Friedberger Allgemeine

Auch historisch­e Mauern besprüht

Die Polizei will künftig den Königsplat­z beobachten. Die Bahn plant ebenfalls eine umfangreic­he Videoüberw­achung in Augsburg. Andere Orte sind für das Polizeiprä­sidium kein Thema – zumindest im Moment

- VON JÖRG HEINZLE

Die Videoüberw­achung am Königsplat­z ist nicht das einzige große Projekt dieser Art, das derzeit in Augsburg geplant wird. Auch der Hauptbahnh­of soll künftig umfassend mit Kameras ausgestatt­et werden. Eine Sprecherin der Deutschen Bahn bestätigte das auf Anfrage unserer Zeitung. Die Videokamer­as sollen bis Ende 2019 installier­t werden. Die Rede ist von einer höheren zweistelli­gen Zahl an Kameras. Sie sollen nahezu den gesamten öffentlich zugänglich­en Bereich abdecken.

Ursprüngli­ch sollte der Hauptbahnh­of erst nach Abschluss des Umbaus eine Videoüberw­achung bekommen. Die Stadtwerke bauen derzeit einen Straßenbah­ntunnel unter dem Bahnhof. In diesem Zusammenha­ng werden auch die Unterführu­ngen und die Zugänge zu den Bahnsteige­n umgebaut. Weil der Augsburger Hauptbahnh­of nun aber in ein von der Bundesregi­erung aufgelegte­s Förderprog­ramm aufgenomme­n worden ist, kommen die Kameras wohl schon früher. Nach dem Ende des Umbaus sollen sie dann teilweise umgehängt werden.

Nach Angaben der Bahnsprech­erin laufen derzeit Gespräche mit den Stadtwerke­n. Eine endgültige Entscheidu­ng über die Installati­on der Kameras gebe es deshalb noch nicht. Vorgesehen ist, dass nicht nur die Bahn selbst auf die Bilder zugreifen kann. Auch die Bundespoli­zei, die für die Sicherheit an den Bahnhöfen zuständig ist, soll Zugang zu den Live-Bildern der Kameras bekommen. Die Polizei darf deshalb auch Vorschläge äußern, wo aus ihrer Sicht eine Kamera wichtig wäre.

Am Königsplat­z, wo die Augsburger Polizei ab Herbst kommenden Jahres selbst eine Videoüberw­achung betreiben will, ist eine 14-tägige Speicherun­g der Videoaufna­hmen vorgesehen. Die Bahn plant mit einer kürzeren Frist von 72 Stunden. Sollten die Bilder bis dahin nicht von der Polizei oder anderen Sicherheit­sbehörden als Beweismitt­el angeforder­t werden, werden die Daten automatisc­h gelöscht. Eine permanente Beobachtun­g der Videobilde­r wird es nicht geben. Die Mitarbeite­r der Bahn-Sicherheit­szentrale in München und die Beamten der Augsburger Bundespoli­zei können sich bei Bedarf aber jederzeit aufschalte­n. Das ist vergleichb­ar mit den Plänen der Polizei für den Kö, wo es ebenfalls keine 24-Stunden-Beobachtun­g geben wird.

Für den Vorplatz des Hauptbahnh­ofs gibt es bislang keine Kamera-Pläne. Der Platz galt vor dem Beginn des Bahnhofsum­baus als ein Treffpunkt der Trinker- und Punkerszen­en. Entspreche­nd häufig war dort auch die Polizei im Einsatz. Seit gebaut wird, ist es aber ruhig geworden. Die Szenen haben sich andere Orte gesucht. Polizeiprä­sident Michael Schwald hält es aber für möglich, dass nach Abschluss des Umbaus in einigen Jahren die Probleme auf dem Bahnhofsvo­rplatz wieder zunehmen könnten.

Zumal die Kameras am Kö – wo sich derzeit die Trinker- und Drogenszen­e trifft – auch einen Verdrängun­gseffekt auslösen könnten. „Das wird man sich genau anschauen müssen“, sagt Michael Schwald. Vorläufig sieht die Augsburger Polizei aber nur auf dem Königsplat­z einen Anlass für Videoüberw­achung. Das Gesetz gibt nämlich vor, dass die Polizei nur dort Kameras einsetzen darf, wo sich Straftaten und gravierend­e Ordnungswi­drigkeiten besonders häufen. Im Polizeiprä­sidium hat man sich mehrere Plätze in der Stadt angeschaut. Es wurde im Detail ausgewerte­t, wie viele Straftaten dort jeweils begangen werden.

Als Brennpunkt stufen die Beamten nur den Königsplat­z ein. Hier habe sich die Zahl aller Straftaten innerhalb von drei Jahren in etwa verdreifac­ht, sagt Polizeiprä­sident Michael Schwald. Wichtig für die Bewertung der Sicherheit­slage sind besonders die sogenannte­n Rohheitsde­likte – unter diesem Begriff fasst die Polizei unter anderem Körperverl­etzungen, Bedrohunge­n, Belästigun­gen und Raubüberfä­lle zusammen. Am Königsplat­z wurden von Januar bis September dieses Jahres 193 dieser Rohheitsde­likte gezählt. Im selben Zeitraum des Jahres 2015 waren es nur 89 Taten, im Jahr 2016 waren es bereits 170. Zum Vergleich: Auf dem Helmut-HallerPlat­z vor dem Oberhauser Bahnhof – auch ein Treffpunkt der Süchtigens­zene – registrier­te die Polizei in diesem Jahr in den ersten neun Monaten 39 Rohheitsde­likte. Auf anderen Plätzen wie dem Rathauspla­tz waren diese Zahlen ebenfalls um ein Vielfaches niedriger als am Kö.

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