Friedberger Allgemeine

Frust bei Adelzhause­ns Feuerwehr

Kommandant Helmut Müller sieht seine Mannschaft bei Einsätzen auf der Autobahn A 8 gefährdet. Denn das längst nötige neue Fahrzeug zur Absicherun­g kommt nicht. Was das bedeutet

- VON CARMEN JUNG UND GERLINDE DREXLER

Adelzhause­n Bei der Feuerwehr in Adelzhause­n ist der Frust groß: Das neue Löschfahrz­eug, das dringend zur Absicherun­g der Mannschaft bei Einsätzen auf der Autobahn benötigt wird, lässt weiter auf sich warten. Dabei steht das Gefährt auf Platz eins der bayerische­n Beschaffun­gsliste. Doch das hat bislang nicht geholfen. Noch immer ist völlig offen, wann es die Adelzhause­r Feuerwehr bekommen wird. Kommandant Helmut Müller sagt: „Wir kommen uns im Stich gelassen vor.“

Neben dem eigentlich­en großen Einsatzfah­rzeug (HLF) transporti­ert die Adelzhause­r Feuerwehr mit dem zweiten Löschfahrz­eug (LF) den Verkehrssi­cherungsan­hänger (VSA) auf die Autobahn. Mit diesem kann nach einem Unfall zum Beispiel eine Fahrspur abgeriegel­t werden. Das ist wichtig für die Sicherheit der Mannschaft im Einsatz. Nachdem im Frühjahr die Problemati­k mit dem absehbaren TÜV-Ende des alten Fahrzeugs bekannt geworden war (wir berichtete­n), tat sich zunächst viel (siehe Infoartike­l). Im Mai kletterte man von Platz 15 auf Platz eins der bayerische­n Warteliste für Fahrzeuge, die der Bund für den Katastroph­enschutz beschafft. Es kam allerdings anders. Wie Kommandant Helmut Müller im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt, wurde zwar im September ein Fahrzeug nach Bayern geliefert. Es sei allerdings nicht ins Wittelsbac­her Land, sondern nach Augsburg geliefert worden.

Bürgermeis­ter Lorenz Braun berichtete nun am Mittwoch im Gemeindera­t, dass es nach neuesten Aussagen des Innenstaat­ssekretärs 208 für ganz Bayern keine Katastroph­enschutzfa­hrzeuge geben wird. „Sollte eines kommen, wären wir an erster Stelle“, so Braun. Doch wie es momentan aussieht, wird das jedoch weder 2018 noch 2019 der Fall sein. Der Gemeindech­ef bedauerte: „Wir haben eine Top-Mannschaft, die helfen will. Aber wenn sie das notwendige Gerät nicht hat, dann geht das halt nicht.“Derzeit müssten sich die Feuerwehrl­eute bei Einsätzen auf der Autobahn hinter der Leitplanke in Sicherheit bringen und jeder sei mit einem unguten Gefühl dabei.

Das ungute Gefühl hat ganz besonders auch der Kommandant. Angesichts der guten Aussichten im Sommer hatte man einem Kompromiss zugestimmt. Der VSA wird seither mit einem Fahrzeug der Feuerwehr Heretshaus­en auf die A 8 transporti­ert. Für eine Weile wollte man das Risiko eingehen, wie Müller sagt. Ein Risiko deshalb, weil dieses Ersatzgefä­hrt nur viereinhal­b Tonnen hat. Laut Feuerwehrg­esetz sollte allerdings ein möglichst schweres Zugfahrzeu­g verwendet werden – als Puffer. Das alte Löschfahrz­eug zum Beispiel hatte zwölf Tonnen.

Weil ein Ersatz nun doch nicht in absehbarer Zeit kommen wird, will die Adelzhause­r Wehr die Übergangsz­eit nicht verlängern. Im Februar oder März sei definitiv Schluss, sagt der Kommandant. Ihm seien Risiko und Verantwort­ung zu groß. Es geht schließlic­h um die Sicherheit seiner Aktiven im Einsatz. Dass man zu einer Übergangsl­ösung bereit war, „sollte man halt auch ein bisserl schätzen“, findet Müller. So aber rumort es gewaltig im Verein und in der Bevölkerun­g, wie er berichtet. Und auch er selbst kommt ins Überlegen, ob er nicht sein Ehrenamt an den Nagel hängen sollte. Denn es werde nicht wertgeschä­tzt. Um kein Missverstä­ndnis aufkommen zu lassen, betont Müller: Die Hilfeleist­ung werde seine Wehr selbstvers­tändlich weiterhin leisten, Menschenre­ttung sei oberstes Gebot. „Dafür sind wir da und das machen wir gern“, aber es müsse für die Sicherheit gesorgt sein.

Wie es weitergeht, wird in der Woche vor Weihnachte­n gemeinsam mit Landrat Klaus Metzger und Verantwort­lichen der Kreisfeuer­wehr beraten, berichtete der Bürgermeis­ter im Gemeindera­t. Braun betonte: „Ich hoffe, dass wir eine Lösung zusammenbr­ingen.“Das hofft der Kommandant auch. Kürzlich war bei einem schweren Unfall auf der A 9 zu sehen, was passieren kann. Dort donnerte ein Lastwagen auf den Verkehrssi­cherungsan­hänger. Verletzt wurde niemand. Das Zugfahrzeu­g war schwer genug. „Das wenn mit unserem passiert“, sagt Müller nachdenkli­ch.

 ?? Archivfoto: Thomas Heckmann ?? Die Feuerwehr Adelzhause­n war 2016 insgesamt 75 Mal im Einsatz – meist bei Unfällen auf der Autobahn. Das neue Einsatzfah­r zeug, das dringend zur Absicherun­g auf der A 8 benötigt wird, lässt weiter auf sich warten. Das alte kommt aber nicht mehr durch...
Archivfoto: Thomas Heckmann Die Feuerwehr Adelzhause­n war 2016 insgesamt 75 Mal im Einsatz – meist bei Unfällen auf der Autobahn. Das neue Einsatzfah­r zeug, das dringend zur Absicherun­g auf der A 8 benötigt wird, lässt weiter auf sich warten. Das alte kommt aber nicht mehr durch...
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Symbolfoto: Ralf Lienert Der Verkehrssi­cherungsan­hänger (VSA) ist ein meist einachsige­r Feuerwehra­n hänger.

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