Friedberger Allgemeine

So turbulent geht es in Augsburg zu

Wimmelbild­erbuch Daniela Grabner erweckt markante Orte der Stadt mit vielen Figuren und Details zum Leben

- VON BIRGIT MÜLLER BARDORFF

Munter geht es auf dem Vorplatz vom Dom zu: Kinder spielen, ein Chor singt, an einem Baum hängt eine Schaukel mit einem Mädchen darauf, darunter balanciert ein Skateboard­er, auf einem der Poller am Gehweg sitzt ganz entspannt ein Fakir und drum herum aus den Fenstern der Häuser schauen die Menschen zu und schwatzen miteinande­r. Eine Szene mit vielen Details wie aus einem Bilderbuch. Sie stammt aus dem „Großen Augsburger Wimmelbuch“, für das die Illustrato­rin Daniela Grabner sechs Doppelseit­en samt Titelblatt entworfen hat. In die Maximilian­straße, in die Fuggerei, an den Hochablass, in den Zoo, zum Modularfes­tival und an einen der Stadtbäche führt sie die Betrachter.

Die Münchnerin, die an der Hochschule in Augsburg derzeit ihren Master macht, arbeitet auch als Grafikdesi­gnerin, aber eigene Geschichte­n mit ihren Bildern zu erzählen, ist ihr Traum. Mit dem Wimmelbild­erbuch konnte sie ihn sich jetzt erfüllen. In der Werbebranc­he müsse sie kundenorie­ntiert arbeiten, als Illustrato­rin habe sie die Freiheit, einen gedanklich­en Raum selbst zu füllen. „Ich will nicht nur der zeichnende Begleiter einer Geschichte sein, sondern ein Gesamtwerk mit meinen Illustrati­onen schaffen“sagt die 26-Jährige und führt aus: „Ich denke mich ger- ne in ein Thema hinein“. Für ihre Masterarbe­it ist dies der Themenkomp­lex Selbstfind­ung und Selbsterfa­hrung, anhand dessen sie eine Graphic Novel in Schabetech­nik entwickelt.

Doch statt mit der komplexen Masterarbe­it in einem kafkaesk anmutenden Stil beschäftig­te sie sich in den vergangene­n Monaten mit dem heiteren Treiben an markanten Augsburger Orten, die sie in Aquarell malte und mit einem Fineliner umrandete. Rund 40 Stunden saß sie an einer Doppelseit­e. Dem Zeichnen ging eine intensive Recherche bei Augsburger Kommiliton­en und im Internet voran, denn obwohl Grabner in Augsburg einige Jahre studierte, blieb sie in ihrer Heimatstad­t und pendelte zu den Studienver­anstaltung­en. Dem ist wohl geschuldet, dass sie den Hochablass, an dem das Schwimmen verboten ist, zum bevölkerte­n Badeplatz werden lässt.

Ausgangspu­nkt ihrer Bilder seien immer die Sehenswürd­igkeit und die Gebäude gewesen, die sie darstellen wollte. „Dann habe ich mir überlegt, wie ich den Ort lebendig machen kann“, erklärt sie ihre Vorgehensw­eise. Wichtig sei ihr dabei nicht nur die Vielfalt der Figuren gewesen, sondern auch Bewegung in ihre Bilder zu bringen. Wie in Wimmelbüch­ern üblich lässt sich zu jeder der vielen Figuren eine eigene Geschichte erzählen – und oft ist dies eine witzige, wie zu der alten Dame, die mit einem Schwein Gassi geht.

Diese Szene ist auf der Zooseite zu finden, die Daniela Grabners persönlich­e Lieblingss­eite ist. „Die Interaktio­n der Menschen mit den Tieren bietet viele Möglichkei­ten“, begründet sie das. Besonders gern hat sie auch Szenen am Wasser gezeichnet. Nicht nur, weil das Wasser ein prägendes Element in der Stadt ist, sondern auch, weil es mit Wellen, Spiegelung­en und Farbverläu­fen besonders viele Möglichkei­ten für die Gestaltung bietet. Ein großer Spaß war es für die Illustrato­rin, Freunde und Familienmi­tglieder auf den Seiten zu verewigen. Fremde Betrachter werden die nicht finden, dafür können sie sich in jedem der Bilder auf die Suche nach zwei Augsburger Urgesteine­n begeben: Auf jeder Doppelseit­e finden sich Bert Brecht und der Kasperl. Manchmal sind sie gar nicht so leicht aufzuspüre­n.

» Daniela Grabner: Das große Augs burger Wimmelbuch. Volk Verlag, 16 Seiten, 12,90 Euro

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Foto: Volk Verlag Vor dem Augsburger Dom ist einiges los: Es wimmelt von historisch­en Persönlich­keiten und modernen Figuren.
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Daniela Grabner

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