Wo einst die Patrizier feierten
Jörg Hilbich baute eine alte Sommerlaube an der Stadtmauer in ein Familiendomizil um
Vor 500 Jahren war es eine Sommerlaube an der Stadtmauer, in der Patrizier rauschende Feste feierten. „Die haben es in illustrer Runde im großen Ballsaal richtig krachen lassen“, sagt Architekt Jörg Hilbich. Er ist der heutige Hausherr am Gallusplatz 9a und hat im Stadtarchiv nachgeschlagen. Denn um sein Haus ranken sich viele, teils anrüchige Geschichten.
Jörg Hilbich kann eine eigene Geschichte über sein Haus er- zählen. Er hat eine Bruchbude, die unter Denkmalschutz stand, mit viel Aufwand und Mühe in ein Baujuwel mit modernem Wohnkomfort verwandelt. Als Hilbich das Gebäude kaufte, klaffte im Schlafzimmer ein Kiesloch, der Boden war weg. Balken im Dachstuhl waren angefault. Die Bausubstanz war marode. „Es war ein Schrecken für Bauherren“, erinnert er sich. Entsprechend lang habe sich die Sanierung hingezogen.
Das Gebäude wurde kernsaniert, innen komplett modernisiert und mit innovativer Haustechnik ausgestattet. Um die Kosten im Griff zu behalten, packte die ganze Familie mit an, viele Freunde halfen. Das kostete viel Schweiß und Nerven. Aber es sei auch eine spannende Herausforderung gewesen, sagt Hilbich. „Man wächst an den Aufgaben, auch als Architekt.“
Nach den Vorgaben des Denkmalschutzes waren keine Umbauten erlaubt. Hilbich stellte das Wohnkonzept für seine junge, inzwischen fünfköpfige Familie darauf ein. Und er ist glücklich über das Ergebnis. Der historische Ballsaal im ersten Stock ist heute Wohn- und Esszimmer, geschlafen wird im Parterre, das Büro ist im Souterrain. „Wir wohnen wie in einem modernen Loft“, sagt er. Unbezahlbar sind aus seiner Sicht das heimelige Wohngefühl in dem alten Gemäuer, der Blick auf grüne Bäume am Stadtwall, auf das Galluskirchlein und den Pulverturm. Hilbich: „Rundherum sieht es aus wie in einer Theaterkulisse.“