Friedberger Allgemeine

MAN investiert massiv in den Standort Augsburg

Für rund 50 Millionen Euro entsteht ein neues Prüfzentru­m. Das ist wichtig für die Zukunft des Werks

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg Neue Produkte hat der Schiffs- und Kraftwerks­motorenher­steller bereits entwickelt. Kürzlich hat MAN Diesel & Turbo einen neuen, hocheffizi­enten Motor zum Beispiel für Kreuzfahrt­schiffe vorgestell­t. Nun wird auch in den Standort selbst mit seinen über 4000 Arbeitsplä­tzen investiert. Am Donnerstag griff Firmenchef Uwe Lauber zum Spaten. Für rund 50 Millionen Euro baut das Unternehme­n ein Prüfzentru­m für Turbolader. Diese Geräte verdichten die Luft, die dem Motor für die Verbrennun­g zugeführt wird. „Es ist die größte Investitio­n, die wir hier am Standort seit mehreren Jahrzehnte­n getätigt haben“, sagte Lauber. Und sie ist wichtig für die Zukunft des ganzen Werks.

Die bisherigen Prüfstände für die Turbolader waren in die Jahre gekommen. „Wir wussten, wir müssen etwas tun – und haben uns dann für einen kompletten Neubau entschloss­en“, sagte Projektlei­ter Philipp Altinger. Der Neubau soll Ende 2018 stehen, die Technik ziehe dann ab dem Jahr 2019 ein. Für den Bereich Turbolader arbeiten am Standort 316 Mitarbeite­r. Für sie ist Investitio­n besonders wichtig, vor allem, da auch andere Standorte im Gespräch waren – das nordrheinw­estfälisch­e Oberhausen und Tschechien.

Da aber auch Vertrieb, Entwicklun­g und Bau der Turbolader-Technik in Augsburg ansässig sind, habe man sich entschiede­n, auch die Tests hier durchzufüh­ren, erklärte Lauber. Er sieht die Investitio­n als „klares Bekenntnis“der Unternehme­nsführung zum Werk. „MAN befindet sich 177 Jahre am Standort, mit dieser Investitio­n werden wir auch die nächsten Jahrzehnte hier- sagte er. „Sehen Sie es als kleines Weihnachts­geschenk.“

Im Schiffsbau tobt derzeit eine Diskussion über neue Antriebe. Elektromot­oren für Schiffe sind nicht mehr ausgeschlo­ssen. Auch vor dem Hintergrun­d ist die Investitio­n interessan­t – sie ist auch ein Bekenntnis zur Weiterentw­icklung des Verbrennun­gsmotors. Eine Perspektiv­e sind synthetisc­he Kraftstoff­e. Damit ließen sich eines Tages Verbrennun­gsmotoren betreiben, ohne das Klima zu schädigen. „Wir glauben an den Turbolader“, betonte Lauber. „Der Turbolader hat Zudie kunft.“Und noch eine Investitio­n gibt es am Standort.

An der Riedingers­traße kann man zuschauen, wie für 6,5 Millionen Euro das neue Schwergut-Zentrum in die Höhe wächst. Seit dem Spatenstic­h im Oktober 2016 wird gebaut, im September 2018 soll das Gebäude fertig sein. Dort werden dann Schiffs- und Kraftwerks­motoren für den Transport vorbereite­t. Der Hintergrun­d: Häufiger als bisher will MAN die Schiene nutzen.

Denn bisher kann das Unternehme­n nicht alle Motoren mit der Bahn transporti­eren. Alles, was schwerer als 100 Tonnen ist, geht über die Straße zur Binnenschi­ffVerladun­g in Heilbronn oder Mannheim. Immer wieder wälzen sich also Schwertran­sporte durch Augsburg. Da das Werk pro Jahr 100 bis 120 Großmotore­n herstellen kann, gibt es auch Transporte in der entspreche­nden Größenordn­ung. In Zukunft sollen nun auch Aggregate über 100 Tonnen über die Schiene transporti­ert werden können.

Mit dem Bahntransp­ort entlastet MAN Straßen und Brücken und spart pro Motor sechs Tonnen des Klimagases CO2 ein. Zudem sollen die Transportk­osten sinken. „Zum Beispiel fallen die Kosten der Bebleiben“, gleitung der Schwertran­sporter weg“, sagt Michael Singer, Leiter der Logistik.

Wie aber geht es MAN Diesel & Turbo wirtschaft­lich? Das Unternehme­n hat auch eine härtere Zeit hinter sich. „Der Auftragsei­ngang entwickelt sich positiv“, sagte Diesel & Turbo-Chef Lauber. Nicht zufriedens­tellend sei aber „die Ergebnisqu­alität“– also das, was unter dem Strich übrig bleibt. Deshalb arbeite man daran, Abläufe zu vereinfach­en und Kosten zu senken.

Immer wieder keimen zudem Spekulatio­nen auf, Volkswagen könnte sich eines Tages von der Großmotore­n-Sparte trennen. Im September sorgte VW-Chef Matthias Müller für zusätzlich­e Aufregung als er sagte, VW arbeite am Verkauf von Unternehme­nsteilen. Was sagt der Diesel & Turbo-Chef zu diesen Verkaufsge­rüchten?

„Wir fühlen uns wohl bei VW“, betonte Lauber im Gespräch mit unserer Zeitung. Es gebe auch viele Synergien mit VW. „Der Elektromot­or wird zum Beispiel auch bei uns Einzug halten, wenn VW entspreche­nde Batterien entwickelt“, sagte er. „Volkswagen unterstütz­t uns, sie sind uns wohlgesinn­t“, fasste es Lauber zusammen.

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Foto: Ulrich Wagner Es ist ein „klares Bekenntnis“zum Standort Augsburg, sagt Diesel & Turbo Chef Uwe Lauber. MAN baut ein neues Prüfzentru­m für Turbolader.

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