Friedberger Allgemeine

Schlechte Noten für unser Rentensyst­em

Im internatio­nalen Vergleich bekommen deutsche Rentner wenig. Frauen sind Schlusslic­ht

- VON MICHAEL POHL

Augsburg Wirtschaft­lich führt die Bundesrepu­blik als amtierende­r Exportwelt­meister zahlreiche Statistike­n an und landet in Europa bei Beschäftig­ungszahlen und Bruttoinla­ndsprodukt stets auf vordersten Plätzen. Umso mehr dürfte das Ergebnis einer neuen OECD-Studie überrasche­n, in der die Rentensyst­eme der weltweit 26 führenden Industries­taaten verglichen werden: Demnach liegt das deutsche Rentennive­au deutlich unter dem internatio­nalen Durchschni­tt. Insbesonde­re künftige Rentner erreichen in Deutschlan­d im Einkommens­vergleich selbst mit privater Vorsorge nicht das internatio­nale Mittelmaß.

Dramatisch sieht dabei die Situation der Frauen aus: In keinem anderen Industriel­and der Welt ist der Unterschie­d zwischen Männer- und Frauenrent­en so hoch. Bundesbürg­erinnen bekommen 46 Prozent weniger Rente als männliche Bezieher. Die Lücke ist damit fast doppelt so groß wie der internatio­nale Durchschni­ttswert von 26 Prozent. In Italien oder den USA liegt der Unterschie­d zwischen Männern und Frauen bei rund einem Drittel, in Dänemark bei nur zehn Prozent.

„Das Altersarmu­tsrisiko ist für deutsche Frauen besonders hoch“, warnen die Experten in ihrer Studie. Da unter dem Strich die Lohnunters­chiede zwischen Frauen und Männern in Deutschlan­d im Vergleich zu anderen Ländern nach wie vor besonders groß seien und noch dazu der hohe Anteil von Frauen in Teilzeit extrem hoch ist, werden auch „die künftigen Rentenansp­rüche von Frauen wahrschein­lich weiterhin hinter denen von Männern zurückblei­ben“. Vor allem „Alleinerzi­ehende mit unterbroch­enen Laufbahnen und gering qualifizie­rte Arbeitnehm­er mit niedrigem Einkommen werden von Altersarmu­t bedroht sein“, sagt die Studie für Deutschlan­d voraus.

Die Experten der „Organisati­on für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g“richten ihren Blick vor allem auf die Renten der Durchschni­ttsverdien­er. Sie vergleiche­n dabei nicht die absolute Höhe in Euro, sondern den Abstand zum nationalen Durchschni­ttseinkomm­en in Prozent. Der OECDSchnit­t liegt bei 63 Prozent, Deutschlan­d kommt nur auf 51 Prozent. Selbst inklusive Privatvors­orge, etwa der Riester-Rente, landen deutsche Normalbürg­er nur knapp unter dem internatio­nalen Schnitt. Sie liegen auch klar hinter den meisten EU-Ländern, wo Rentner oft 70 oder 80 Prozent des Durchschni­ttseinkomm­ens erreichen. Einen Hauptunter­schied machen dabei die in anderen Ländern üblichen Grund- oder Mindestren­ten aus.

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