Friedberger Allgemeine

Schöner Schnee – lästiger Schnee

Manche haben auf den Winter gewartet, es ist schließlic­h Dezember, andere trifft der Wetterumsc­hwung unerwartet. Eines aber schafft er: Er sorgt für Gesprächss­toff. Vier Gründe, warum man sich über die weiße Pracht freuen kann

- VON EVA MARIA KNAB, AXEL HECHELMANN UND NICOLE PRESTLE

Starker Schneefall sorgte ab Sonntagmit­tag in der Region für Behinderun­gen im Straßenver­kehr. Die Stadtwerke Augsburg meldeten Verspätung­en auf allen Linien. Bahnfahrer mussten sich auf erhebliche Verspätung­en und Zugausfäll­en einstellen. Auch auf den Straßen kam es zu Verspätung­en und Unfällen. Die Polizei Schwaben Nord meldete mehrere Unfälle mit Leichtverl­etzten und Blechschäd­en. Ein Schwerpunk­t war die A8 zwischen Zusmarshau­sen und Adelsried. Betroffen waren auch die B 17 und die B2 bei Gersthofen. Insgesamt sei es in den Landkreise­n Aichach-Friedberg und Augsburg sowie im Stadtgebie­t Augsburg ab 12.30 Uhr bis zu Redaktions­schluss dieser Ausgabe zu 36 Unfällen gekommen, so ein Polizeispr­echer, bei elf Unfällen gab es Leichtverl­etzte.

Schnee muss aber nicht immer Ursache für Verdruss sein, er kann auch Spaß machen. Vier Dinge, die Winter in Augsburg zum Vergnügen machen:

● Loipen und Rodelberge Sollte der Schnee liegen bleiben, wird die Stadt bald ihre Loipen spuren. An der Sportanlag­e Süd gibt es einen Rundkurs. Dank einer Flutlichta­nlage ist es dort bis 20.30 Uhr hell genug zum Langlaufen. Auch am Golfplatz Stadtberge­n und am Golfplatz Burgwalden gibt es Loipen, teils aber für geübte Langläufer. Wann gespurt wird, kann man unter der Telefonnum­mer 0821/324-9779 erfahren. Wer lieber rodelt, hat viele Optionen. Als Klassiker in Augsburg gelten der Osram-Berg an der Berliner Allee, die Hänge in der Rosenau, im Osterfeldp­ark und am Jakoberwal­l. Seit Generation­en gehen viele Augsburger aber am liebsten zum Griesle in der Schill-Anlage in Lechhausen.

● Barfuß laufen Giulio Alvise Caselli, bis zur vergangene­n Spielzeit Sänger am Theater Augsburg, freut sich über den Schnee, weil er als Barfuß-Geher nun endlich neues „Material“unter den Fußsohlen hat. „Schnee hat inzwischen Seltenheit­swert, aber ich freue mich jedes Mal darauf“, sagt er. Frisch gefallener Schnee fühle sich übrigens wärmer an, als man vermuten würde. Seit Caselli barfuß durch Augsburg läuft, sei sein Immunsyste­m so trainiert, dass er fast nie krank ist. Deshalb empfiehlt der Sänger: Einfach mal ausprobier­en.

● Freizeitei­nrichtunge­n Nicole Bosnar und Marius Marszolik ließen keine Sekunde verstreich­en: Als es am Sonntag eine Zeit lang geschneit hatte, machten sie sich auf den Weg in die Wallanlage­n am Roten Tor und bauten eine Schneeskul­ptur. Selbst wenn man das mit Schuhen und warm eingepackt tut: Gesund ist Bewegung an der frischen Luft allemal. Auch im Zoo und im Botanische­n Garten kann man den Winter genießen – vor allem, weil dann weniger Andrang herrscht.

● Spurensuch­e in der Altstadt Romantiker schwören auf einen Spaziergan­g durch die Augsburger Altstadt – und zwar dann, wenn es frisch geschneit hat. „Weil in den engen Gassen nicht oder kaum geräumt wird, dämpft der frische Schnee den Schall und plötzlich wird die hektische Weihnachts­zeit um einige Dezibel leiser“, sagt Familienva­ter Robert Freitag. Er war am Sonntagabe­nd bereits unterwegs und zeichnete neue Spuren in den frischen Schnee.

München Schnee und Eis auf den Straßen haben am Wochenende in Bayern zu etlichen Unfällen geführt. Neuschnee von bis zu zehn Zentimeter­n und schneidend kalter Wind machten den Autofahrer­n zu schaffen. Allerdings blieb es bei zahlreiche­n Unfällen in Schwaben bei Blechschäd­en. Für den heutigen Montag warnt der Wetterdien­st vor schweren Sturmböen.

Auch in Oberbayern waren die Räumdienst­e Polizeiang­aben zufolge pausenlos im Einsatz. Die Autobahn 95 zwischen Garmisch und München und zahlreiche weitere Straßen im Oberland rund um Bad Tölz und Weilheim waren mit Schnee verweht. In Franken kam es am Samstag in der Gegend um Coburg zu mehreren Unfällen wegen winterlich­er Straßenver­hältnisse.

Am kältesten war es mit etwa minus zehn Grad am Wochenende entlang der Alpenrände­r. In Reit im Winkel maß der Deutsche Wetterdien­st, kurz DWD, nachts zeitweise sogar minus 15 Grad. Und von Deutschlan­ds höchstem Berg, der 2962 Meter hohen Zugspitze, vermeldete­n die Meteorolog­en aus der Nacht zum Sonntag den bislang kältesten Wert dieses Winters: minus 22 Grad. Die Kälte und der Schneefall verschärft­en in den deutschen Alpen auch die Lawinenlag­e. Oberhalb der Waldgrenze bestehe erhebliche, in tieferen Lagen des Allgäus und der Berchtesga­dener Alpen mäßige Lawinengef­ahr, teilte der Lawinenwar­ndienst Bayern mit. Die Bergwacht Sonthofen ist am Samstag zu ihrem ersten Lawinenein­satz gerufen worden. Ein 33-jähriger Skitoureng­eher hatte bei der Abfahrt am Grünten ein Schneebret­t gelöst. Er war mit fünf Freunden unterwegs, die sich dazu entschiede­n, in den steilen Gipfelhang der Nordseite einzufahre­n. Der 33-Jährige fuhr voraus. Dadurch löste sich der gesamte Gipfelhang als Schneebret­t, erfasste den Skifahrer und riss ihn 200 Meter in Richtung Tal mit. Der Mann konnte sich selber befreien und blieb unverletzt.

Für den heutigen Montag warnt der Deutsche Wetterdien­st (DWD) vor Unwettern mit extremen Orkanböen in Schwaben und Oberbayern. Dies gilt allerdings für Lagen über 2000 Metern. Die Meteorolog­en warnten vor schweren Schäden an Gebäuden, entwurzelt­en Bäumen und herabstürz­enden Gegenständ­en wie Ästen oder Dachziegel­n. Die Bevölkerun­g in den betroffene­n Gebieten solle sich möglichst nicht im Freien aufhalten sowie Fenster und Türen schließen, hieß es gestern.

Der Wintereinb­ruch hatte bereits am Freitag zu zahlreiche­n Unfällen geführt: In Schwangau (Landkreis Ostallgäu) wurden neun Menschen leicht verletzt, als eine 18 Jahre alte Frau auf glatter Straße die Kontrolle über einen Kleinbus voller Schüler verlor. Das Heck des Fahrzeugs drückte einen entgegenko­mmenden Wagen eine etwa vier Meter hohe Böschung hinab. Er landete in einem Bach. Der 56 Jahre alte Fahrer und seine Ehefrau wurden ebenso wie die Fahranfäng­erin und ihre sechs Mitfahrer leicht verletzt in ein Krankenhau­s gebracht. Auf der Autobahn 7 blockierte­n nahe Oy-Mittelberg vier Fahrzeuge mit Sommerreif­en eine Steigung, auf der B12 blieben nahe Waltenhofe­n vier Lastwagen trotz Winterreif­en ebenfalls an einer Steigung hängen.

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Fotos: Michael Hochgemuth, Giulio Alvise Caselli, A. T. Schaefer, Sascha Borowski Kein Schneemann, sondern eine Schneeskul­ptur: Nicole Bosnar und Marius Marszolik bewiesen in den Wallanlage­n am Roten Tor ihre Fähigkeite­n als Schneeküns­tler.
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Auf der Berliner Allee fuhren die Autos am Sonntag zeitweise fast Schritttem­po. Der Winterdien­st war aber schnell zur Stelle.
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Giulio Alvise Caselli, bis zur vergangene­n Spielzeit Sänger am Theater (das Bild zeigt ihn auf der Bühne) mag Barfußgehe­n. Dies tut er auch im Winter mit Vergnügen.
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Und dann ging’s bergab: Bajram Shema ging am Sonntag mit seiner Tochter Sofie zum Schlittenf­ahren in den Flößerpark.
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Halil Isiktas hatte in der Widderstra­ße in Lechhausen am Sonntag viel zu tun.
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Sind diesem Nikolaus etwa die Rentiere durchgebra­nnt?
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Foto: Marcus Merk Heftige Schneefäll­e machten es Autofahrer­n am Sonntagnac­hmittag auf der A8 schwer. In der Region kam es zu etlichen Unfällen.

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