Eine fluffige Bisamratte
Ausstellung Was hinter der Geschichte des Tierporträts von Michael Thoma steckt. Zwei Profis geben bei der Eröffnung der Kleinen Galerie in Königsbrunn Tipps für Hobbyfotografen
Königsbrunn Dicht gedrängt stehen die Menschen am Lechufer. Nicht draußen in der Kälte, sondern im Naturmuseum, wo eine künstliche Landschaft den Flusslauf von der Quelle bis zur Donau nachzeichnet. Zwischen Pfauenauge und Turmfalke wird hier die Kleine Galerie eröffnet. So stehen die Musikerinnen Elisabeth Petz und Monika Galkin zwischen Wasseramsel und Regenbogenforelle und lassen auf der Geige und Harfe maurische und russische Folklore erklingen.
Passend zum Naturmuseum zeigt die erste Ausstellung Bilder des Naturwissenschaftlichen Vereins Augsburg. Für Michael Mährlein, Leiter der Arbeitsgruppe Naturfotografie, ist es eine besondere Ehre, dass sein Team den Anfang macht, wie er auf der Ausstellungseröffnung sagt. Seit 2010 gibt es die Arbeitsgruppe, und mehr als 5000 Bilder stehen auf ihrer Webseite. Da sei es gar nicht so leicht, sich auf zehn Bilder zu beschränken, sagt Mährlein. Acht Meter Ausstellungswände stehen den Künstlern zur Verfügung. Vom ehrenamtlichen Museumsleiter Günther Groß kam die Vorgabe, dass die Fotos heimische Natur zeigen sollten. Die Künstler selber haben sich das Thema Herbst und Winter gegeben, das grenzte die Bildauswahl auf 212 Fotos ein. Daraus dann die schönsten zehn auszusuchen war immer noch eine Mammutaufgabe.
Gezeigt werden fünf stimmungsvolle Landschaftsaufnahmen und fünf ungewöhnliche Tierporträts, die die Aufmerksamkeit der Besucher an sich ziehen. Beispielsweise die „Fluffige Bisamratte“von Michael Thoma. Die Wassertropfen spritzen davon, und das Fell steht vom Schütteln flauschig ab. Die Vorderpfoten hebt die Ratte lässig in die Luft, und mit kleinen Knopfaugen schaut sie den Betrachter geradewegs an. „Eigentlich wollte ich einen Eisvogel fotografieren, als ich das besonders fluffige Exemplar einer Bisamratte sah“, sagt Thoma. Die habe ihn dann darüber hinweg getröstet, dass es mit dem Eisvogel an diesem Tag nicht klappte.
Ein besonders schönes Eisvogelbild gelang Thoma dann ein anderes Mal. Das kobaltblaue Tier verharrte auf den von Thoma anvisierten Zweigen aus, sodass einige Schneekristalle auf seinem Gefieder liegen blieben. Als der Vogel dann noch den Kopf zur Kamera drehte, war das Foto perfekt. Auf die Frage nach einigen Tipps für interessierte Hobbyfotografen sind sich Thoma und Mährlein einig: Geduld, Geduld und Geduld. Und natürlich sei auch Artenkenntnis wichtig, so Mährlein. Einen Fuchs beispielsweise bekommt man am ehesten vor die Linse, wenn man einen Fuchsbau beobachtet. Allerdings nur dann, wenn vor dessen Eingang noch keine Spinnen ihr Netz gewoben haben, sprich der Fuchsbau nicht verwaist ist. Und die entsprechende Technik gehört auch dazu. Für Tierporträts ist Thoma mit einem 200 bis 500 Millimeter-Teleobjektiv unterwegs.
Die Idee von der Kleinen Galerie im Naturmuseum kam von Groß: „Das ist unser kleiner kultureller Beitrag für die Stadt.“Dafür erhält er ein Lob von Bürgermeister Franz Feigl. Durch die Wechselausstellungen kommen auch Menschen ins Museum, die es bereits kennen, und mit der Naturfotografie habe Groß eine Brügge zu naturbegeisterten Museumsbesuchern geschaffen. Besonders die Möglichkeit, am Mittwochabend die Fotografen im Museum zu treffen und von ihnen Anregungen zu erfragen, gefällt Feigl. Die Ausstellung läuft bis Ende Januar. Was danach kommt, weiß Groß noch nicht so genau, aber er habe bereits Anfragen von Künstlern erhalten.