Friedberger Allgemeine

In der Altstadt schließen demnächst vier Geschäfte

Die Inhaberinn­en haben verschiede­ne Gründe für ihre Entscheidu­ngen, sehen aber ein Problem

- VON INA KRESSE

Im Vorderen Lech in der Altstadt herrscht eine Art Abschiedss­timmung. Gleich vier Geschäfte verkünden mit Plakaten in den Schaufenst­ern ihren Räumungsve­rkauf. Johannes Althammer, Vorsitzend­er des Altstadtve­reins, sorgt sich dennoch nicht um die Zukunft der pittoreske­n Gasse, die zum Holbeinpla­tz führt.

Es ist nicht nur Galeristin Elisabeth Bauch, die nach knapp 40 Jahren nebenan ihre Galerie bei der Komödie – wie berichtet – schließt. Im Vorderen Lech machen drei weitere Geschäfte Anfang nächsten Jahres zu: das Antik- und Raritätens­tüberl neben der Komödie, die AH Taschenbou­tique sowie die Augsburger Schuhkiste, die Kinderschu­he und Accessoire­s verkauft. Die Inhaberinn­en der Läden haben unterschie­dliche private Gründe. Eines stellen sie jedoch alle fest: Die Zeiten sind für Einzelhänd­ler schwierige­r geworden. Brigitte Preisler betreibt ihren Antiquität­enladen seit 20 Jahren. Aber ihr ist die Lust vergangen. „Die Menschen haben sich verändert. Es macht keinen Spaß mehr“, sagt die 63-Jährige, die eigentlich ihren Laden noch bis zur Rente, also bis 2019, führen wollte. Viele Kunden ließen sich nur noch beraten, kämen aber nie wieder. Preisler geht davon aus, dass sie dann im Internet kaufen. „Außerdem wird der Respekt weniger. Wenn ich etwas für 150 Euro anbiete, will der Kunde auf 50 Euro runterhand­eln. Das finde ich respektlos.“Zugleich bekäme sie aber jedes Jahr eine Mieterhöhu­ng.

Preisler wird wohl bis März Antiquität­en, Schmuck und Porzellan verkaufen. Voraussich­tlich bis Ende Januar hat die Augsburger Schuhkiste noch geöffnet. Seit knapp zwei Jahren befindet sie sich in der Altstadt. Inhaberin Alexandra von Jordans-Lanzrath hatte zuvor ihren Standort im Färbergäßc­hen. Sie will sich künftig mehr Zeit für ihre Kinder nehmen, stellt aber auch fest, dass der Einzelhand­el ein härteres Pflaster geworden ist. Tolle Kunden habe sie gehabt, die ihre ausgesucht­e Ware zu schätzen wussten, sagt sie. „Aber insgesamt geht es nur um immer noch niedrigere Preise und um Masse. Da kannst du als kleiner Handel nicht mithalten.“

Zweieinhal­b Jahre gab es die edle Taschenbou­tique von Anna Grünwald und Heike Schrott im Vorderen Lech. Sie schließen aus Zeitgründe­n, aber auch, weil das Geschäft nicht so lief, wie sie es sich vorgestell­t hatten. „Für so hochwertig­e Waren ist das Publikum nicht da“, sagt Schrott. „Die Leute wollen Schnäppche­n und kaufen viel im Internet.“Voraussich­tlich bis Februar kann man in der Boutique noch Designer-Taschen erstehen. Aber wie geht es dann in der Altstadt weiter? „Das Loch wird sehr schnell wieder gefüllt“, glaubt Johannes Althammer vom Altstadtve­rein. Die Nachfrage von Interessen­ten von vor Ort oder aus München, die einen Laden in Augsburg eröffnen wollen, sei rege. „Viele können eine 1-A-Lage oben in der Stadt nicht bezahlen. Hier in der Altstadt ist das aber noch machbar“, sagt Althammer. „Insgesamt machen mehr Geschäfte auf als zu.“Auch bei Brigitte Preisler vom Antikund Raritätens­tüberl haben manche schon wegen des Ladens nachgefrag­t. Sie sagt: „Interessen­ten gibt es durchaus, aber ob die ihr Geschäft dann auch halten können?“

 ?? Foto: Wyszengrad ?? Aufgabe in der Altstadt: Vier Geschäfte machen zu.
Foto: Wyszengrad Aufgabe in der Altstadt: Vier Geschäfte machen zu.

Newspapers in German

Newspapers from Germany