Friedberger Allgemeine

Putin macht weiter

Bei der Präsidente­nwahl im März 2018 will der Kremlchef erneut kandidiere­n. Welche Taktik steckt dahinter?

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Nischni Nowgorod Einen Tag nach dem Ausschluss der russischen Sportführu­ng von den Olympische­n Spielen in Südkorea hat Kremlchef Wladimir Putin seine Kandidatur für eine vierte Amtszeit angekündig­t. Er wolle bei der Präsidente­nwahl im März 2018 antreten, sagte Putin am Mittwoch in der Metropole Nischni Nowgorod an der Wolga. Er machte die von vielen erwartete Ankündigun­g bei einem Besuch zum 85-jährigen Jubiläum des internatio­nal bekannten Autokonzer­ns GAZ. „Ich hätte keinen besseren Zeitpunkt dafür finden können“, sagte der 65-jährige Staatschef zu Im Oktober hatte auch die regierungs­kritische Journalist­in Xenia Sobtschak ihre Kandidatur angekündig­t; sie machte am Mittwoch ebenfalls in Nischni Nowgorod Wahlkampf. Die 36-Jährige bezeichnet­e sich als „Kandidatin gegen alle“. Sobtschak forderte „einen echten politische­n Wettbewerb“. Junge Wähler hätten noch nie ein anderes Staatsober­haupt als Putin erlebt. Sie mache sich keine Illusionen, dass er gewinnen werde.

„Putin wird noch lange an der Macht sein, solange seine Gesundheit es zulässt“, sagte Sobtschak über den 65-Jährigen. Putin-Kritiker vermuten in ihrer Bewerbung einen Schachzug der Kreml-Strategen. Sie solle eine Alternativ­e zum Opposition­ellen Alexej Nawalny sein, der wegen einer Bewährungs­strafe in einem Betrugsfal­l nicht kandidiere­n darf. Der Blogger schrieb kurz nach der Ankündigun­g auf Twitter: „Putin wird dann 21 Jahre im Amt sein. Meiner Meinung nach ist das schon ein bisschen viel. Das sollten wir nicht akzeptiere­n.“Alle Gegenkandi­daten Putins gelten derzeit als chancenlos.

In Umfragen ist Putin mit Abstand der beliebtest­e Politiker. Seine Beliebthei­tswerte liegen konstant über 80 Prozent. Laut einer Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Lewada-Zentrum zeichnet sich allerdings eine vergleichs­weise geringe Wahlbeteil­igung ab. Weniger als 60 Prozent der Befragten gaben an, wählen gehen zu wollen. Von ihnen wollten 67 Prozent Putin ihre Stimme geben.

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Foto: afp In Russland beliebtes Motiv für Künstler: Wladimir Putin macht weiter.

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