Friedberger Allgemeine

Flaute bei der Windkraft

Energie Im Großraum Augsburg stehen aktuell gerade mal zwei Dutzend Anlagen. Der Naturschut­z und die Nähe zu Siedlungen machen den weiteren Ausbau schwierig. Warum Kritik an einer „Verhinderu­ngspolitik“laut wird

- VON STEFAN KROG

Region Im Großraum Augsburg und Nordschwab­en wird der Platz für neue Windräder knapp: Die Stadt Augsburg und die Kreise AichachFri­edberg, Augsburg, Dillingen und Donau-Ries haben in einer überörtlic­hen Planung nur noch eine Handvoll an Gebieten festgelegt, an denen Windräder konzentrie­rt werden könnten. Aus Gründen des Naturschut­zes fielen mehrere vorgesehen­e Standorte weg. Im Raum Augsburg gibt es nur noch zwei mögliche Gebiete bei Griesbecke­rzell und Untermauer­bach im Wittelsbac­her Land, die restlichen Standorte sind auf Nordschwab­en verteilt.

In den vergangene­n Jahren hatte es in der Region einen stetigen Ausbau an Windenergi­e gegeben. Bei Zusmarshau­sen und Langenreic­hen (Kreis Augsburg) entstanden Windräder, ebenso im Bereich Friedberg und Blumenthal (Kreis AichachFri­edberg). Bei Baar nahe Thierhaupt­en sind aktuell zwei weitere Räder kurz vor der Inbetriebn­ahme. Das sind zusammenge­rechnet in Stadt und Kreisen exakt 18 Anlagen – ein paar sind es, wenn man die landkreis-überschrei­tenden Wind- parks berücksich­tigt. Doch das Ziel ist ein höheres: Im Raum Augsburg wurde vor Jahren im Zuge des regionalen Klimaschut­zkonzeptes beschlosse­n, dass bis zum Jahr 2030 77 Windräder das Ziel sind. Statistisc­h wären das 3,5 neue Anlagen pro Jahr. Danach sieht es nicht mehr aus. Die Stadt- und Kreisräte beschlosse­n gestern im Regionalen

Vorerst bleiben nur noch zwei mögliche Standorte

Planungsve­rband ein neues Konzept. Es soll die Ansiedlung von Windrädern steuern und über die Ausweisung von Vorranggeb­ieten die Konzentrat­ion an bestimmten Standorten fördern. So soll eine flächendec­kende „Verspargel­ung“verhindert werden.

Wie berichtet hatte es dazu im Vorfeld Kontrovers­en gegeben. Weil nämlich aus Gründen des Naturschut­zes, etwa wegen Vögeln, kaum noch Standorte übrig blieben, regte die Regierung von Schwaben an, den bisher im Entwurf festgelegt­en Mindestabs­tand von WindradGeb­ieten zur nächsten Wohnbebauu­ng von 2000 auf 1500 Meter zu re- duzieren. Doch dagegen stimmte die Mehrheit der Politiker. Sie argumentie­rte, dass das nur auf dem Papier etwas bringe. Denn die in Bayern gültige 10h-Regel besagt, dass die Höhe eines Windrads maximal ein Zehntel des Abstands zur nächsten Ortschaft betragen darf – bei 1500 Metern Abstand wären das 150 Meter Höhe. Das sei bei neuen Anlagen aber nicht mehr der Standard, weil diese höher seien. Grüne und Bund Naturschut­z beklagten deshalb eine „Verhinderu­ngspolitik“: Die allseits geforderte Energiewen­de werde konterkari­ert.

Eine Rolle dürfte beim Festhalten am größeren Mindestabs­tand aber auch gespielt haben, dass Windräder sich vor Ort oft nur mäßiger Beliebthei­t erfreuen. Gegen die gestern beschlosse­ne Vorlage, bei Kaisheim ein Vorranggeb­iet auszuweise­n, gibt es vor Ort Widerstand.

Die neue Planung ging gestern mit 16:6-Stimmen durch. Die Augsburger Grünen-Stadträtin Stephanie Schuhknech­t kritisiert­e, dass damit ein weiterer Ausbau der Windkraft schwierig sei. Andere Planungsve­rbände in Bayern hätten als Mindestabs­tand zur nächsten Ortschaft nur 800 bis 1000 Meter vorgeschri­eben. „So eine Planung wie hier kann man sich sparen.“Auf den jetzt ausgewiese­nen Flächen bekomme man nur mehr acht Windräder unter.

Allerdings macht der Regionalpl­an, wenn er von der Regierung so bestätigt wird, Windräder außerhalb der Vorrang- und Vorbehalts­gebiete nicht unmöglich. Denn die Entscheidu­ng liegt bei den Gemeinden. Der Regionalpl­an ist eher als Rahmen zu sehen, der auch Investoren einen Fingerzeig gibt, wo Windräder überhaupt infrage kommen. Bisher galten weite Teile Nordschwab­ens als Ausschluss­gebiet, was künftig (mit Ausnahme des Nördlinger Rieses) nicht mehr der Fall ist. Allerdings dürften sich über die im Regionalpl­an behandelte­n Areale hinaus kaum Potenziale für größere Flächen finden lassen, auf denen gleich mehrere Windräder aufgestell­t werden können.

Die Stadt Augsburg hat in ihrem Windkraft-Konzept die Hochterras­se zwischen Lech und Wertach nahe Inningen 2012 grundsätzl­ich als möglichen Standort für ein Windrad benannt. Bislang klopfte aber kein Investor an, was wohl auch daran liegt, dass die Windstärke in diesem Bereich eher mäßig ist.

 ?? Archivfoto: Erich Echter ?? Der Windpark Brugger liegt an der Autobahn A 8 bei Odelzhause­n auf Grundeigen­tum der Stadt Augsburg und ist eine der größeren Anlagen hierzuland­e. Die Kommunalpo­litiker der Region Augsburg haben gestern be schlossen, dass der Ausbau der Windkraft nicht...
Archivfoto: Erich Echter Der Windpark Brugger liegt an der Autobahn A 8 bei Odelzhause­n auf Grundeigen­tum der Stadt Augsburg und ist eine der größeren Anlagen hierzuland­e. Die Kommunalpo­litiker der Region Augsburg haben gestern be schlossen, dass der Ausbau der Windkraft nicht...

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