Hier kann in den nächsten Jahren gebaut werden
Augsburg will Platz für 4400 Wohnungen schaffen. Flaggschiff der Neubaugebiete wird Haunstetten Südwest sein. Hier wird auf die grüne Wiese gebaut, obwohl die Stadt eigentlich etwas anderes will
In Augsburg könnten in den kommenden Jahren rund 4400 Wohnungen neu gebaut werden. Mehrere Bebauungspläne wurden beschlossen. Zu den Flächen zählen unter anderem das Sheridan-Areal (NordAbschnitt), die Ladehöfe am Bahnhof und das Martini-Areal. Auch auf dem Reese-Areal soll weitergebaut werden. In frühestens acht Jahren könnte in Haunstetten Südwest zusätzlich ein neues Viertel mit noch einmal etwa 4000 Wohnungen entstehen. In den vergangenen Jahren waren kaum größere neue Entwicklungsflächen ausgewiesen worden.
Zu den größeren geplanten Wohnprojekten zählen der DehnerPark an der Ackermannstraße (400 Wohnungen) und das Neubaugebiet an der Wernhüterstraße (Lechhausen/Anton-Siedlung; 300 Wohnungen). Auch das Cema-Gelände in Oberhausen (360 Wohnungen) sowie ein Areal nahe des Gögginger Luftbads und das Dierig-Gelände (180 bzw. 160 Wohnungen) sollen vorangetrieben werden. Diese Projekte, die noch nicht endgültig beschlossen sind, fließen in die Zahl der 4400 Wohnungen ein. Noch nicht enthalten ist ein mögliches Wohnviertel nahe des künftigen Uni-Klinikums. Dort könnten 1150 Wohnungen entstehen.
Mit Haunstetten Südwest und einer möglichen Bebauung in Radegundis hat sich die Stadt vor zwei Jahren vom strikten Grundsatz der Innenentwicklung verabschiedet. Seit den 90er-Jahren hatte die Stadt genug Platz auf ehemaligen Industrie-Arealen (Textilviertel) und früheren Kasernenflächen, um Wohngebiete auszuweisen. Das Konzept wird mit Obi (Textilviertel) und Zeuna-Stärker (Oberhausen) weiterverfolgt.
Doch vor zwei Jahren gab es keine verfügbaren Innenflächen, sodass auch eine Bebauung auf der grünen Wiese wieder in den Blick rückte. Dort gibt es viel Platz, doch der Nachteil ist, dass die Stadt auf diese Weise zersiedelt wird. Um dem entgegenzuwirken, kündigt Baureferent Gerd Merkle (CSU) schon an, dass man sich über verdichtetes Bauen Gedanken machen müsse. Momentan gilt in Augsburg in den meisten Fällen eine Bebauung bis maximal vier oder fünf Stockwerken mit Penthouse als verträglich. „Sechs Geschosse können auch in Ordnung sein, aber dann wird es grenzwertig“, sagt Merkle. Hochhäuser mit acht und mehr Stockwerken seien keine Lösung. Das beginne damit, dass man mögliche soziale Brennpunkte schaffe, und ende damit, dass Hochhäuser beim Flächenverbrauch nicht so gut abschneiden. „Man bekommt auf der Grundfläche zwar sehr viele Wohnungen unter, aber dafür sind die Abstandsflächen sehr groß“, so Merkle.
Die Wohngebiete der Zukunft sollen nach Ansicht der Stadtplaner über ausreichend Gemeinschaftsflä- wie Grünanlagen oder Plätze verfügen. Wo es verträglich ist, werde man eine etwas höhere Verdichtung ins Auge fassen. In Haunstetten Südwest, das als Viertel neu geplant wird, will die Stadt Maßstäbe setzen: An Mobilitäts-Stationen sollen Tram, Fahrrad und Carsharing verknüpft werden. Möglicherweise werden Häuser mehr Energie erzeugen, als sie verbrauchen. Merkle will Kinder an der Planung beteiligen. „Was wir hier planen, ist nicht mehr für uns, sondern für unsere Kinder und unsere Enkel.“
Wie groß der Bedarf an neuen Wohngebieten in einigen Jahren noch sein wird, ist offen. Das Bevölkerungswachstum der vergangenen Jahre mit rund 5000 Neubürgern pro Jahr scheint sich so nicht fortzusetzen. Bis Oktober wuchs die Bevölkerung nur noch um rund 2000 Bürger. Ob der Wohnungsmangel der Grund ist oder ob der ZuzugsBoom vorbei ist, ist noch offen.
Eine schnellere Lösung als Neubaugebiete ist die Nachverdichtung in bestehenden Gebieten. Speziell für die älteren Siedlungen mit einchen stöckigen Siedlerhäusern mit steilem Dach wurde ein Gestaltungshandbuch entwickelt, das aufzeigt, welche Möglichkeiten für Anbauten, Aufstockungen und Zweitbebauung es gibt. Im November hat die Stadt ein Büro eröffnet, wo umbauinteressierte Hauseigentümer beraten werden.