Friedberger Allgemeine

Bundesliga geht vor Europa League

Trainer Baum erklärt, warum es deutsche Teams auf internatio­naler Bühne so schwer haben. Ein Beispiel ist Hertha BSC. Für einen Spieler ist das Duell am Sonntag eine Premiere

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Als der FC Augsburg am 9. April 0:2 bei Hertha BSC verlor, ging in Augsburg die Abstiegsan­gst um. Es war damals nach dem 0:6 gegen die Bayern und dem 2:3 gegen den FC Ingolstadt die dritte Niederlage innerhalb weniger Tage, der FCA stand auf dem Relegation­splatz. Der Berliner Himmel hingegen hing voller Geigen. EuropaLeag­ue-Platz fünf war endlich eines Metropolen-Klubs würdig. Am Ende hielt der FCA doch noch die Klasse und Hertha spielte erstmals seit 2009 wieder internatio­nal.

Genau acht Monate später könnte die Gefühlslag­e kaum gegensätzl­icher sein. Hertha ist am Donnerstag mit dem 1:1 gegen Östersund aus Schweden sang- und klanglos aus der Europa League ausgeschie­den und rangiert in der Bundesliga mit 17 Punkten im hinteren Mittelfeld. Die Hertha-Fans haben den Winter-Blues. Bei den FCA-Anhängern hingegen herrscht mit 22 Punkten nach 14 Spielen Festtagsst­immung.

Dass sich neben Hertha auch die anderen deutschen Vertreter TSG 1899 Hoffenheim und der 1. FC Köln mit dem Aus in der Vorrunde blamierten, hat für FCA-Trainer Manuel Baum mit der Ausgeglich­enheit der Bundesliga zu tun: „Die Vereine aus den kleineren Ligen Europas müssen in ihren Ligen nicht so viel Gas geben, da dort die Homogenitä­t nicht so gegeben ist. In der Bundesliga musst du in jedem Spiel 100 Prozent geben, um zu deinen Punkten zu kommen. Und am Ende des Tages ist es wichtiger in der Bundesliga zu bleiben, so schön auch so ein internatio­naler Wettbewerb ist.“

Das dachte sich auch HerthaTrai­ner Pal Dardai und ließ am Donnerstag eine B-Elf spielen. Deshalb sieht Baum auch wenige Vorteile für sein Team: „Von den elf Spielern, mit denen ich am Sonntag rechne, stand am Donnerstag keiner auf dem Platz.“

Darum will er auch vor dem Heimspiel am Sonntag (18 Uhr) in der nicht ausverkauf­ten WWKArena nichts von einer Favoritenr­olle hören. „Hertha ist spielerisc­h richtig gut. Gefühlt ist es bei mir noch so, wir sind der Außenseite­r, egal was die Tabelle sagt“, erklärt Baum. In dieser Rolle fühlen sich die Augsburger am wohlsten, ihr Image als Underdog pflegen sie deshalb immer wieder gerne. Mit dem Image des Underdogs sind die Verantwort­lichen bisher gut gefahren, auch wenn die Spieler längst mit mehr Selbstbewu­sstsein ihre Rolle interpreti­eren. Aber vielleicht liegt die Vorsicht von Baum auch daran, dass er gegen die Hertha die komplette rechte Seite seiner Mannschaft umbauen muss. Daniel Opare (fünfte Gelbe Karte) und Erik Thommy (Syndesmose­riss) fehlen. Für Thommy wird wohl Marcel Heller stürmen, auch wenn Baum dies noch nicht bestätigen will. Auf den Ersatz von Opare hat sich hingegen Baum schon festgelegt. Raphael Framberger wird erstmals seit dem zweiten Spieltag wieder ins Team rücken. Nach dem GladbachSp­iel hatte er Probleme mit dem Knie. Er fiel lange aus. Nicht das erste Mal. Trotz seiner erst 21 Jahre hat Framberger schon einige schwere Knieverlet­zungen hinter sich. Auch darum ist für ihn die Partie gegen Hertha eine Premiere: Er spielte noch nie gegen die Berliner.

Seit vier Wochen kann Framberger wieder schmerzfre­i trainieren. Doch da Opare überzeugte, musste er sich aber hinten anstellen. Jetzt vertraut Baum wieder auf das Augsburger Eigengewäc­hs: „Es macht riesig Spaß, ihn im Training zu beobachten.“Framberger selbst ist es übrigens egal, wer vor ihm auf der rechten Außenbahn agiert: „Das ist mir wurscht, bei dieser Frage kann ich dem Trainer nicht helfen.“

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