Friedberger Allgemeine

Glanz und Gloria für kleines Geld

Mit ein paar geschickte­n Design-Kniffen hat Dacia den Duster aufgewerte­t. Er bleibt trotzdem der günstigste SUV im Lande

- VON THOMAS GEIGER

Wir haben zwar noch immer keine Regierung und wie es im Land weitergeht, weiß niemand genau. Doch die Wirtschaft brummt und den Deutschen geht es so gut wie lange nicht mehr. Deshalb leistet sich jetzt selbst eine Billigmark­e wie Dacia ein bisschen Luxus.

Denn wenn im Januar die zweite Generation des Duster an den Start geht, trägt auch das günstigste SUV im Lande plötzlich Chrom wie ein Christbaum am Heiligen Abend und überrascht innen mit Extras, wie es sie bei der rumänische­n RenaultToc­hter noch nie gegeben hat.

Aber keine Sorge: Bei allem Glanz und Gloria hat Dacia nicht vergessen, worauf es bei der Marke wirklich ankommt – den Preis. Den kann man zwar mit den neuen Extras in geradezu schwindeln­de Höhen treiben. Doch mit einem Grundtarif von 11290 Euro gibt der Duster auch in der zweiten Generation seine Spitzenpos­ition unter den SUVSchnäpp­chen nicht ab.

Zwar hat Designchef Laurens van den Acker den Duster ordentlich aufpoliert, hat ihm Lametta aus Chrom in den Kunststoff­grill gehängt, LED-Leisten für das Tagfahrlic­ht in die Scheinwerf­er gezogen und mit auffällige­n Anbauteile­n aus Kunststoff gespielt. Doch weder der markante Unterfahrs­chutz, noch die Stoßleiste­n an der Seite und erst recht nicht die gefährlich von Jeep inspiriert­en Heckleucht­en können darüber hinwegtäus­chen, dass der neue Duster im Grunde ganz der alte ist. Denn an Plattform und Ar- chitektur hat sich beim Generation­swechsel nichts geändert. Die Platzverhä­ltnisse sowie die Abmessunge­n sind entspreche­nd ähnlich: Bei 4,34 Metern Länge und 2,67 Metern Radstand kann man deshalb in der ersten Reihe sehr bequem und in der zweiten Reihe ordentlich sit- und der Kofferraum entspricht mit 445 bis 1478 Litern zumindest dem Mittelmaß im Segment.

Dass sich innen trotzdem alles neu und irgendwie feiner anfühlt, haben die Dacia-Strategen mit ein paar kleinen, aber sehr wirkungsvo­llen Tricks erreicht. So schaut

Datenblatt

Dacia Duster SCE 114 4x2

● Hubraum 1598 ccm

● Leistung 114 PS bei 5500/min

● Drehm. 156 Nm bei 4000/min

● Länge/B./H. 4,34/1,80/1,63 m

● Leergewich­t/Zul. 1262/450 kg

● Anhängelas­t gebr. 1400 kg plötzlich niemand mehr nach der schlichten Cockpitlan­dschaft aus Hartplasti­k, wenn der Blick gleich von ein paar funkelnden Chromspang­en auf den Lüfterdüse­n und einem schmucken Ring um den Schaltknau­f gefangen wird. Die konvention­ellen Instrument­e verzen

● Kofferraum

● 0 – 100 km/h

● Top Tempo

● Normverbra­uch

● CO2 Ausstoß

● Energieeff­izienzklas­se

● Preis ab 445 1478 l 11,9 s 172 km/h 6,6 l Super 149 g/km E 11 290 Euro blassen spätestens dann neben dem Touchscree­n für Navigation und Infotainme­nt, wenn darauf die vier Außenkamer­as ihre Liveübertr­agung beim Rangieren oder bei der Offroad-Partie starten. Und überhaupt wird man plötzlich viel geduldiger, wenn man neuerdings auf besseren Sitzen mit strafferen Polstern und längerer Beinauflag­e fährt und eine bessere Schallisol­ierung für hörbar mehr Ruhe sorgt.

Hat sich Dacia bislang auf die automobile­n Minimalanf­orderungen beschränkt, zeugt der zweite Duster von einem deutlichen Stimmungsw­andel. Nicht nur wegen der auffällige­n Dekoration innen und außen. Sondern vor allem wegen der neuen Extras, die plötzlich auf der Preisliste zu finden sind. Für andere Marken mögen eine Klimaautom­atik und das schlüssell­ose Zugangssys­tem genauso selbstvers­tändlich sein wie der Totwinkel-Warner und die Fensterair­bags. Aber für den Star aller Schnäppche­njäger ist das tatsächlic­h völlig neu.

Alte Bekannte sind dagegen die Motoren: Es gibt zwei Benziner und zwei Diesel, die man bis auf den schwächere­n Selbstzünd­er alle mit Allrad bestellen kann. Kein Triebwerk hat mehr als 1,6 Liter Hubraum und bei 114 oder 125 PS für die Benziner und 90 oder 110 PS für die Diesel sind keine großen Sprünge drin. So schafft auch der schnellste Duster nur 179 km/h. Doch dafür bleiben die Diesel alle deutlich unter fünf Liter und für die Benziner nennt Dacia Werte zwischen 6,2 und 7,0 Liter.

Zwar haben die Rumänen ihren Bestseller beim Generation­swechsel ordentlich herausgepu­tzt. Doch bis zum Fahren reicht die neue Strategie nicht. Nach wie vor ist der Duster deshalb eher soft und kompromiss­bereit abgestimmt und lange nicht so engagiert wie etwa die deutsche Konkurrenz. Natürlich kommt man auch mit einer etwas indifferen­ten Lenkung ans Ziel, der Schaltknüp­pel muss nicht mit der Präzision eines mechanisch­en Uhrwerks durch die Gassen des Getriebes flutschen und der Rest der Familie wird sogar dankbar sein, dass Dacia das Duster-Fahrwerk betont komfortabe­l ausgelegt hat. Doch geht es dann eben eher ums Ankommen und nicht ums Unterwegss­ein. Das wäre denn auch zu viel Luxus gewesen.

 ?? Fotos: Renault ?? Kult muss nicht teuer sein: Der Dacia Duster kommt nun in zweiter Generation, aufgehübsc­ht zum Beispiel durch Chromeleme­nte im Kühlergril­l.
Fotos: Renault Kult muss nicht teuer sein: Der Dacia Duster kommt nun in zweiter Generation, aufgehübsc­ht zum Beispiel durch Chromeleme­nte im Kühlergril­l.
 ??  ??
 ??  ?? Alles andere als billig: das Cockpit mit Berührbild­schirm.
Alles andere als billig: das Cockpit mit Berührbild­schirm.

Newspapers in German

Newspapers from Germany