Friedberger Allgemeine

Gute Noten für gutes Essen

Gastronomi­e Die Färberei wurde vom Restaurant­führer Gault Millau gelobt. Das Team hatte es nicht leicht – und setzt doch lieber auf Kreativitä­t als auf Nummer sicher

- Interview: Miriam Zissler

Sie hatten nie geplant, in die Gastronomi­e zu gehen, führen nun aber schon mit gerade einmal 29 Jahren seit über zwei Jahren Ihr eigenes Restaurant. Wie kam es dazu?

Anja Neumaier: Ich habe während meines Studiums in Augsburg immer in der Gastronomi­e gejobbt. Nach meinem Bachelor in interkultu­reller Sprachwiss­enschaft habe ich ein Masterstud­ium in München begonnen. Doch das hat mir nicht so zugesagt. Ich wollte etwas Bodenständ­iges tun und Geld verdienen. Da habe ich im Keims als Restaurant­leiterin angefangen.

Gemeinsam mit Ihrem Partner Georg Krauß haben sie das Keims wenig später übernommen und es ab Oktober 2015 als Färberei weitergefü­hrt. Der Restaurant­führer Gault Millau hat Ihnen in seiner neuesten Ausgabe aus dem Stand 14 von 20 möglichen Punkten gegeben.

Neumaier: Ja, das hat uns sehr gefreut und unsere Arbeit bestätigt. Wir sind in Augsburg als einziges Lokal neben dem Zwei-Sterne-Restaurant August bewertet worden. Wir haben an dem Tag erst einmal einen Champagner aufgemacht und ein paar Tränchen verdrückt. Unser Konzept geht auf. Das war aber ein harter Kampf. Es war nicht immer einfach.

Warum? Ist Ihr Konzept so komplizier­t?

Neumaier: Nein. Georg und ich sind, bevor wir das Restaurant übernommen haben, sehr gerne und oft essen gegangen. Als wir uns überlegt haben, was wir in unserem Lokal bieten wollen, waren wir uns schnell einig: gehobene und regionale Küche. Mit Peter Zühlke haben wir dafür den perfekten Koch gefunden – kreativ und handwerkli­ch versiert. Bei der Qualität wollten wir keine Abstriche machen. Wir verfolgen das Prinzip des „Casual-Fine-Dining“, also des zwanglosen Genusses ohne Schlips und Kragen. Das findet man in Augsburg eher selten.

Welche Erfahrunge­n haben Sie mit diesem Konzept gemacht?

Neumaier: Wir mussten in den vergangene­n Jahren viel erklären und auch viel einstecken. Am ersten Abend hatten wir beispielsw­eise einen Tisch mit sechs Personen. Sie haben lange in die Karte geschaut und sind dann wieder gegangen. Das war hart. Sie sagten, dass es ja nicht Schweinebr­aten sein müsse, aber dass sie bei uns einfach nichts gefunden hätten.

Was ist das Problem?

Neumaier: Das Einfachste ist, den Leuten das zu geben, was sie wollen. Also Pasta oder Schnitzel – das geht immer. Aber wir wollten eben etwas anderes machen und haben uns nicht beirren lassen. Das war in Augsburg nicht einfach. In den vergangene­n Jahren haben wir uns aber ein Stammpubli­kum erarbeitet, das das zu schätzen weiß. Wer zu uns kommt, der will einen schönen Abend haben und nicht mal schnell Pizza essen gehen.

Dann ist es wahrschein­lich auch nicht ganz billig?

Neumaier: Nein. Aber Qualität hat nun einmal ihren Preis. Wir verwenden nur hochwertig­e Produkte. Unser Küchenchef Peter Zühlke kennt alle Lieferante­n und besucht sie auch, wenn es geht, um sich von Produktion, Schlachtun­g und Lagerung selber einen Eindruck zu machen. Unsere Gäste kommen viel- leicht einmal im Monat und nicht zweimal in der Woche. Dann wollen sie sich aber etwas Gutes gönnen.

In der Bewertung des Gault Millau wurden der feine Seefenchel und die zarten Kalbsbacke­rl gelobt. Derzeit stehen rosa gebratenes Piemontese­r Schultersc­herzel mit Salzkapern, Petersilie und Essigbaumf­rucht oder Karree vom Duroc Schwein mit gebackenen Bohnen, Plattzwieb­el und Petersilie­nwurzel auf der Karte. Kochen Sie auf einen Stern hin?

Neumaier: Wir sind jetzt erst an dem Punkt, an dem wir sein wollten, als wir angefangen haben. Wir wollen am Ball bleiben und noch besser werden. Es ist schon noch Luft nach oben, die Augsburger sollen sich das aber auch noch leisten können. Wir sind eine motivierte Truppe mit vielen Ideen. Würde für unser Restaurant einmal ein Stern abfallen, wären wir natürlich sehr glücklich.

Was hat sich rückblicke­nd in den vergangene­n zwei Jahren verändert? Neumaier: Wir haben unser Profil als Restaurant geschärft. Anfangs hatimmer ten wir durchgehen­d geöffnet, da gab es auch eine Frühstücks­karte und Kuchen. Seit einigen Monaten haben wir mittags und abends geöffnet. Am Abend kann ein Menü gegessen werden. Es können aber auch die einzelnen Speisen bestellt werden. Mein Partner und ich kümmern uns auch um die Weinauswah­l und haben viele Weingüter besucht. Bei uns gibt es ausschließ­lich deutsche und österreich­ische Weine. Das ist für viele Gäste erst einmal ungewohnt.

Ihr Partner und Sie arbeiten im Service. Sie sind die Gastgeber in ihrem Lokal. Müssen Sie immer noch so viel erklären?

Neumaier: Nein. Das ist erfreulich­erweise weniger geworden. ● Anja Neumaier, 29, und ihr Part ner Georg Krauß, 31, sind Inha ber des Lokals Färberei. Neumaier studierte zuvor interkultu­relle Sprachwiss­enschaft. Krauß leitete den Klub „Schwarzes Schaf“.

 ?? Foto: Jürgen Branz ?? Die Inhaber Anja Neumaier und Georg Krauß (rechts) sowie Küchenchef Peter Zühlke verfolgen seit über zwei Jahren im Restau rant Färberei ein festes Konzept. Anfangs mussten sie es vielen Gästen erklären.
Foto: Jürgen Branz Die Inhaber Anja Neumaier und Georg Krauß (rechts) sowie Küchenchef Peter Zühlke verfolgen seit über zwei Jahren im Restau rant Färberei ein festes Konzept. Anfangs mussten sie es vielen Gästen erklären.

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