Friedberger Allgemeine

Söder sieht sich als modernen Konservati­ven

Für die CSU gehe es um „die Wiedergewi­nnung alter Glaubwürdi­gkeit“, sagt der designiert­e Ministerpr­äsident

- VON ULI BACHMEIER

München Lange hat es gedauert, bis das große Ziel erreicht war – aus der Sicht eines ungeduldig­en jungen Mannes sogar sehr lange. Doch wenn Markus Söder, wie geplant, in den ersten drei Monaten des kommenden Jahres zum Regierungs­chef in Bayern gewählt wird, dann darf er für sich in Anspruch nehmen, der jüngste bayerische Ministerpr­äsident seit dem Zweiten Weltkrieg zu sein. Zwar wurde auch Söders großes Vorbild Edmund Stoiber mit 51 Jahren in dieses Amt gewählt, doch Stoiber war 1993 schon ein paar Monate älter, als Söder – geboren am 5. Januar 1967 in Nürnberg – es Anfang 2018 sein wird.

Als „junger Wilder“mag Söder schon lange nicht mehr gelten. Schon vor zehn Jahren, als er das Amt des CSU-Generalsek­retärs abgab und als Europamini­ster erstmals ins bayerische Kabinett aufrückte, wurde ihm bescheinig­t, dass er ans „Ende der Flegeljahr­e“gekommen sei. Er selbst sagt im Gespräch mit unserer Zeitung: „Ich bin heute deutlich gelassener, als ich es früher war.“Richtig aufregen könne er sich nur noch beim Fußball. Dazu hat er, so ist hier anzumerken, ausreichen­d Gelegenhei­t: Söder ist seit seiner Kindheit eingefleis­chter „Clubberer“und seit Jahren in verschiede­nen Gremien des 1. FC Nürnberg aktiv.

Dass er, wie er es nennt, „Reifeproze­sse“durchgemac­ht hat, belegt seine Biografie. Söder hat es als Sohn eines Maurermeis­ters zum promoviert­en Juristen und Fernsehjou­rnalisten gebracht. Er trat schon 1983 in die Junge Union und in die CSU ein, wurde 1994 in den Landtag und 1995 zum JU-Landesvors­itzenden (bis 2005) gewählt. Von 2003 bis 2007 war er Generalsek­retär der CSU. Aus dieser Zeit her rührt sein Ruf, ein „Lautsprech­er“und „Fachmann für mediale Vermarktun­g“zu sein.

Mit den Ministeräm­tern, die er seit 2007 innehat, änderte sich das aber schrittwei­se. Zwar bewies Söder in der Folgezeit, dass er sich nach wie vor gut darauf versteht, seine Politik medienwirk­sam darzustell­en. Als Europamini­ster (bis 2008) nannte er sich „bayerische­r Außenminis­ter“. Das Umweltmini­sterium, das er bis 2011 leitete, wertete er kurzerhand zum „Lebensmini­sterium“ auf. Das Lautsprech­erische aber trat vollends in den Hintergrun­d, als er 2011 von Horst Seehofer zum Finanzmini­ster berufen wurde. Hier waren Härte, Ausdauer und Verhandlun­gsgeschick gefragt – bei der Rettung der Landesbank ebenso wie im Streit um den Länderfina­nzausgleic­h. Das erkannte jetzt sogar Seehofer an, der sich bis zuletzt dagegen gesträubt hatte, zugunsten Söders vorzeitig als Ministerpr­äsident zurückzutr­eten.

Söder dankt es ihm. Seehofer, so sagt er, habe „menschlich­e Größe“gezeigt. Die Doppelspit­ze mit ihm als Ministerpr­äsidenten und Seehofer als CSU-Chef nennt er ein „sehr gutes Konstrukt“. Söder sagt: „Ich werbe sehr dafür, dass diese Lösung in der Partei Akzeptanz findet.“Dass viele in der CSU jetzt viel von ihm erwarten und andere ihn immer noch kritisch sehen, weiß er. „Ich nehme die Erwartunge­n ernst, ich nehme aber auch die Skepsis ernst“, sagt Söder.

Einen Plan für das Landtagswa­hljahr 2018, in dem der CSU in Bayern mit der AfD ernsthafte Konkurrenz von rechts droht, hat er auch. Er will die konservati­ven Wähler, die sich zuletzt von der CSU abgewandt haben, zurückgewi­nnen. Es gehe dabei aber nicht um einen Rechtsruck. „Für die CSU geht es um die Wiedergewi­nnung alter Glaubwürdi­gkeit“, sagt Söder.

Er sieht sich selbst als „modernen Konservati­ven“. Er sei zum Beispiel sehr dafür, dass Frauen genauso Karriere machen wie Männer und dafür auch die gleiche Bezahlung bekommen. Aber er sei auch dafür, dass ein „starker Staat“bei der inneren Sicherheit „klare Kante“zeige. Unter den Anhängern der AfD seien „nicht nur Dumpfbacke­n“, es gebe auch „sehr viele ganz normale Bürger, die die gewählt haben“. Er sehe die Chance, diese Wähler wieder an die CSU zu binden. Söder ist überzeugt: „Die heutige Mitte ist konservati­ver, als sie früher war.“Er plädiert auch für eine klare Abgrenzung von SPD und Grünen. „Die Strategie, nach links zu schielen, halte ich für falsch“, sagt Söder. „Ich will nicht näher an die SPD und die Grünen rücken.“

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Foto: Sven Hoppe, dpa Markus Söder ist überzeugt: Die politi sche Mitte ist heute konservati­ver als früher.

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