Wenn Menschen an ihre Grenzen stoßen
Das Leserhilfswerk Kartei der Not hilft in schwierigen Lebenssituationen. Heuer wurden bereits 36 000 Euro an Bedürftige ausbezahlt. Dazu leisten viele ihren Beitrag
Friedberg Er lebt allein und ist schwer krank. Weil er nur noch eine Niere hat, kann er nicht mehr arbeiten. Mit seiner kleinen Erwerbsminderungsrente versucht er, so gut es geht, über die Runden zu kommen. Als aber die Waschmaschine kaputtgeht, behilft er sich wochenlang damit, die Wäsche in der Badewanne von Hand zu schrubben. Bis er schließlich den Mut aufbringt und sich an die Kartei der Not wendet. Mit einem Zuschuss für die neue Maschine kann das Leserhilfswerk unserer Zeitung dem Mann den Alltag wieder wesentlich erleichtern.
„Unverschuldet in Not geraten – das kann schnell passieren“, weiß Arndt Hansen, der Geschäftsführer der Kartei der Not. Meist seien es Familien, die durch Krankheit, Unfall oder Verlust der Arbeit in die Abwärtsspirale geraten. „Wenn dann noch kleine Kinder zu versorgen sind und die Ehe in die Brüche geht, ist die Not oft groß und finanziell stoßen solchermaßen vom Schicksal getroffene Familien dann schnell an ihre Grenzen“, berichtet Hansen. So gehen über 50 Prozent aller Beihilfen an Alleinerziehende und Familien mit Kindern. Die Kartei der Not will gerade ihnen, den Schwächsten unserer Gesellschaft, die immer unverschuldet am meisten leiden, wieder eine Perspektive und neue Chancen für ihr Leben geben.
Im Jahr 2017 hat die Kartei der Not im Verbreitungsgebiet der
bislang in 72 Einzelfällen Hilfe geleistet. 36000 Euro wurden ausbezahlt. Möglich wird dies durch die vielfältigen Einzelspenden unserer Leserinnen und Leser. So wie die 1820 Euro, die Josef Lechner übergeben hat: Für jeden Kilometer, den seine Mitarbei- ter auf dem Weg zur Arbeit zu Fuß oder auf dem Rad zurücklegten, gab der Chef der Friedberger Firma EKK Anlagentechnik 50 Cent. Oder wie der Friedberger Lions Club, der traditionsgemäß einen Teil des Erlöses aus der Adventskalenderaktion an das Leserhilfswerk überweist. Oder wie die Friedberger Kunstspechte, die ihre Ausstellungen und Aktionen immer wieder in den Dienst der guten Sache stellen. „Jede Spende geht eins zu eins an bedürftige Menschen, weil die Mediengruppe Presse-Druck alle Verwaltungskosten der Stiftung trägt“, berichtet Geschäftsführer Arndt
Hansen.
Die Kartei der Not unterstützt in Friedberg auch die Aktion „Friedberg packt’s“vom Malteser Hilfsdienst. Bei diesem Projekt erhalten Senioren, die aufgrund einer Erkrankung oder Behinderung mit einem niedrigen Einkommen zurechtkommen müssen und die Ausgabestelle der Tafel nicht aufsuchen können, monatlich ein Paket mit Grundnahrungsmitteln im Wert von rund 20 Euro. Die Kartei der Not unterstützt jedes Paket zur Hälfte. „Das ist für die bedürftigen Rentner eine wertvolle Hilfe und Unterstützung“, weiß Hansen, der auf das Motto der Stiftung verweist: „Gemeinsam geht’s!“