„So weit ist noch kein Mensch geflogen“
Ein Airbus-Experte erklärt, warum der Weg zum Mars nur über den Mond führt
Herr von Broecker, dem früheren USPräsidenten Barack Obama war eine Mond-Mission der Nasa nicht so wichtig. Er peilte den Mars an. Sein Nachfolger Donald Trump steuert um und nimmt wieder den Mond in den Fokus. Eine richtige Entscheidung? Götz Anspach von Broecker: Mitarbeiter der Nasa reagierten auf die Weisung Obamas eher zurückhaltend. Trump wurde wissenschaftlich gut beraten. Der Mars ist von der Erde dermaßen weit entfernt, dass wir ohne einen vorbereitenden Zwischenschritt über den Mond dort vielleicht nicht ankommen. Der Mars stellt eine ungeheure Herausforderung dar. Man muss wissen: Jede zweite Mission dorthin ist bisher gescheitert. führt 64000 Kilometer hinter den Mond. So weit ist noch kein Mensch geflogen. Dort draußen wird es im Mondschatten mit rund 200 Grad minus extrem kalt.
Sie arbeiten für Airbus. Was bringt Airbus in den Bau der „Orion“ein? Von Broecker: Airbus hat seit langem Erfahrungen in der bemannten Raumfahrt. Der zentrale Rechner für die Lageregelung der Internationalen Raumstation ISS und das europäische Labor „Columbus“kommen von Airbus. Wir können hoch komplexe Systeme bauen, die auch dann zuverlässig funktionieren, wenn Unvorhergesehenes passiert – wie etwa der Einschlag winziger Meteoriten. Einen völlig autonom arbeitenden Raumtransporter ATV für die ISS konnten nur wir Europäer bauen. Aufgrund dieser Expertise kam es zum Auftrag der Nasa, das Servicemodul für die „Orion“-Kapsel zu bauen. Dieses Modul ist das eigentliche Fluggerät. der technischen Komplexität. Vom Konzept her ist „Apollo“aber Vorbild. Alles unnötige Gewicht, das für den Rückflug nicht mehr gebraucht wird, bleibt auf dem Mond.
Wäre eine Mondbasis ein Nachfolger für die alternde Raumstation ISS? Von Broecker: Es könnte eine Ergänzung zur ISS sein. Man kann auf dem Mond testen, wie Menschen autonom in fernen Welten leben können. Zum Beispiel kann man herausfinden, wie Medizin funktioniert. Menschen sind auf Bakterien angewiesen, so wie wir auf der Erde auch. Für eine Mars-Mission ist das lebenswichtig. Was auf dem Mond aber fehlt, ist Schwerelosigkeit. Deshalb ist die ISS so interessant für die Forschung. Denn Zellen funktionieren unter Schwerelosigkeit anders. DNA verändert sich. Wir wissen nicht, warum. Eine Weiternutzung der ISS bis 2028 ist denkbar und wünschenswert. die Startbedingungen aufgrund geringerer Schwerkraft auch besser als auf der Erde. Den Trainings- und Lerneffekt müssen wir nutzen. So könnte man ein komplettes Raumfahrt-Hospital für fünf Jahre testen.
Wie lange etwa würden die Astronauten jeweils auf dem Mond bleiben? Von Broecker: Bis zu einem Jahr. Wir dürfen nicht vergessen: Der Mond bietet keinen Schutz gegen harte Strahlung wie ihn die Erde durch Atmosphäre und Magnetfeld hat. Diesen Schutz muss man schaffen.
Und wie lange würde ein Mars-Flug dauern?
Von Broecker: Etwa anderthalb Jahre. In der Zeit muss man die Astronauten mit einem künstlichen Magnetfeld gegen die Strahlung schützen. Wir müssen erst zum Mond – und dann zum Mars. Die Vorbereitungen gehen sicher über 2030 hinaus. Aber als Menschheit können wir uns doch Zeit lassen. Götz Anspach von Bro ecker, 52, arbeitet im Forschungs und Entwick lungsbereich der Airbus Defence and Space.