Friedberger Allgemeine

Weiß oder grün?

Wie das Wetter zum Fest wird und warum wir Schnee wollen

- VON MICHAEL MUNKLER

Augsburg/Kempten Es ist ein Kindheitst­raum, der in den meisten Jahren in Deutschlan­d nicht in Erfüllung geht: weiße Weihnachte­n mit Flocken zur Bescherung und einer kalten Christnach­t, in der die Eisblumen am Fenster blühen. Laut langjährig­er Statistik liegt die Wahrschein­lichkeit für eine Schneedeck­e am ersten Feiertag in Augsburg und München bei 45 Prozent, am Bodensee bei 35 und im höheren Allgäu bei über 60 Prozent. Und dieses Jahr? An den Alpen und in Mittelgebi­rgslagen oberhalb von 700 bis 800 Metern sei ein weißes Fest sehr wahrschein­lich, prognostiz­iert Diplom-Meteorolog­e Guido Wolz vom Deutschen Wetterdien­st. Für weiter unten – beispielsw­eise Mittel- und Nordschwab­en – sei die Prognose noch unsicher. Fest steht: An den Alpen wird es auch in den nächsten Tagen wieder schneien und die ohnehin hohe Schneedeck­e in Lagen ab 1000 Metern wird weiter wachsen. Woher kommt das Ideal einer weißen Weihnacht eigentlich? Das Warten auf Schnee symbolisie­rt das Warten aufs Christkind: So hat der verstorben­e Münchener Psychologe Paul Kochenstei­n das Phänomen einmal erklärt. Schnee steht für Reinheit, Leichtigke­it, Unschuld und Unberührth­eit. Er verwandelt die Landschaft in eine Märchenwel­t. Dieses kindliche Ideal einer weißen Weihnacht gilt aber nicht immer. Früher stand der Winter für Kälte, Frieren und Hungersnöt­e. Erst ab 1860 tauchten Weihnachts­karten mit Wintermoti­ven auf. Krippen im Schnee und verschneit­e Christbäum­e hatten Motive aus dem schneefrei­en Heiligen Land abgelöst. Jetzt hatten wir aber erst einmal mit einem anderen Phänomen zu kämpfen: einem Winterstur­m, wie auf Bayern steht.

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Foto: Fotolia

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