Friedberger Allgemeine

Babywunsch in Berlin

Tatort: Dein Name sei Harbinger

- Ersten ARD-Sonntagabe­ndkrimis Rupert Huber

ARD, 20.15 Uhr Mit dem Nachwuchs haben es die

zurzeit. Liegt es am nahen Weihnachts­fest, dass gleich zwei Folgen nacheinand­er mit dem Babywunsch von Paaren zu tun haben? Im Ernst: Wer die Krimis im

koordinier­t, hat wohl noch nie über thematisch­e Abwechslun­g nachgedach­t. War es in „Polizeiruf 110: Das Beste für mein Kind“das illegale Adoptionsg­eschäft eines verzweifel­ten Ehepaars, handelt es sich in „Dein Name sei Harbinger“um eine Berliner Kinderwuns­chklinik, die mittels In-vitro-Fertilisat­ion Babywünsch­e erfüllt.

Immerhin erzeugt „Dein Name sei Harbinger“Spannung. Vorausgese­tzt, man akzeptiert die verschnörk­elte Konstrukti­on. Ein Toter in einem ausgebrann­ten Lastwagen führt zu drei weiteren älteren Fällen. Alle Opfer waren „Retortenba­bys“aus der Klinik von Dr. Irene Wohlleben (Almut Zilcher) und ihrer Ehefrau und Laborchefi­n Hanneke Tietzsche (Eleonore Weisgerber). Die stärkste Rolle in dieser bizarren Berliner Welt verkörpert der Sonderling Werner Lothar, Harbinger genannt. Der psychisch Kranke (beeindruck­end: Christoph Bach) betreibt im Untergrund einen Schlüsseld­ienst und sieht sich als Verschwöru­ngsopfer.

Hauptkommi­ssar Robert Karow (Mark Waschke) mit seiner Anlage zum Masochismu­s ist fasziniert von dem Ex-Psychiatri­e-Patienten Harbinger, der ihm einen Sack voller Rätsel auflädt. Und dem Zuschauer auch. Manchmal wird es Kollegin Nina Rubin (Meret Becker) zu viel. Dann bekommt Karow zu hören: „Sie sind echt so ’ne Sau!“

Zur Gestaltung: Berlin beschreibt mit seinem Untergrund­verkehr, den Hochbahnen und Straßenmus­ikern, die aus der Realität gefallen scheinen, die Kakofonie der Großstadt. In den bisherigen Folgen konnte man sich bereits an Ästhetik, flotter Kameraführ­ung und einer besonderen Erzählweis­e erfreuen.

Wenn man nur sicher wäre, dass Regisseure das Heft in der Hand halten. Die sich im sechsten Fall wiederhole­nde Optik schmeckt sehr nach Redakteure­n, die gerne Regisseure sein möchten.

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Foto: rbb, G. Muehle Beeindruck­end: Christoph Bach als Son derling Harbinger.
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