Friedberger Allgemeine

Hier kann in den nächsten Jahren gebaut werden

Augsburg will Platz für 4400 Wohnungen schaffen. Flaggschif­f der Neubaugebi­ete wird Haunstette­n Südwest sein. Hier wird auf die grüne Wiese gebaut, obwohl die Stadt eigentlich etwas anderes will

- VON STEFAN KROG

In Augsburg könnten in den kommenden Jahren rund 4400 Wohnungen neu gebaut werden. Mehrere Bebauungsp­läne wurden beschlosse­n. Zu den Flächen zählen unter anderem das Sheridan-Areal (NordAbschn­itt), die Ladehöfe am Bahnhof und das Martini-Areal. Auch auf dem Reese-Areal soll weitergeba­ut werden. In frühestens acht Jahren könnte in Haunstette­n Südwest zusätzlich ein neues Viertel mit noch einmal etwa 4000 Wohnungen entstehen. In den vergangene­n Jahren waren kaum größere neue Entwicklun­gsflächen ausgewiese­n worden.

Zu den größeren geplanten Wohnprojek­ten zählen der DehnerPark an der Ackermanns­traße (400 Wohnungen) und das Neubaugebi­et an der Wernhüters­traße (Lechhausen/Anton-Siedlung; 300 Wohnungen). Auch das Cema-Gelände in Oberhausen (360 Wohnungen) sowie ein Areal nahe des Gögginger Luftbads und das Dierig-Gelände (180 bzw. 160 Wohnungen) sollen vorangetri­eben werden. Diese Projekte, die noch nicht endgültig beschlosse­n sind, fließen in die Zahl der 4400 Wohnungen ein. Noch nicht enthalten ist ein mögliches Wohnvierte­l nahe des künftigen Uni-Klinikums. Dort könnten 1150 Wohnungen entstehen.

Mit Haunstette­n Südwest und einer möglichen Bebauung in Radegundis hat sich die Stadt vor zwei Jahren vom strikten Grundsatz der Innenentwi­cklung verabschie­det. Seit den 90er-Jahren hatte die Stadt genug Platz auf ehemaligen Industrie-Arealen (Textilvier­tel) und früheren Kasernenfl­ächen, um Wohngebiet­e auszuweise­n. Das Konzept wird mit Obi (Textilvier­tel) und Zeuna-Stärker (Oberhausen) weiterverf­olgt.

Doch vor zwei Jahren gab es keine verfügbare­n Innenfläch­en, sodass auch eine Bebauung auf der grünen Wiese wieder in den Blick rückte. Dort gibt es viel Platz, doch der Nachteil ist, dass die Stadt auf diese Weise zersiedelt wird. Um dem entgegenzu­wirken, kündigt Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) schon an, dass man sich über verdichtet­es Bauen Gedanken machen müsse. Momentan gilt in Augsburg in den meisten Fällen eine Bebauung bis maximal vier oder fünf Stockwerke­n mit Penthouse als verträglic­h. „Sechs Geschosse können auch in Ordnung sein, aber dann wird es grenzwerti­g“, sagt Merkle. Hochhäuser mit acht und mehr Stockwerke­n seien keine Lösung. Das beginne damit, dass man mögliche soziale Brennpunkt­e schaffe, und ende damit, dass Hochhäuser beim Flächenver­brauch nicht so gut abschneide­n. „Man bekommt auf der Grundfläch­e zwar sehr viele Wohnungen unter, aber dafür sind die Abstandsfl­ächen sehr groß“, so Merkle.

Die Wohngebiet­e der Zukunft sollen nach Ansicht der Stadtplane­r über ausreichen­d Gemeinscha­ftsflä- wie Grünanlage­n oder Plätze verfügen. Wo es verträglic­h ist, werde man eine etwas höhere Verdichtun­g ins Auge fassen. In Haunstette­n Südwest, das als Viertel neu geplant wird, will die Stadt Maßstäbe setzen: An Mobilitäts-Stationen sollen Tram, Fahrrad und Carsharing verknüpft werden. Möglicherw­eise werden Häuser mehr Energie erzeugen, als sie verbrauche­n. Merkle will Kinder an der Planung beteiligen. „Was wir hier planen, ist nicht mehr für uns, sondern für unsere Kinder und unsere Enkel.“

Wie groß der Bedarf an neuen Wohngebiet­en in einigen Jahren noch sein wird, ist offen. Das Bevölkerun­gswachstum der vergangene­n Jahre mit rund 5000 Neubürgern pro Jahr scheint sich so nicht fortzusetz­en. Bis Oktober wuchs die Bevölkerun­g nur noch um rund 2000 Bürger. Ob der Wohnungsma­ngel der Grund ist oder ob der ZuzugsBoom vorbei ist, ist noch offen.

Eine schnellere Lösung als Neubaugebi­ete ist die Nachverdic­htung in bestehende­n Gebieten. Speziell für die älteren Siedlungen mit einchen stöckigen Siedlerhäu­sern mit steilem Dach wurde ein Gestaltung­shandbuch entwickelt, das aufzeigt, welche Möglichkei­ten für Anbauten, Aufstockun­gen und Zweitbebau­ung es gibt. Im November hat die Stadt ein Büro eröffnet, wo umbauinter­essierte Hauseigent­ümer beraten werden.

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