Die Königin meines Gartens
Gönnen Sie sich eine Pause im hektischen Advent! Zum Durchschnaufen, Nachdenken, Sichfreuen. Wir haben hinter den Türchen unseres Adventskalenders keine kleinen Geschenke versteckt, sondern ein paar Gedanken darüber, worüber wir so richtig froh sind – mal heiter, mal besinnlich.
Sie besucht mich jeden Tag, meist morgens, oft auch mittags und zum Tagesausklang abends. Im Sommer singt sie dann ihr Abendlied und ich wüsste gern, wie viele Melodien sich die Amsel in meinem Garten schon ausgedacht hat. In der kühleren Jahreszeit ist sie nicht so sangesfreudig. Aber genauso hungrig. Unter den Sträuchern und dem Laub gibt es immer etwas zu picken für sie. Ein unerschöpfliches Reservoir an Amselleckerlis scheint mein kleiner Garten zu sein. Meine Amseln sind zutraulich. Wenn ich ans Fenster trete und ihnen zuschaue, scheuen sie nicht. Manchmal blicken wir uns direkt in die Augen. Sie mit ihren schwarzen Kulleraugen. Oft frage ich mich, wie sie mich wohl wahrnehmen?
Der Lyriker Reiner Kunze nannte einen Gedichtband „Gespräch mit der Amsel“. Dichtern gelingt das. Amseln haben ihren Stolz. Niemals gebe ich ihnen Futter, das brauchen sie nicht. Sie versorgen sich selbst, egal zu welcher Jahreszeit. Aber sie brauchen dazu meinen Garten und ich halte ihn hübsch verwildert und mache darin nur das Nötigste. Denn die Amsel ist treu, sie ist die Königin meines Gartens.