Jetzt schlägt Vanellopes Herz dort, wo es hingehört
Das Baby litt an einem seltenen Geburtsdefekt. Die Ärzte hatten kaum Hoffnung. Doch die Kleine ist stark
London Als Vanellope Hope Wilkins 20 Minuten nach ihrer Geburt noch immer aus vollem Hals schrie und weinte, atmeten ihre Eltern zum ersten Mal seit vielen Monaten erleichtert auf. Mit Tränen in den Augen bewunderten Naomi Findlay und Dean Wilkins ihr neugeborenes Mädchen, dessen Körper schon zu diesem Zeitpunkt in einen sterilen Plastikbeutel gewickelt war.
Das war überlebenswichtig, um Infektionen zu verhindern. Das Baby litt unter einem äußerst seltenen Geburtsdefekt: Das Herz von Vanellope Hope schlug außerhalb der Brust, auch ein Teil des Magens befand sich nicht im Körper. Nun gab das zuständige Glenfield Hospital im mittelenglischen Leicester Entwarnung: Nach drei großen Operationen gehe es dem drei Wochen alten Mädchen gut.
Experten zufolge ist Vanellope wohl das erste Baby im Königreich, das diesen seltenen Defekt überlebt hat. Überglücklich beugen sich die Eltern über das kleine Bettchen, in dem ihre Tochter in eine rosafarbene Decke eingehüllt ist. Sie streicheln die winzigen Hände, in der Ecke sitzt ein Teddybär. Noch muss das Kind künstlich beamtet werden, weil die Organe sich erst Platz verschaffen müssen – jetzt, da auch das Herz dazugekommen ist.
Naomi Findlay war im dritten Monat, als sie die Diagnose hörte: Bei der Fehlbildung Ectopia Cordis liegt das Herz nicht wie bei gesunden Menschen im Brustkorb, sondern außerhalb davon. Die Ärzte rieten der 31-jährigen Findlay und ihrem 43-jährigen Lebensgefährten, die Schwangerschaft abzubrechen.
„Beim Blick auf das Ultraschallbild wussten wir nicht, was wir da anschauten. Es sah aus wie ein kleiner Hamster mit einem Hut auf“, sagt der Vater. Auch wenn die Eltern verzweifelt waren, sie entschieden sich gegen eine Abtreibung. Am 22. November brachte ein Team von 50 Spezialisten das Mädchen per Kaiserschnitt zur Welt. Eine Stunde danach wurde es zum ersten Mal operiert. Die Ärzte setzten das Herz in den kleinen Körper zurück. Doch erst bei einer dritten Operation konnten sie die Brust des Babys mit Haut verschließen, die sie unter dem Arm entnahmen. Weil Vanellope ohne Rippen und Brustbein geboren wurde, strickten die Chirurgen ein Netz, das die Aufgabe hat, das Herz des Mädchens zu schützen.
„Es ist überwältigend“, sagt die Mutter. „Ich bin so froh, dass ich die Schwangerschaft nicht abgebrochen habe.“Die Eltern nannten ihr Kind nach einer Figur aus dem DisneyFilm „Ralph reichts“. Hartnäckig sei Vanellope darin – am Ende verwandle sie sich in eine Prinzessin.