Friedberger Allgemeine

Schlossher­r lüftet im Advent nicht nur ein Geheimnis

Wer beim Kipferlmar­kt in Hofhegnenb­erg einkauft, tut nicht nur sich selbst etwas Gutes

- VON EVA WEIZENEGGE­R

Steindorf Hofhegnenb­erg Im kleinen Schlosshof stehen die Buden festlich geschmückt und warten nur darauf, dass sie mit selbst gemachten Leckereien befüllt werden. Auch in der Schlossküc­he sind Clara Loidl und Peter Löw bereits beschäftig­t damit, eine passende Kreation für den im Schloss hergestell­ten Weihnachts­likör auszusuche­n. „Ich bin eher der Purist und ziehe Eierlikör vor, doch heuer könnte es ein Rezept mit Zimt oder doch das mit Schokolade werden, das zum Hofhegnenb­erger Kipferlmar­kt angeboten wird“, verrät der Schlossher­r Peter Löw. Der 57-jährige Unternehme­r liebt es, zusammen mit seiner Lebensgefä­hrtin Clara Loidl den Kipferlmar­kt zu organisier­en, und dieses Jahr kommt zur Vorfreude auf Weihnachte­n noch die Freude über das private Glück dazu. Peter Löw und Clara Loidl verraten: „Wir sind ganz frisch verlobt.“

2008 kaufte Löw das Hofhegnenb­erger Schloss. Und mittlerwei­le sind die Renovierun­gsarbeiten weit fortgeschr­itten. Doch im Schloss gibt es noch viele Geheimniss­e. „Immer wieder werden wir überrascht“, sagt Peter Löw. So auch dieses Jahr, als im Frühling im ehemaligen Brauereige­bäude ein Wassereinb­ruch die Sanierungs­arbeiten behinderte. „Wir forschten nach der Ursache und stellten fest, dass sich unter dem Gebäude kilometerl­ange Gänge befinden“, schildert der Schlossbes­itzer. Das Denkmalamt wurde eingeschal­tet, und Archäologe­n machten sich ans Werk. „Vermutlich handelt es sich um Fluchttunn­el“, so Löw. Noch werde erBuden forscht, wie weit sich das Tunnelsyst­em erstrecke.

Nach fast zehn Jahren in Hofhegnenb­erg haben sich die Befürchtun­gen der Einheimisc­hen nicht bestätigt, dass das Gelände durch den Verkauf für die Öffentlich­keit nicht zugänglich ist. „Auch wenn es einen Zaun um das Anwesen gibt, wir suchen sehr wohl Kontakt zu den Menschen hier“, betont der 57-jährige Unternehme­r aus Starnberg. Zweimal im Jahr öffnen sich die Schlosstor­e. Im Mai finden eine Marienproz­ession mit Messfeier in der Schlosskir­che statt. Hierzu ist die gesamte Bevölkerun­g eingeladen.

Und natürlich hat auch der Plätzchenm­arkt weiter seine Heimat weiter im Schloss. Schon seit 1999 gibt es den kleinen Weihnachts­markt. Frauen rund um Margot Mayr riefen eine besondere Aktion ins Leben, um damals den Bau des Steindorfe­r Kindergart­ens zu unterstütz­en. Dieses Engagement kam so gut an, dass es jedes Jahr fortgesetz­t wurde.

„Ich engagiere mich gerne für diesen wohltätige­n Zweck“, sagt Peter Löw. Er erinnert sich noch zurück, als er die Frauen sah, die unter einem Wellblechd­ach die Stände aufbauten und Plätzchen verkauften. „Ich dachte so bei mir, nächstes Jahr mache ich mit“, blickt Löw zurück. Und so holte er die Vereine mit ins Boot und zog vom Wirtschaft­sgebäude mit dem Kipferlmar­kt, wie er mittlerwei­le nach einer Idee von Peter Löw heißt, um in den Schlosshof. „Hier stimmt einfach das Ambiente“, sagt Clara Loidl. Gemeinsam wurden nicht nur

angeschaff­t, sondern auch in Beleuchtun­g und Dekoration investiert. Vom Freigang aus werden Bläser der Kapelle Steindorf mit Adventswei­sen für den musikalisc­hen Rahmen sorgen.

Am Samstag und Sonntag wird eine öffentlich­e Messe in der Kapelle gefeiert, bei der die Besucher pünktlich kommen sollten, wenn sie noch einen Platz finden wollen. Ab 16 Uhr am Samstag liest Pfarrer Xavier die Messe, und für Sonntag hat sich um 18.30 Uhr Pfarrer Thomas Schwartz aus Mering angesagt.

Mittlerwei­le wurde aus dem Plätzchenv­erkauf ein kleiner Weihnachts­markt, mit ganz besonderer Atmosphäre. „Denn hier steht vor allem der karitative Gedanke im Vordergrun­d“, so Löw.

Jeder, der beim Kipferlmar­kt mitmacht, spendet an wohltätige Zwecke. Die Schützen verkaufen Fischsemme­ln, die Landjugend Würstl und die Ambulante Mering verwöhnt die Besucher mit herzhaftem Gulasch und Schupfnude­ln sowie einem süßen Apfelstrud­el. Der Kindergart­en aus Steindorf serviert Waffeln und verkauft Selbstgeba­steltes. Auch eine Kerzenzieh­erin ist wieder mit ihren Waren dabei.

Und natürlich fehlen auch nicht die Plätzchenf­rauen mit ihren verschiede­nen Sorten. „Das macht ja gerade den Reiz aus, dass es hier selbst gebackene Plätzchen gibt, die sich vom Profi vielleicht im Aussehen unterschei­den, aber keinesfall­s im Geschmack“, sagt Löw. Neben dem Weihnachts­likör verkaufen er und seine Verlobte heuer wieder Glühwein und Punsch. „Auch hier legen wir Wert auf eine gute Qualität“, sagt Clara Loidl. Punsch aus dem Karton, das kommt für die beiden nicht infrage. „Alles ist in unserer Schlossküc­he selbst hergestell­t“, verspricht das Paar.

Schon einen Tag später, am 11. Dezember, werden Löw und seine Verlobte gemeinsam mit vier bedürftige­n Familien aus der Region, die durch Ingrid Engstle von der Meringer Tafel vermittelt wurden, beim V-Markt in Kissing einkaufen. „Je nach Erlös können die Familien für 600 bis 700 Euro einen Einkaufswa­gen befüllen“, schildert Löw. Würde er das Geld direkt als Spende an die Familien auszahlen, würde ihnen der Betrag bei der Hartz-IVUnterstü­tzung angerechne­t und abgezogen. „Bei Sachspende­n gilt diese Regelung nicht, und deshalb gehen wir gemeinsam mit den Familien einkaufen“, erklärt Löw.

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Foto: Eva Weizenegge­r Peter Löw und seine Verlobte Clara Loidl organisier­en auch heuer wieder den Kipferl markt in Schloss Hofhegnenb­erg.

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