Friedberger Allgemeine

EU Bündnis wird jetzt militärisc­h

Was Europas neue Verteidigu­ngsunion „Pesco“bringen soll

- VON DETLEF DREWES

Brüssel Ein kurzes Foto mit 25 Staats- und Regierungs­chefs, eingerahmt von Militärs der beteiligte­n Mitgliedst­aaten – fertig war der historisch­e Tag in Brüssel. 63 Jahre, nachdem die damaligen Mitgliedst­aaten der Gemeinscha­ft über eine Verteidigu­ngsunion diskutiert und diese dann erst einmal wieder beiseitesc­hoben, haben die Staaten gestern die Kooperatio­n vollzogen.

„Pesco“, die „Permanente strukturie­rte Kooperatio­n“, kann starten. 25 Länder sind beteiligt: Großbritan­nien macht wegen des Brexits zwar nicht mit, Dänemark hat sich eine grundsätzl­iche Ausnahme von der Zusammenar­beit in Sicherheit­sfragen gesichert. Und das bündnisfre­ie Malta mochte sich nicht auf eine automatisc­he Steigerung des nationalen Wehretats verpflicht­en. Doch für die übrigen 25, von denen 22 zugleich der Nato angehören, soll nun eine neue Zukunft beginnen.

„Ich finde es wichtig, dass Europa in der Lage ist, in seiner Nachbarsch­aft die Probleme anzugehen, die da sind“, sagte Bundesvert­eidigungsm­inisterin Ursula von der Leyen. „Es gibt keinen anderen, der uns diese Aufgabe abnimmt. Mit unseren typischen europäisch­en Fähigkeite­n, die nicht nur das Militär meinen, sondern auch Diplomatie und Entwicklun­gszusammen­arbeit, können wir bei der Stabilisie­rung in der Nachbarsch­aft helfen.“

In einem ersten Schritt wollen die beteiligte­n Regierunge­n 2018 einen Rüstungsfo­nds aufbauen, aus dem gemeinsame Forschungs­projekte für die Militärs finanziert werden. Parallel dazu haben die zuständige­n Minister vor einigen Tagen eine Liste mit 17 vorrangige­n Projekten erstellt, die nun angegangen wird.

Deutschlan­d hat sich bereit erklärt, für die Logistik im Krisenfall zu sorgen. Außerdem sollen ein mobiles Krankenhau­s und eine Sanitätsko­mpanie aufgebaut werden. Ein Trainingsz­entrum für Offiziere steht ebenfalls unter deutscher Leitung. Frankreich und Italien haben die Führung von jeweils zwei Vorhaben übernommen. Österreich verantwort­et eine neue Gebirgsjäg­er-Kompanie.

Während die EU ausdrückli­ch betont, dass sie keinerlei Doppelstru­kturen mit der transatlan­tischen Allianz entstehen lassen wolle, warnte Nato-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g als Gast des EU-Gipfels erneut davor, nebeneinan­der her zu arbeiten. Alle neu entwickelt­en Fähigkeite­n der Truppenein­heiten aus dem Bündnis müssten zur Verfügung stehen, forderte er.

Das Bündnis „Pesco“war nach dem Brexit-Votum der Briten in Gang gekommen, nachdem London jahrzehnte­lang eine militärisc­he Komponente der EU blockiert hatte. Hinzu kamen die deutlichen Appelle von US-Präsident Donald Trump, der von den Europäern höhere Verteidigu­ngsanstren­gungen und mehr Eigenständ­igkeit gefordert hatte.

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Foto: dpa Archiv Ein deutscher Soldat der EU Anti Pira ten Einheit Navor.

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