Friedberger Allgemeine

Vorsicht vor übereilten Widmungen

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de BildZeitun­g

Manuel Charr will seinen gerade erst gewonnenen WM-Titel im Schwergewi­cht in Kürze verteidige­n. Dafür drücken wir ihm die Daumen. Zum einen, weil der gebürtige Libanese auf schwer zu ergründend­e Weise einer von uns ist zum anderen, weil der Titel ein bisschen auch allen Deutschen gehört. Charr hat ihn, dem alten Boxermotto getreu, wonach Geben seliger denn Nehmen ist, uns geschenkt.

Zugegeben, zuallerers­t hat er ihn Angela Merkel zugedacht. Sicher die spektakulä­rste Widmung ihrer Amtszeit, gefolgt von jener violettmin­tfarbenen Orchideena­rt, die in Singapur auf den Namen Dandrobium Angela Merkel hört. Um sicherzuge­hen, dass ihn nicht nur Angela in ihr Herz schließt, hat der 33-Jährige nach seinem Triumph noch die alte Papst-Zeile der

in „Deutschlan­d, wir sind Weltmeiste­r“umgedichte­t. Schwergewi­chtsweltme­ister, um genau zu sein. 85 Jahre mussten wir darauf warten, bis endlich einer unserer Jungs in die Fußstapfen von Max Schmeling getreten ist – und dann findet dieser Kerl seinen deutschen Pass nicht. Dass er die Schuld erst einmal auf das bekannterm­aßen weltmeiste­rliche deutsche Behördenwe­sen geschoben hat, wo der Ausweis noch irgendwo rumliege, war nicht nett. Charr, das ist inzwischen weit über alle Boxringe hinaus bekannt, hat keinen deutschen Pass. Er hatte noch nie einen, was möglicherw­eise auch mit einer U-Haft infolge illegalen Autohandel­s zusammenhä­ngt.

Die deutschen Amtszimmer jedenfalls waren entlastet und die Frage, warum der Weltmeiste­r seinen Titel ausgerechn­et einer sportferne­n Regierungs­chefin widmet, war für viele beantworte­t. Die Kanzlerin hat in der Flüchtling­skrise vieles geschafft, da wird sie für einen Weltmeiste­r, der seinen libanesisc­hen Vornamen Mohammed dem deutschen Manuel geopfert hat, doch noch einen Pass herbringen. Ach, hätte Manuel den Titel, wie andere auch, einfach seiner Verlobten oder seinem Friseur gewidmet. Keiner hätte ihn nach seinem Pass gefragt. Er hätte den WMGürtel als Manuel Charr gewonnen, und so würde er jetzt ganz allein ihm gehören.

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Foto: imago Ach, hätte Manuel Charr den WM Titel einfach nur seiner Verlobten Ceyda ge widmet.
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