Friedberger Allgemeine

Wer ist fürs Friedensfe­st zuständig?

Ob Programmin­halte frühzeitig dem Stadtrat vorgelegt werden müssen, steht zur Debatte

- VON STEFAN KROG VON MATTHIAS ZIMMERMANN

Auch fünf Monate, nachdem es Wirbel wegen des Auftritts des früheren Links-Aktivisten Thorwald Proll im Rahmen des Augsburger Friedensfe­stes gab, beschäftig­t das Thema die Politik. Das Friedensfe­st-Programm stand in der Sitzung des Kulturauss­chusses am Dienstag auf der Tagesordnu­ng, wurde aber kurzerhand vertagt, nachdem Stadträte noch Beratungsb­edarf hatten.

Man muss es einfach mal so sehen: Als Paar wächst man an den Konflikten, die man austrägt. Kommt zum Paar allerdings noch ein Kind hinzu, sieht man sich unvermitte­lt vor Konflikte gestellt, die man nie geahnt hätte. Dazu braucht es nicht viel. Die scheinbar nebensächl­iche Frage, wer denn an Weihnachte­n die Geschenke bringt, reicht aus…

Mein Gott, Geschenke, Weihnachte­n, ist doch eh alles viel zu viel, denkt man. Und dann kann es schon mal etwas dauern, bis einen die Bedeutung so eines Satzes plötzlich wie ein Hammerschl­ag trifft: „Natürlich sagen wir den Kindern, von wem die Geschenke sind“. Vom Christkind halt, oder? Eben nicht!

In der Familie meiner Frau gibt es an Weihnachte­n natürlich auch Geschenke. Aber nie haben ihre Eltern den Kindern gesagt, die neuen Spielsache­n kämen vom Christkind oder gar vom Weihnachts­mann. Nein, immer waren es Mamma, Ein Zankapfel ist nach wie vor, welchen Einfluss die Politik auf das Programm nehmen soll und darf.

Wie berichtet hatte sich im Sommer Widerspruc­h in der CSU gegen eine Veranstalt­ung mit Proll, der vor 49 Jahren an der Brandlegun­g in zwei Kaufhäuser­n in Frankfurt beteiligt war, geregt.

Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) distanzier­te sich von dem Diskussion­sabend, zu dem Proll als Zeitzeuge geladen war, und kündig- te an, dass das Friedensfe­st-Programm künftig dem Kulturauss­chuss des Stadtrates zur „Befassung und Entscheidu­ng“vorgelegt werden müsse. Der Begriff „Entscheidu­ng“brachte die Regierungs­partner SPD und Grüne und auch den Kulturbeir­at, ein beratendes Gremium aus der Kulturszen­e, auf die Barrikaden. Gribl relativier­te seine Ankündigun­g später dahingehen­d, dass mit „Entscheidu­ng“gemeint gewesen sei, dass die Stadträte das Programm zustimmend oder nicht zustimmend zur Kenntnis nehmen. Es gehe nicht um Zensur einzelner Programmpu­nkte.

Insgesamt soll die Aufgabe des Friedensbü­ros aber in einem Stadtratsb­eschluss formal festgelegt werden. Friedensbü­ro-Leiterin Christiane Lembert-Dobler soll laut Beschreibu­ng des Vorgehens „Veranstalt­ungsinhalt­e selbst kuratieren und gleichzeit­ig aktiv mit Themensetz­ungen Diskurse initiieren“. Aufgenomme­n wurde auch die Forderung des Kulturbeir­ats nach „Freiraum für lebhaften Diskurs“.

Gleichwohl gibt es politisch aber noch Reibungen. Das liegt zum einen an der Frage, ob es ein Kuratorium geben soll oder nicht, und zum anderen an der Frage, ob eine „frühzeitig­e Befassung“des Kulturauss­chusses mit den Inhalten des Begleitpro­gramms geboten ist. Die Grünen stören sich an diesem Beschlussp­unkt.

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