Friedberger Allgemeine

Krätzefall im Klinikum sorgt für Ärger

Eine Patientin hat offenbar mehrere Mitarbeite­r mit der Hautkrankh­eit angesteckt. Das Großkranke­nhaus schweigt zu dem Fall. Was das Augsburger Gesundheit­samt rät

- VON EVA MARIA KNAB

Die ansteckend­e Hautkrankh­eit Krätze sorgt im Klinikum Augsburg für Ärger. Nach Informatio­nen unserer Zeitung wurde offenbar über Wochen hinweg eine Patientin im Großkranke­nhaus behandelt, die von Krätze befallen war und mehrere Mitarbeite­r des Klinikums angesteckt hat.

Wie Leser unserer Zeitung mitteilten, ereignete sich der Fall auf der Station 12.3 für Gynäkologi­e. Dort habe sich wochenlang eine Patientin zu Untersuchu­ngen und Operatione­n aufgehalte­n, die auch von Krätze befallen war. Kritisiert wird, das Klinikum habe nicht rechtzeiti­g die nötigen Schritte unternomme­n, um eine Ansteckung weiterer Personen zu verhindern. Mehrere Mitarbeite­r im Krankenhau­s seien daraufhin ebenfalls von Krätze befallen worden. Die erkrankten Beschäftig­ten seien auch nicht nach Hause geschickt worden, sondern hätten weiterhin Kontakt mit Patienten gehabt. Allerdings hätten die betroffene­n Mitarbeite­r Schutzklei­dung tragen müssen und seien dann auch medizinisc­h behandelt worden. Kritisiert wird darüber hinaus, dass es keine vorsorglic­hen Informatio­nen des Klinikums an entlassene Patienten aus der Station 12.3 gegeben habe, um auf die mögliche Gefahr einer Ansteckung hinzuweise­n.

Auf Anfrage unserer Zeitung nahm das Klinikum zunächst zu dem Fall Stellung, zog die schriftlic­he Antwort aber wieder zurück und äußerte sich dann nicht mehr. Dabei ist das Augsburger Klinikum nicht das einzige Krankenhau­s, das es mit der Hautkrankh­eit Krätze zu tun hat. Nach Medienberi­chten wurde im Oktober im Bonner Johanniter-Krankenhau­s eine komplette Station wegen mehrerer Krätzefäll­e vorsorglic­h geschlosse­n. Die betroffene Abteilung sei in einem mehrstufig­en Verfahren gereinigt und desinfizie­rt worden, hieß es. Erkrankte Patienten seien auf einer Isoliersta­tion behandelt worden. Auch in Köln wurde vermehrt Krätze diagnostiz­iert. Nach Angaben des dortigen Gesundheit­samtes seien in diesem Jahr bereits 128 Fälle gemeldet worden.

Nach Angaben des städtische­n Gesundheit­samtes in Augsburg betrifft Skabies (Krätze) Menschen jeden Alters. Kinder, pflegebedü­rftige Senioren und abwehrgesc­hwächte Menschen seien auch in Deutschlan­d öfters betroffen. Zu einzelnen Fällen gibt das Amt keine Auskunft. Die Erkrankung­en häuften sich typischerw­eise in Gemeinscha­ftseinrich­tungen für Kinder und Jugendlich­e, in Heimen und Massenunte­rkünften. Auch das Betreuungs- und Pflegepers­onal gilt als ansteckung­sgefährdet. Wie das Gesundheit­samt weiter mitteilt, können sich in solchen Einrichtun­gen ausgedehnt­e Ausbrüche entwickeln, die mehrere Bereiche oder die gesamte Einrichtun­g betreffen. „Solche Ausbrüche erfordern umfangreic­he Maßnahmen und die intensive Kooperatio­n zwischen den verschiede­nen Akteuren und Institutio­nen“, so die Stadt.

In Augsburg wird derzeit kein vermehrtes Auftreten von Skabies beobachtet. Im Stadtgebie­t seien in Gemeinscha­ftseinrich­tungen wie Asylbewerb­erheimen, Kindertage­sstätten oder Schulen, Alten- und Pflegeheim­en sowie Krankenhäu­sern in den letzten Jahren gleichblei­bend vier bis fünf Ausbrüche von Krätze mit mehreren Erkrankten an das Gesundheit­samt gemeldet worden. In diesen Fällen werde eine vorsorglic­he Behandlung von engen Kontaktper­sonen zusätzlich zu den Erkrankten empfohlen.

Nach Angaben des Gesundheit­samtes der Stadt sollten in Pflegeund Gemeinscha­ftseinrich­tungen enge Kontaktper­sonen auch ohne Symptome möglichst zeitgleich mit Erkrankten behandelt werden, wenn durch sie das Risiko einer Wiedereins­chleppung gegeben ist. Dies gelte für enge Kontaktper­sonen, die längeren Haut-zu-HautKontak­t zu weiteren Personen haben, auch für Beschäftig­te in der Krankenpfl­ege. Als nicht problemati­sch stufen Fachleute distanzier­te soziale Kontakte ein. Händeschüt­teln oder eine Umarmung seien kein

Pro Jahr gibt es vier bis fünf Ausbrüche

enger Körperkont­akt. Krätze wird durch die weit verbreitet­e Krätzemilb­e verursacht. Sie ist von Mensch zu Mensch durch Hautkontak­t übertragba­r. Anstecken kann man sich aber auch über Kleidung oder beispielsw­eise Polstermöb­el. Die Hautkrankh­eit äußerst sich durch extremes Jucken an Händen und Oberkörper. Die Inkubation­szeit beträgt in der Regel fünf bis sechs Wochen. Die Krankheit gilt aber als gut behandelba­r.

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Foto: Silvio Wyszengrad Eine Patientin am Klinikum war an Krätze erkrankt und steckte offenbar auch Mitarbeite­r an.

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