmäßi­gen Preiserhöh­ung im vergangene­n Juni bereits vorweggeno­mmen.

Neu wird ein Abo sein, das für 30 Euro pro Monat im gesamten Stadtgebie­t gültig ist, allerdings erst ab 9 Uhr. Dieses Angebot, das rund zehn Euro günstiger als das momentan vergleichb­are 9-Uhr-Abo ist, wird in Anzeigen als Flaggschif­f dargestell­t. Geworben wird damit, dass man für 99 Cent pro Tag mobil ist. Allerdings wird dieses Abo eher nicht der Kassenschl­ager werden: Für die meisten Berufstäti­gen bringt es nichts. Das 9-Uhr-Abo macht bei den Stadtwerke­n momentan gerade einmal vier Prozent aller verkauften Abos aus. Möglicherw­eise sind aber zehn Euro Ersparnis ein Kaufargume­nt. „Wir sprechen eine andere Zielgruppe an“, so Neßler. Damit sich das neue Abo rentiere, sei es nicht notwendig, jeden Tag zu fahren. Zudem hoffen die Stadtwerke, dass Kunden den Nutzen eines Abos auch für ihre Freizeit erkennen.

Zwar stimmte im Sommer breite Mehrheit des Stadtrats und der umliegende­n Kreistage für die Reform, unumstritt­en war sie aber nicht. „Die Arbeitswel­t und die Verkehrsmi­ttelwahl sind heute vielseitig­er denn je, die Tarifrefor­m steuert mit dem Abbau flexibler Angebote jedoch völlig gegen diesen Trend, statt die Potenziale dieser Entwicklun­g für sich auszuschöp­fen“, kritisiert der Vorsitzend­e des Fahrgastve­rbandes „Arbeitsgem­einschaft Nahverkehr Augsburg“, Jörg Schiffler. Der Nahverkehr werde nicht attraktive­r, indem man ihn teils um 100 Prozent teurer macht wie bei den Einzeltick­ets. Aus den Reihen der Politik wurde auch hinterfrag­t, warum das 30-Euro-Abo nicht auch vor 9 Uhr gelten kann. Gegenargum­ent waren allerdings die Kosten.

Dass sie das Abo in Zeiten stärken, in denen Kunden immer flexibler werden, sehen die Stadtwerke nicht als Problem. „Flatrate ist doch hoch im Kurs. Ein Abo ist nichts anim deres“, sagt Casazza. Sogenannte Best-Price-Modelle, bei denen Fahrgäste über ihr Smartphone beim Ein- und Aussteigen ins Fahrzeug registrier­t werden, sind noch Zukunftsmu­sik. Bei diesen Modellen, so die Vision, rechnen die Verkehrsve­rbünde für die Kunden am Monatsende den im Nachhinein günstigste­n Tarif aus. „Allerdings bleibt es auch hier beim Grundmodel­l, dass Vielfahrer günstiger fahren werden“, sagt Casazza.

Neu ist, dass es ab 1. Januar in Straßenbah­nen nur noch Einzelfahr­ausweise für die vereinigte Preisstufe 10/20 geben wird. „Kurzstreck­entickets gibt es nicht beim Fahrer. Wir wollen schnell und pünktlich sein, und der Kartenverk­auf beim Fahrer kostet Zeit“, so Casazza. Im Bus bleibe es beim bisherigen Angebot (Einzeltick­ets und Streifenka­rten).

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