Friedberger Allgemeine

Das Erbe der Kolonialze­it

Henning Mankells erster Afrika-Roman

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Henning Mankell ist bei uns vor allem als Vater des griesgrämi­gen Kommissars Wallander bekannt geworden. Doch der Autor, der lange zwischen Schweden und dem afrikanisc­hen Mosambik pendelte, hat auch politisch engagierte Romane über seine Wahlheimat geschriebe­n. Im Roman „Der Sandmaler“, erschienen 1974, verarbeite­te er seine ersten Eindrücke von Afrika in einer Art Bildungsro­man. Im Mittelpunk­t stehen zwei junge Schweden, die ganz unterschie­dlich auf den afrikanisc­hen Alltag reagieren: die sensible Elisabeth und der Macho Stefan, dem es vor allem darum geht, ein schwarzes Mädchen ins Bett zu kriegen. Der titelgeben­de Sandmaler ist ein junger Schwarzer, der Bilder in den Sand ritzt und diese mit politische­n Botschafte­n versieht. Diese Sandmalere­ien schenkt er Elisabeth mit den Worten, dass sie die Bilder aber leider nicht mitnehmen könne, wie die Touristen es sonst mit allen Dingen tun. Mankells Roman ist ein Aufschrei gegen Kolonialis­mus und Unterdrück­ung – auch gegen den „Touristeni­mperialism­us“. Man spürt auf jeder Seite die Betroffenh­eit über die Zustände in Afrika. Im Versuch, seine Leser mit dem eigenen Engagement anzustecke­n, sind ihm die Protagonis­ten allerdings etwas eindimensi­onal geraten; hin und wieder taucht auch ein pädagogisc­her Zeigefinge­r störend auf. Doch lesenswert ist dieser posthum publiziert­e Afrika-Erstling des Schweden allemal.

Übs. Vere na Reichel, Zsol nay, 155 S., 20 ¤

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Henning Man kell: Der Sand maler.

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